Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

benutzten ihre Flügel, um sich über den eisigen Boden zu bewegen. Toshiko drückte den Knopf, der die Tür wieder schloss. Schwerfällig und gemächlich begann sie, sich zu bewegen.
    Sie erwischte die erste Kreatur, die sich über die Türschwelle schob, und zerquetschte sie. Die Hülle des Wesens brach auf, gelbes Wundsekret floss heraus und die Tür begann, sich wieder zu öffnen.
    „Sicherheitsmaßnahme!“, entfuhr es Toshiko. „Falls sich jemand den Fuß eingeklemmt hat!“ Sie drückte wieder auf den Knopf, aber die Tür öffnete sich weiter. Noch mehr von den Kreaturen wuchteten sich auf die Schwelle und fielen heraus. Als die warme Außenluft ihre Flügel erreichte, wurden sie wieder biegsam und durchsichtig. Toshiko konnte hören, wie die Flügel schneller und schneller schlugen. Ihre kleinen roten Augen sahen aus wie Juwelen und schienen im Licht des Korridors zu leuchten, während sie Owens und Toshikos Bewegungen verfolgten.
    Dann erhob sich eines der Wesen schwankend in die Luft.
    Jack blickte Doktor Scotus ruhig an.
    „Woran erkennst du, dass er ein Wirt ist?“, fragte er Gwen.
    „Schau dir seine Haare an“, antwortete sie.
    „Ja, okay. Ich gebe zu, er hat diesen ‚Ich bin ein verrückter Wissenschaftler‘-Look ziemlich gut getroffen, aber das habe ich schon oft gesehen. Das ist doch kein Beweis.“
    „Sein Haar bewegt sich in der Brise, oder nicht?“
    Jack sah Scotus an, der Gwen ungläubig anstarrte. „Ja, und?“
    „Hier drinnen weht keine Brise.“
    Jack wandte sich von Gwen ab und sah wieder Scotus an. Dünne blonde Strähnen standen wie ein Heiligenschein von Scotus’ Kopf ab und Gwen hatte recht. Jetzt, da er sich konzentrierte, erkannte Jack, dass die Strähnen nicht nur in der fehlenden Brise wehten, sie bewegten sich nicht einmal in die gleiche Richtung.
    „Was zum Teufel …?“, murmelte er.
    „Erinnerst du dich an das Wurm-Ding, das uns in Doktor Scotus’ Büro angegriffen hat?“ Gwen bewegte sich zur Seite. Der Gorilla, der hinter ihr gestanden hatte und sie noch immer bewachte, ging mit. Allerdings bewegten sich auch einige der dünnen Ranken auf Scotus’ Kopf, um ihre Bewegungen zu verfolgen. „Das Ding hatte eine ganze Menge langer Fäden an den Enden, nicht wahr?“
    „Ich hatte zu der Zeit andere Sorgen, wie zum Beispiel es davon abzuhalten, dich zu erdrosseln. Aber sagen wir mal, ich erinnere mich.“
    „Stell dir diese Fäden mal viel länger vor, so ungefähr eins achtzig lang. Und dann stell dir vor, dass sie ihren Weg zwischen den Körperzellen hindurchfinden. Sie infiltrieren den gesamten Körper durch Venen und Arterien, durch die Muskeln und bis ins Gehirn, dann aus der Kopfhaut hinaus. Stell dir vor …“
    „Danke. Ich verstehe schon.“ Jack kam ein Gedanke. „Warte mal, das Wurm-Ding hatte Fäden an allen Enden.“
    Beide sahen auf Scotus’ Schoß hinab. War das nur Jacks lebendige Vorstellungskraft, oder bewegte sich da unten auch etwas?
    Jack schaute hoch in Scotus’ Gesicht. „Was ist passiert?“, fragte er.
    „Ich habe eine der Tabletten probiert“, sagte Scotus. „Das musste ich doch. Wer würde denn schon Diätpillen von einem dicken Ernährungsberater kaufen? Ich hatte dieselben Gelüste wie die anderen, das gleiche Bedürfnis, alles zu essen, egal was. Ich habe es unterdrückt. Zuerst mit Proteinpulver, dann mit Drogen. Irgendwann habe ich entdeckt, dass Sedativa den Appetit der Kreatur reduzierten. Jetzt ist sein Zustand stabil. Über die Fäden, die Sie erwähnt haben, nimmt das Wesen seine Umwelt wahr. Sie sind weitergewachsen. Sie haben mich durchdrungen, mich infiltriert.“
    „Warum nehmen Sie nicht einfach die zweite Pille?“, fragte Gwen. „Warum spülen Sie es nicht einfach wieder aus Ihrem System?“
    „Weil diese Fäden inzwischen zu sehr mit meinem Gehirn und Nervensystem verwachsen sind“, erklärte Scotus. „Wenn man die Kreatur tötet, dann bringt man mich mit großer Wahrscheinlichkeit auch um. Das ist der eine Grund. Der andere ist viel simpler: Die Kreatur würde das nicht zulassen.“
    „Sie würde es nicht zulassen?“ Jack ging auf ihn zu.
    Der Schläger hinter Gwen zielte mit der Waffe auf ihn, ließ ihn aber weitergehen. An seinem Gesichtsausdruck konnte man klar erkennen, dass er glaubte, er wäre in einem Irrenhaus gelandet.
    „Sie meinen, das Wesen kontrolliert Sie?“
    „Es ist nicht so offensichtlich. Es ist nicht intelligent, wenn man unsere Maßstäbe anlegt. Aber es hat Instinkte, die es mir