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Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Tore der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Tore der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Nicolai
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brummte der Mann und fummelte an dem Gerät, das hinten in ihrem Hosenbund steckte.
    »Beeilen Sie sich gefälligst!«, fauchte Ravenna. »Geht das nicht ein bisschen schneller?«
    Soeben reichte die Assistentin Beliar ein Mikrofon. Ein Kamerateam umkreiste das Trio.
    »Guten Abend. Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
    »Lilith«, säuselte die Rothaarige, als Beliar ihr das Mikro vors Gesicht hielt. »Ist das aufregend! Bin ich wirklich dabei?«
    »Aber sicher. Gehen Sie ruhig schon einmal zu unseren Kandidaten«, lächelte Beliar. »Und Sie sind?«
    Das weißt du genau, wäre die passende Antwort gewesen, gefolgt von einem Faustschlag auf die Nase. Lucian und Beliar waren alte Feinde, sie bekämpften einander seit mehr als siebenhundert Jahren. Doch Lucian sagte etwas, das Ravenna alles rings um sich vergessen ließ.
    »Ich bin Ravennas Begleiter. Ich bin hier, um ihr beizustehen.«
    Im Saal wurde es so ruhig, dass man einzelne Atemzüge vernehmen konnte. Ein schmaler Spot wurde auf ihr Gesicht gerichtet. Sie blinzelte. Der Techniker zog sich in geduckter Haltung zurück.
    »Lucian, richtig?«, fragte ein unsichtbarer Beliar über Lautsprecher.
    »Richtig.«
    »Und Sie lieben sie.«
    Stille. Herzklopfen. Kribbeln auf der Kopfhaut.
    »Auch das ist richtig«, sagte Lucian.
    Er brachte das so einfach und überzeugend vor, als hätte er diesen Satz schon hundertmal vor der Kamera gesagt. Ravennas Knie wurden weich wie Butter in der Sonne, und sie wäre am liebsten zu ihm hingegangen. So schien es auch einigen anderen jungen Frauen im Studio zu gehen, denn in den dunklen Tribünen wurden Seufzer und Rufe laut. Jemand warf eine Kusshand, und die rothaarige Lilith murmelte: »Wie süß! Wo hast du den denn aufgegabelt?«
    »Das geht dich überhaupt nichts an«, knurrte Ravenna. »Abgesehen davon würdest du mir kein Wort glauben.«
    »Sehr schön«, sagte Beliar unterdessen zu Lucian. »Dann haben Sie sicher kein Problem damit, für Ravenna etwas zu riskieren. Auf jeden Fall«, verkündete er nach einer Kunstpause, die er sichtlich genoss, »dürfte der letzte Durchgang des WizzQuizz noch einmal richtig spannend werden.«
    »Ich kann das nicht tun!«, zischte Ravenna. »Ich werde nicht dastehen und zuschauen, wie dir was passiert.«
    »Mir passiert nichts«, beruhigte Lucian sie. Die Assistentin verpasste auch ihm ein Headset und glättete anschließend seinen Kragen. Währenddessen wurde ein Podest mit zwei Glaszylindern in den Saal gerollt. Jeder der Behälter war groß genug, dass eine stehende Person darin Platz fand. Lilith gruselte sich voller Vorfreude und sprach aufgeregt aufVadym ein.
    »Außerdem würde es nichts nützen, wenn wir uns jetzt zurückziehen. Wir stecken schon viel zu tief in der Sache drin«, fuhr Lucian fort. »Du nimmst doch nicht etwa an, Beliar ließe uns jetzt noch gehen.«
    Er klang so ruhig, als säßen sie irgendwo in einem Café am Ufer der Seine. So viel Gelassenheit machte Ravenna wahnsinnig. »Nein. Natürlich tut er das nicht.« Sie presste die Fäuste auf die Schläfen und lief auf und ab.
    »Ich glaub das alles nicht«, stieß sie hervor. »Was hat er sich jetzt bloß wieder ausgedacht? Irgendeine Houdini-Nummer? Handschellen, Ketten und Wasser bis zum Hals? Wenn ich das geahnt hätte, wären wir nie hergekommen, das schwöre ich. Nie im Leben hätte ich einen Fuß in dieses Studio gesetzt. Ich dachte, es ginge bloß darum, ein paar Fragen zu beantworten.«
    »Wer ist Houdini?«, fragte Lucian.
    Ravenna blieb stehen. Tränen, die sie auf gar keinen Fall vergießen wollte, kitzelten sie in der Nase. »Er war ein Zauberkünstler. Angeblich konnte er sich selbst unter Lebensgefahr aus jeder Art von Fesselung befreien.«
    Lucian hob die Brauen. »Nun, ein Zauberkünstler bin ich allerdings nicht. Die Ritter an Constantins Hof dürfen keine Magie wirken. Trotzdem lassen wir Beliar nicht gewinnen.«
    Als sie ihn unglücklich anstarrte, nahm er ihre Hände. »Der Teufel spielt mit uns, Ravenna. Das war schon immer so, das ist seine Natur. Bringen wir es einfach hinter uns und dann sehen wir weiter. Ich bin allerdings gespannt, ob er zulässt, dass du dieses ganze Geld gewinnst.«
    Ravenna schluckte. »Du meinst …« Sie schaute zu den beiden Koffern hinüber, die die Preise der ersten Runde enthielten. »Wenn dieser Mistkerl das verhindern will, dann muss er dafür sorgen, dass ich diesen Durchgang verliere.«
    »Genau das denke ich auch«, sagte Lucian.
    Durch eine Luke betraten die

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