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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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aus Organische Chemie I und II ein. Meine sämtlichen Aminosäuren, mit Ausnahme von Glycin, waren linksdrehend gewesen, en t sprechend der Symmetrie meiner Proteinhelix. Dasselbe galt für die Nukleotiden, die die Windungen der Nukleinsäuren verursachten. Aber das war natürlich vor meiner Umwan d lung gewesen. All meine Gedanken kreisten plötzlich um Stereoisomere und um den Nahrungskreislauf. Es ist nä m lich so: Manchmal akzeptiert der Körper rechtsdrehende Substanzen, lehnt aber die linksdrehenden Komponenten ab, manchmal ist es umgekehrt. Manchmal werden auch beide Komponenten angenommen, aber dann dauert der Verda u ungsprozeß bei einer Variante länger. Ich bemühte mich, mich an spezielle Beispiele zu erinnern. Mein Bier enthielt Äthylalkohol, C 2 H 5 OH … In Ordnung, dieses Molekül war symmetrisch. Das zentrale Kohlenstoffatom war mit zwei Wasserstoffatomen verbunden. Umgewandelt oder nicht, ich würde in beiden Fällen einen Rausch davon bekommen. Warum hatte dann alles einen anderen Geschmack? Die Aromastoffe, ja. Bei ihnen handelte es sich um asymmetr i sche Ester, die nun meine Geschmacksnerven ganz anders anregten. Und auch mein olfaktorischer Apparat mußte sich ab sofort mit ‚ umgekehrtem ’ Zigarettenrauch befassen. Ich würde zu Hause als erstes einmal ein paar wesentliche Dinge nachschlagen müssen. Da ich nicht wußte, wie lange meine Existenz als Spiegelmensch dauern würde, wollte ich mich auf keinen Fall der Gefahr einer Vergiftung aussetzen, wenn sie bestand.
    Ich trank das Bier aus. Im Verlauf der sehr langen Bu s fahrt konnte ich mich näher mit diesem Phänomen ausei n andersetzen. In der Zwischenzeit schien es mir angebracht, noch ein wenig umherzupromenieren und aufzupassen, ob ich verfolgt wurde. Ich lief die nächsten fünfzehn bis zwa n zig Minuten kreuz und quer hin und her, konnte aber keinen Verfolger aufspüren.
    Dann ging ich zurück zur Bushaltestelle, um meinen St e reoisobus nach Hause zu nehmen.
    Schläfrig mit dem Bus durch die weite Landschaft tu c kernd, ließ ich meine Gedanken durch die Straßen meines Verstandes paradieren, stocherte gelegentlich auch einmal in älteren Erinnerungen und lauschte dem Pochen der Narre n trommeln in meinen Schläfen. Ich hatte die mir übertragene Aufgabe erledigt. Aber von wem war sie mir übertragen worden? Nun, der Betreffende hatte gesagt, er sei eine Au f zeichnung, aber er hatte mich mit dem Wissen um Artikel 7224, Absatz C versorgt, als ich es benötigt hatte – und j e der, der mir in der Not beisteht, gehört automatisch zu den Guten, bis er sich eindeutig zu erkennen gibt. Ich fragte mich, ob ich mich für unseren nächsten Kontakt wieder b e trinken sollte, oder ob er dieses Mal etwas anderes mit mir vorhatte. Denn selbstverständlich mußte es einen weiteren Kontakt geben. Er hatte deutlich gemacht, daß meine Z u sammenarbeit in dieser Frage zu einer Klärung der gege n wärtigen Situation führen würde. Also gut, das hatte ich ihm abgekauft. Ich hatte meine Umkehrung nur auf sein Wort hin in gutem Glauben durchgeführt. Jeder andere hatte etwas verlangt, das ich nicht erfüllen konnte, und mir aber auch nicht das geringste dafür geboten.
    Wenn ich einschlief, würde ich dann eine weitere Bo t schaft erhalten? Oder war mein Alkoholspiegel dafür zu niedrig? Was für ein Zusammenhang bestand da überhaupt? Sibla schien der Überzeugung zu sein, Trunkenheit würde einen telepathischen Kontakt eher erschweren als erleic h tern. Warum war mein Korrespondent dann bei den zwei Gelegenheiten, wo ich betrunken gewesen war, so klar und deutlich durchgekommen? Wäre da nicht der ganz offe n sichtliche Effekt von Artikel 7224, Absatz C gewesen, fiel mir plötzlich ein, dann hätte ich überhaupt keine Möglic h keit gehabt, die Botschaften von normalen Halluzinationen im Zustand der Volltrunkenheit zu unterscheiden. Ich hätte sie höchstens als beste Möglichkeit, einen hochakuten T o deswunsch auszudrücken, ansehen können. Aber an der ganzen Sache mußte mehr sein. Sogar Charv und Ragma argwöhnten bereits die Existenz meines übernatürlichen G e sprächspartners. Ich fühlte ein seltsames Drängen, den Wunsch, das, wa s u nbedingt getan werden mußte, so schnell wie möglich zu tun, bevor die Außerirdischen den Plan durchschauten wie er auch immer aussehen mochte. Ich war sicher, sie würden sich in unsere Kommunikation einm i schen, wenn nicht gar versuchen, sie zu unterbinden.
    Wie viele mochten es wohl sein, die

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