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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Tu ’ s nicht. “
    Er zuckte zusammen.
    „ Das hättest du nicht zu erwähnen brauchen. “
    „ Tut mir leid. “
    Ich lauschte den Violinen.
    „ Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört “ , endete er wenige Augenblicke später.
    „ Was wollte Wexroth an diesem Morgen? “
    „ Er hatte einige Fragen sowie eine Nachricht. “
    „ Für mich? “
    Er nickte. Trank dann einen Schluck.
    „ Was für eine? “
    „ Sollte ich von dir hören, dann soll ich dir sagen, daß man dich graduiert hat. Du kannst die Urkunde in seinem Büro abholen. “
    „ Was? “
    Ich war aufgesprungen, wobei ich meinen Drink teilweise über meine Hand geschüttet hatte.
    „ Das hat er wortwörtlich gesagt: ‚ Graduiert ’ . “
    „ Wie konnten Sie mir das nur antun! “
    Er hob die Schultern, ließ sie wieder sinken.
    „ Hat er nur Spaß gemacht? Hörte er sich stoned an? Hat er gesagt, warum? Wie? “
    „ Nein – nichts von alledem “ , sagte er. „ Er klang nüchtern und ernst. Er wiederholte sogar alles noch einmal. “
    „ Verdammt! “ Ich ging hin und her. „ Was glauben die e i gentlich, wer sie sind? Man kann einem Mann doch so etwas nicht einfach aufzwingen. “
    „ Manche Menschen wünschen es sich sogar. “
    „ Die haben auch keine eingefrorenen Onkel! Verflucht! Ich frage mich, was passiert ist. Ich sehe keinerlei Angriff s fläche. Ich habe ihnen nie eine Möglichkeit hierzu geliefert. Wie, zum Teufel, konnten sie das nur tun? “
    „ Das weiß ich nicht. Da mußt du ihn schon selbst fragen. “
    „ Das werde ich! Glaub mir, das werde ich! Morgen früh gehe ich als allererstes zu ihm und haue ihm eine aufs A u ge. “
    „ Wird damit das Problem gelöst? “
    „ Nein, aber Rache paßt zu meinem abenteuerlichen L e bensstil. “
    Ich setzte mich wieder und trank mein Glas leer. Die M u sik spielte unaufhörlich.
     
    Später, nachdem ich den fröhlichen Irischen Setter, der als Wächter des ersten Stocks fungierte, an unser Abko m men bezüglich Schwanz und Decke erinnert hatte, legte ich mich im Hinterzimmer schlafen. Dort hatte ich einen Traum voller merkwürdiger Symbolismen.
    Vor vielen Jahren hatte ich einst ein hübsches kleines Buch mit dem Titel Sphereland von einem Mathematiker namens Burger gelesen. Es war eine Fortsetzung von Abbots altem Klassiker Fl atland, in der einige Passagen über die Reversion zweidimensionaler Wesen durch eine Kreatur aus dem übergeordneten dreidimensionalen Raum vorkommen. Reinrassige Hunde und Promenadenmischungen waren hier Spiegelbilder voneinander, symmetrisch, aber nicht kongr u ent. Die reinrassigen Köter waren seltener und teurer, ein kleines Mädche n w ünschte sich aber so sehr einen. Ihr Vater arrangierte es, daß ihr Bastard mit einem Reinrassigen g e paart wurde, und hoffte, so die begehrteren Reinrassigen lachten zu können. Das ging natürlich schief, alle aus dem Wurf erwiesen sich als Promenadenmischungen. Später verwandelte unser Besucher aus dem übergeordneten Raum sie dann doch noch in reinrassige Hunde, indem er sie ei n fach in der dritten Dimension umdrehte und auf den Kopf stellte. Die geometrische Moral, auch wenn sie gut durc h dacht war, hatte mich aber an der Geschichte nicht so sehr fasziniert. Vielmehr konzentrierten meine Gedanken sich noch lange Zeit auf den vollzogenen Paarungsakt – zwei symmetrische, aber inkongruente Hunde machten sich in zwei Dimensionen daran.
    Die einzige durchführbare Prozedur beinhaltete eine canis obversa Position, die ich mir bildlich als kreiselähnlich r o tierend im zweidimensionalen Raum vorstellte. Das so en t stehende Mandala hatte ich eine Zeitlang als Meditationshi l fe bei meinen Yoga-Übungen verwendet. Nun begegnete es mir wieder in den Hallen des Schlummers. Ich war umgeben von einer Unmenge todernster Hunde, die sich krümmten und wanden, stumm ihrem Geschäft nachgingen und sich dabei nur gelegentlich einmal in den Nacken bissen. Dann wehte ein eiskalter Wind über mich, und die Hunde lösten sich in Luft auf, ich war durchgefroren und allein.
    Erwachend stellte ich fest, daß Woof mir die Decke g e stohlen hatte; er hatte sich in einer Ecke darauf zusamme n gerollt. Schnatternd holte ich sie mir wieder. Er versuchte mir vorzutäuschen, alles sei nur ein Mißverständnis gew e sen, das alte Schlitzohr, aber ich wußte es besser, und das sagte ich ihm auch. Als ich später nochmals hinübersah, e r blickte ich nur seinen Schwanz sowie einen eingeschnappten Gesichtsausdruck zwischen den

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