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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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nun genau geschehen? “
    „ Jemand hat mich gestoßen, dabei ist meine Tasche geri s sen. Ich hatte die ganzen Morgeneinnahmen darin. Mein Chef wird mir alles vom Lohn abziehen, wenn …“
    „ Sehen wir einmal nach, wieviel bereits zusammeng e kommen ist. “
    Das taten wir, und wie sich herausstellte, hatte ich si e benundneunzig Dollar zurückbekommen. Das bewirkte, daß ich ein gutes Bild von meinen Mitmenschen bekam, und ich beglückwünschte mich dazu, das Schicksalsschiff am heut i gen Tag so geschickt um alle Klippen herumgesteuert zu haben. Ich hinterließ ihnen eine falsche Kontaktadresse, sol l ten noch weitere Scheine auftauchen, dankte ihnen meh r mals, entschuldigte mich für die Unannehmlichkeiten und ging dann hinaus.
    Der Verkehr, das merkte ich sofort, floß auf den falschen, den entgegengesetzten Straßenseiten. In Ordnung. Damit konnte ich leben. Die Schilder der Geschäfte waren alle u m gekehrt. Na schön, auch das ging noch an.
    Ich ging zu der Bank, wo ich den Abholschein für meinen Mantel hinterlassen hatte. Schon nach wenigen Schritten blieb ich stehen. Der Weg schien richtig zu sein, also war es der falsche.
    Lange stand ich da und versuchte, mir die ganze Stadt spiegelverkehrt vorzustellen. Das war schwieriger als ich zuvor angenommen hatte. Das belegte Brötchen und das Bier – nun umgekehrt – kamen mir hoch, ich kämpfte mit mir selbst, bis ich alles wieder an seinen Platz niedergeru n gen hatte. Ja, schon besser. Der Trick bestand einfach darin, anhand von Straßenmarkierungen zu navigieren und sich vorzustellen, man sei beim Rasieren. Wie wenn man in e i nen Spiegel schaut, sagte ich mir. Ich fragte mich, ob ein Zahnarzt mir gegenüber einen Vorsprung hätte oder ob seine Fähigkeiten sich lediglich auf das Innere von Mündern b e schränkten. Spielte aber keine Rolle. Ich hatte meine Bank gefunden.
    Ich ging hin, geriet kurz in Panik, als ich den Schein nicht finden konnte, doch dann erinnerte ich mich und ging zum anderen Ende. Ja. Genau dort …
    Natürlich hatte ich den Abholschein dort zurückgelassen, damit er nicht umgekehrt wurde und ich keine Schwierigke i ten beim Abholen bekam. Und ich hatte den Mantel abgeg e ben, damit mein Busfahrschein nicht umgekehrt wurde, denn das hätte ebenfalls zu Ärger geführt.
    Ich legte mir im Geiste die Route zurecht, dann ging ich zu dem Restaurant zurück. Ich war darauf vorbereitet, es auf der anderen Straßenseite zu finden, fummelte aber dann doch an der falschen Türseite nach der Klinke.
    Das Mädchen gab mir meinen Mantel sofort, doch als ich mich zum Gehen wandte, sprach sie mich an. „ Heute haben wir aber nicht den ersten April, mein Herr. “
    „ Wie belieben? “
    Sie winkte mir mit dem Geldschein zu. Da ich kein Wechselgeld hatte, hatte ich ihr einen Dollarschein gegeben. Einen Augenblick später fiel mir ein, daß ich ihr ja den ‚ normalen ’ Schein gegeben hatte, den, den ich mit durch den Mobilator genommen hatte.
    „ Oh “ , sagte ich und setzte ein rasches Grinsen auf. „ Ein kleiner Partyscherz. Hier, nehmen Sie den hier. “
    Ich gab ihr RALLOD NENIE wonach sie sich ebenfalls zu einem Lächeln durchrang.
    „ Er sieht so echt aus “ , sagte sie. „ Im ersten Moment konnte ich überhaupt nicht erkennen, was daran nicht stimmte. “
    „ Ja. Toller Spaß. “
    Ich verharrte noch kurz, um mir ein Päckchen Zigaretten zu kaufen, dann machte ich mich auf die Suche nach der Bushaltestelle. Aber ich hatte noch jede Menge Zeit bis zur Abfahrt. Daher dachte ich, ein wenig antitelepathische M e dizin könnte eigentlich nicht schaden. Ich betrat eine völlig unverfänglich aussehende Bar und bestellte mir ein Glas Bier.
    Es schmeckte merkwürdig. Nicht schlecht, zugegeben. Einfach anders. Ich entzifferte den spiegelverkehrten Namen auf dem Etikett und fragte den Barkeeper, ob das auch wir k lich der Inhalt wäre. Er sagte ja. Achselzuckend nippte ich. Es schmeckte wirklich hervorragend. Auch die Zigarette, die ich mir anzündete, schmeckte merkwürdig, was ich zuerst auf den Nachgeschmack des Bieres schob. Wenige Auge n blicke später ginge n m ir jedoch einige halb ausgegorene Gedanken durch den Kopf; ich rief den Barkeeper und ließ mir ein Glas Bourbon bringen.
    Er hatte einen reichen, rauchigen Geschmack, überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was ich sonst immer aus Fl a schen mit diesem Etikett zu trinken bekam. Von Flaschen mit anderen Etiketts ganz zu schweigen.
    Plötzlich fielen mir wieder einige Details

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