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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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Rhenniusmaschine aufbewahren. Ich fragte mich, ob schon etwas von meinem nächtlichen Besuch in den Mo r genzeitungen zu lesen war. Egal. Ich richtete meine ganze Aufmerksamkeit auf die Bewegungen der Zuschauer, auf die Positionen der vier Wachen – vorher waren es nur zwei g e wesen –, auf die Entfernungen der verschiedenen Eingänge, kurz, auf alles. Ich konnte aber nicht erkennen, ob sie das Dachfenster b e reits ersetzt und ein neues Gitter angebracht hatten. Aber das war sowieso einerlei. Zweimal wollte ich denselben Trick nicht ausprobieren. Ich benötigte etwas grundlegend anderes und Schnelleres.
    Nachdenklich ging ich hinaus, um mir ein belegtes Brö t chen und ein Bier zu kaufen letzteres für den Fall der Anw e senheit irgendwelcher Telepathen. Während ich daran kaute und schluckte, sah ich mich um und kam zu dem Ergebnis, augenblicklich nicht das Ziel argwöhnischer Blicke zu sein. Ich fand einen freien Platz, ging hin, setzte mich und aß nach Herzenslust, wobei ich angestrengt nachdachte.
    Die Idee kam mir im selben Augenblick, als mir ein kalter Luftzug von der Tür entgegenwehte. Ich wandte mich wi e der meinem Brötchen zu. Etwas Besseres fiel mir nicht ein.
    Daher arbeitete ich den Plan aus, betrachtete ihn von den unterschiedlichsten Blickwinkeln her, bemüht, ihn noch e t was zu verbessern. Ein großer Geistesblitz war es nicht g e wesen, aber er mußte genügen.
    Ich überlegte mir alles gründlich, hatte dabei aber plöt z lich Angst, es könnte, wegen eines Nebeneffekts des Proze s ses, nicht funktionieren. Nach einem Augenblick der Fr u stration verdrängte ich den Gedanken und fing noch einmal von vorn an. Ich ärgerte mich über die unzähligen Kleini g keiten, die ich wegen etwas so Nebensächlichem zu bede n ken hatte.
    Ich ging zur Bushaltestelle, wo ich mir einen Fahrschein nach Hause kaufte. Diesen steckte ich in meine Mantelt a sche. Ich kaufte mir ein Magazin und einige Kaugummis, ließ mir beides in eine Tasche tun, warf das Magazin a n schließend weg, kaute den Kaugummi, behielt aber die T a sche. Als nächstes sah ich mich nach einer Bank um, fand eine, ging hinein und ließ mir mein ganzes Geld in Ein-Dollar-Scheine umwechseln, die ich in die Tasche stopfte – alles in allem einhundertfünfzehn Dollar.
    Ich bahnte mir meinen Weg zurück in die Umgebung der Halle, suchte eine Reinigung., ließ meinen Mantel dort und schlüpfte wieder hinaus. Mit dem Kaugummi klebte ich den Kontrollzettel für den Mantel an die Unterseite einer Par k bank, auf der ich eine Weile saß. Dann rauchte ich eine let z te Zigarette, nach der ich zur Halle zurückging, den Beutel mit dem Geld in einer Hand, einen einzelnen Schein in der and e ren.
    Drinnen wartete ich, bis die Menge genau die richtige Dichte und Verteilung hatte, während ich noch einmal die Luftzüge beim Öffnen der verschiedenen Türen in mein G e dächtnis zurückrief. Ich suchte mir aus diesem Informat i onsmaterial den geeignetsten Ort für mein Vorgehen heraus und näherte mich diesem. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Tasche bereits an einer Seite aufgerissen und hielt sie nur mit der Hand zusammen.
    Etwa fünf Minuten später schien mir die Situation dem Idealzustand sehr nahe gekommen zu sein. Die Zuschaue r menge war dicht gedrängt, die Wachen waren relativ weit entfernt. Ich hörte die unvermeidliche Standardfrage: „ Aber was tut sie denn? “ und die übliche Antwort: „ Sie sind sich noch nicht sicher “ , vermischt mit einem gelegentlichen: „ Es ist eine Art von Umkehrmaschine. Sie studieren sie noch. “ Plötzlich spürte ich einen scharfen Luftzug, zudem stand ein geeigneter Mann ganz in meiner Nähe.
    Ich stieß dem Burschen unsanft den Ellbogen in die Ri p pen. Er antwortete mit einem mittelenglischen Wortschwall – den die meisten Leute für etwas Angelsächsisches halten, aber ich habe seine Bedeutung einmal während eines Sprachkurses nachschlagen müssen und weiß daher B e scheid – und dann seinerseits mit einem Stoß.
    Ich übertrieb meine Reaktion, taumelte zurück gegen e i nen anderen Mann, während ich es so arrangierte, daß die Tragetasche hoch über meinem Kopf auseinanderplatzte.
    „ Mein Geld! “ kreischte ich, dann sprang ich vorwärts und stieß gegen das Absperrseil. „ Mein Geld! “
    Ich ignorierte die Rufe, das Flüstern und die plötzliche Unruhe hinter mir. Natürlich hatte ich den Alarm ausgelöst, aber das hatte im Augenblick nur nebensächliche Bede u tung. Schon war ich auf

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