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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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fühlte mich ein wenig schuldig, weil ich ihn mit Blut beschmiert hatte, doch dann gefiel mir die Tatsache doch noch ganz gut, weil das Blut das seltsame Farbenspiel veränderte. Leb wohl, gute Erde.
    Ein paar Stunden später erwachte ich wieder, durstig und mit verkrampften Muskeln, die von meiner seltsamen Ha l tung herrührten. Ich stand auf und ging in die Küche, wo ich mir ein Glas Wasser holte. Auf dem Rückweg durch meine Wohnung schaltete ich sämtliche Lichter aus. Im Schla f zimmer entkleidete ich mich langsam und setzte mich auf den Bettrand. Ich ließ meine Kleider liegen, wo sie hinfi e len, kuschelte mich in die Kissen, in denen ich den Rest der Nacht auf angenehmere Weise verbrachte.
    Damals hatte ich den Sternstein zuletzt gesehen. Ja.
    „ Ich erinnere mich “ , sagte ich. „ Das muß man dem Do k tor schon lassen. Er hat die Erinnerungen wieder zurückg e holt. Sie waren von Suff und Müdigkeit verschleiert, aber nun sind sie wieder klar und deutlich. “
    „ Nicht nur von Suff und Müdigkeit “ , widersprach Ragma.
    „ Wovon dann? “
    „ Ich sagte, wir haben den Stein gefunden. “
    „ Ja, das haben Sie gesagt. Aber die Erinnerung daran wurde nicht wieder geweckt. Ich erinnere mich nur, wann ich ihn das letzte Mal sah, nicht, was daraus geworden ist. “
    Paul räusperte sich. Ragma sah ihn an.
    „ Fahren Sie fort “ , sagte er.
    „ Als ich mit dem Ding arbeitete “ , begann Paul, „ waren meine Ergebnisse allesamt in keiner Weise zufriedenstellend gewesen. Ich konnte natürlich nicht einfach ein Stück von diesem unschätzbar wertvollen Artefakt wegklopfen, um es zu analysieren. Abgesehen von rein ästhetischen Gründen hätte man das leicht entdecken können. Ich hatte ja keine Ahnung, wie detailliert eine außerirdische Untersuchung der Oberfläche verlaufen würde. Jede von mir vorgenommene Veränderung hätte Ärger bedeuten können. Glücklicherwe i se war er lichtdurchlässig. D ah er konzentrierte ich mich auf die optischen Effekte. Ich fertigte eine gründliche topolog i sche Lichtvermessung der Oberfläche an. Daraus konnte ich mir, zusammen mit seinem Gewicht, ein ungefähres Bild von der Beschaffenheit machen. Obwohl ich mich damals um kaum mehr als die Vervielfältigung kümmern konnte, kam er mir vor wie eine Masse auf seltsame Art und Weise kristallisierter Proteine …“
    „ Verdammt “ , sagte ich. „ Aber …“
    Ich starrte Ragma an.
    „ Organisch, durchaus richtig “ , sagte der. „ Paul hat da nichts Neues entdeckt, diese Tatsache war schon einige Zeit bekannt. Was allerdings niemand vermutet hatte, war, daß das Ding noch immer lebte. Es schlief ganz einfach nur. “
    „ Lebend? Kristallisiert? Das hört sich nach einem übe r großen Virus an. “
    „ Zugegeben. Aber ein Virus verfügt nicht über Intell i genz, dieses Ding dagegen – auf gewisse Weise – schon. “
    „ Ich verstehe, worauf sie hinauswollen “ , sagte ich. „ Aber was soll ich nun Ihrer Meinung nach tun? Mich aufregen? Oder einfach zwei Aspirin nehmen und zu Bett gehen? “
    „ Weder noch. Ich muß jetzt für Doktor M ’ mrm ’ mlrr sprechen, da er beschäftigt ist und wir Ihnen die Situation mit raschen Worten erläutern müssen. Beim ersten Versuch, in Ihre Erinnerungen einzudringen, wurde er in einen Schockzustand versetzt, und zwar von einem Bewußtsein, das mit dem Ihren koexistierte und auf dessen Gegenwart er sich natürlich nicht hatte vorbereiten können. In Ausübung seines Berufes hat er mittlerweile die Gehirne aller bekan n ten Lebensformen der Galaxis kennengelernt, aber etwas Derartiges war ihm bisher noch nie aufgefallen. Er bezeic h nete es als etwas Unnatürliches. “
    „ Unnatürlich? In welcher Beziehung? “
    „ In rein technischer Weise. Er hält es für eine künstliche Intelligenz, ein synthetisches Bewußtsein. Solche Dinge wurden von vielen Völkern konstruiert, verglichen mit di e sem sind sie aber alle relativ simpel. “
    „ Was für eine Funktion hat meines? “
    „ Das wissen wir noch nicht. Als M ’ mrm ’ mlrr zum zwe i ten Mal in Ihren Geist eindrang, war er auf den Eindringling vorbereitet.
    Das Geschöpf ist selbst telepathisch begabt. Es konnte damals auf unserem Schiff unsere Sprache für Sie überse t zen, daher haben Sie uns verstanden. Man sagte mir, das könnte zu zusätzlichen Komplikationen führen, was dann auch der Fall war. Er drang ungestört in Ihren Verstand ein und erfuhr auch soviel über den Fremdling, daß wir eine

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