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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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schon her?
    „Was, zum Teufel, machen Sie denn hier?“ fragte ich.
    „Ich sammle Material für ein Buch, was denn sonst? Verdammt! Betrachten Sie die Bilder, Fred! Geben Sie vor, sie zu studieren. Na los. Ärger in Sicht. Wahrscheinlich für Sie!“
    Also wandte ich meinen Blick wieder den reizenden Ladys zu.
    „Was für Ärger?“ fragte ich.
    „Sie scheinen verfolgt zu werden.“
    „Wo ist er im Augenblick?“
    „Auf der anderen Straßenseite. Dort habe ich ihn zuletzt in einem Tor stehen sehen.“
    „Wie sieht er aus?“
    „Kann ich nicht genau sagen. Er ist aber dem Wetter entsprechend gekleidet. Hut ins Gesicht gezogen. Kopf vornüber geneigt. Durchschnittliche Größe, mehr oder weniger. Wahrscheinlich etwas gebeugt.“
    Ich kicherte.
    „Totaler Durchschnittsmensch. Woher wissen Sie, daß er mir folgt?“
    „Ich habe Sie schon vor Stunden gesehen, einige Bars zurück. Die, in der ich Sie gesehen habe, war ziemlich überfüllt. Gerade als ich auf Sie zugehen wollte, sind Sie gegangen. Ich habe gerufen, aber Sie haben mich in dem Lärm nicht gehört. Bis ich aufgestanden war und bezahlt hatte, waren Sie schon ein gutes Stück die Straße hinaufgegangen. Ich wollte hinter Ihnen hergehen, da sah ich diesen Burschen, der aus einer Toreinfahrt herauskam und das ebenfalls tat. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, aber Sie sind eine Weile herumgelaufen, und er ist allen Ihren Schritten gefolgt. Als Sie in die nächste Bar gegangen waren, blieb er einfach stehen, starrte sie an und verschwand dann wieder unter einem Torbogen. Er zündete eine Zigarre an, hustete mehrere Male, dann wartete er, immer die Bar im Auge behaltend. Daher ging ich weiter bis an die Ecke. Dort war eine Telefonzelle, ich ging hinein und gab vor zu telefonieren, während ich ihn beobachtete. Sie blieben nicht besonders lange dort, und als Sie herauskamen und weitergingen, tat er dasselbe. Ich folgte euch beiden noch zwei Bars weiter, um ganz sicherzugehen. Nun bin ich überzeugt. Sie werden verfolgt oder zumindest beobachtet.“
    „Na schön“, sagte ich. „Ich glaube Ihnen.“
    „Ihr ruhiges Akzeptieren dieser Situation bringt mich zu der Überzeugung, daß sie nicht vollkommen unerwartet kommt.“
    „Genau.“
    „Kann ich irgend etwas tun, um Ihnen zu helfen?“
    „Nichts, was die Ursache der Schwierigkeiten angeht. Aber vielleicht etwas, um die gegenwärtige Situation zu bereinigen …“
    „Etwa, Sie hier wegzubringen, ohne daß der dort draußen es bemerkt?“
    „Daran hatte ich beispielsweise gedacht.“
    Er gestikulierte mit einer bandagierten Hand.
    „Kein Problem. Lassen Sie sich Zeit mit Ihrem Getränk. Entspannen Sie sich. Betrachten Sie alles als gelaufen. Geben Sie weiter vor, meine Bilder zu studieren.“
    „Warum?“
    „Warum nicht?“
    „Was ist denn mit Ihrer Hand passiert?“
    „Ein bedauerlicher Unfall. Mit einem Fleischermesser. Hat man Sie inzwischen graduieren lassen?“
    „Nein. Sie bemühen sich noch immer darum.“
    Ein Kellner kam vorbei, stellte ein Glas vor ihn, legte eine Serviette daneben, warf einen Blick auf die Fotos, blinzelte mir zu und verschwand dann wieder hinter der Theke.
    „Ich dachte, ich hätte Sie in Geschichte umzingelt gehabt, als ich ging“, sagte er, hob sein Glas, nippte, wischte sich die Lippen ab, nippte wieder. „Was geschah?“
    „Ich entkam in die Archäologie.“
    „Zweifelhaft. Sie hatten bereits zuviel Anthropologie und Frühgeschichte, um damit lange durchkommen zu können.“
    „Richtig. Aber ich hatte das kommende Semester über meine Ruhe, und mehr wollte ich nicht. Im Herbst starteten sie dann Geologie Vorlesungen. Die belegte ich eineinhalb Jahre lang, in der Zwischenzeit hatten sich dann neue Möglichkeiten aufgetan.“
    Er schüttelte den Kopf. „Wie absurd“, sagte er.
    „Vielen Dank.“
    Ich schluckte trocken.
    Er räusperte sich.
    „Wie ernst ist die Situation denn?“
    „Ich würde sagen, ernst genug – wenn sie auch auf einem Mißverständnis basiert.“
    „Ich meine, haben die Behörden ihre Hände im Spiel oder nur Privatleute?“
    „Beides, wie es scheint. Warum? Haben Sie noch andere Einfälle, wie Sie mir helfen können?“
    „Nein, natürlich nicht! Ich versuchte nur, mir über Ihre Gegner Klarheit zu verschaffen.“
    „Tut mir leid“, sagte ich. „Ich schätze, ich schulde Ihnen einiges für das Risiko, das Sie eingehen …“
    Er hob eine Hand, um mich zum Schweigen zu bringen, aber ich sprach trotzdem weiter.
    „Ich habe keine

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