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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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haben uns schon früher kennengelernt, aber daran werden Sie sich kaum erinnern. Ich habe Sie operiert. Ihr Händedruck ist schon wieder sehr kräftig, das freut mich. Sie können sich sehr glücklich schätzen.“
    Ich hustete, das bereitete mir Schmerzen.
    „Gut zu wissen“, sagte ich.
    Er hob das Klemmbrett.
    „Da Ihre Hand in einem so guten Zustand ist“, meinte er, „könnten Sie mir vielleicht einige Formulare unterschreiben?“
    „Einen Moment“, sagte ich. „Ich habe noch keine Ahnung, was überhaupt geschehen ist. Das möchte ich zuallererst einmal erfahren.“
    „Oh, die üblichen Formalitäten werden selbstverständlich erst abgewickelt, wenn Sie wieder völlig auf dem Damm sind. Dies gibt mir lediglich die Erlaubnis, Ihren Krankenbericht sowie einige Fotos, die ich glücklicherweise während des Eingriffs machen konnte, für einen Artikel zu verwenden, den ich schreiben möchte.“
    „Was für ein Artikel?“ fragte ich.
    „Ein Artikel, der den Grund erklärt, warum ich Sie einen Glückspilz nennen möchte. Wie Sie wissen, wurden Sie von einem Schuß in die Brust getroffen.“
    „Daran kann ich mich noch erinnern.“
    „Jeder andere wäre wahrscheinlich dabei ums Leben gekommen, aber nicht so der alte Fred Cassidy. Und wissen Sie auch, warum?“
    „Erzählen Sie’s mir.“
    „Ihr Herz ist auf der falschen Seite.“
    „Oh.“
    „Wie konnten Sie denn nur so lange leben, ohne je etwas von der Besonderheit Ihres Kreislaufsystems zu erfahren?“
    „Weiß ich nicht“, sagte ich. „Bisher wurde mir aber auch noch nie in die Brust geschossen.“
    „Nun, Ihr Herz ist das genaue Spiegelbild eines normalen, durchschnittlichen Herzens. Die vena cavae bekommen das Blut von links zugeführt, und die Lungenarterie empfängt das Blut von der linken Herzkammer. Ihre Lungenvenen transportieren das frische Blut zum rechten Aurikel, während die rechte Herzkammer es durch einen Aortabogen pumpt, der nach rechts verläuft. Ihre rechten Herzklappen weisen ausnahmslos die stabileren Wände auf, die andere Menschen links haben. Jeder, der einen vergleichbaren Schuß abbekommen hätte, wäre wahrscheinlich im linken Ventrikel getroffen worden, wahrscheinlich auch noch in die Aorta. In Ihrem Fall durchschlug die Kugel lediglich einige unbedeutende Venen.“
    Ich hustete wieder.
    „Relativ harmlos, möchte ich sagen“, sprach er weiter. „Aber natürlich ist noch ein ordentliches Loch vorhanden. Das haben wir hübsch zugenäht. Sie werden bald wieder auf den Beinen stehen.“
    „Großartig.“
    „Um wieder auf die Unterschriften zurückzukommen …“
    „Ja. Meinetwegen. Für die Wissenschaft bin ich bereit, jedes Opfer zu bringen.“
    Während ich die Papiere unterzeichnete und mich über den Winkel des Geschosses wunderte, fragte ich ihn: „Unter welchen Umständen wurde ich denn hierhergebracht?“
    „Sie wurden von der Polizei in die Unfallstation gebracht“, antwortete er. „Man informierte uns aber nicht über die … äh … näheren Umstände, die zu der Schießerei geführt haben.“
    „Schießerei? Wie viele Personen waren denn beteiligt?“
    „Insgesamt sieben. Aber natürlich darf ich Ihnen keine Auskunft über die anderen Fälle geben.“
    Ich hielt mitten in der Unterschrift inne.
    „Hal Sidmore ist mein bester Freund“, sagte ich, hob den Kugelschreiber und sah die Formulare vielsagend an. „Der Name seiner Frau lautet Mary.“
    „Sie wurden nicht ernsthaft verletzt“, beeilte er sich zu versichern. „Mister Sidmore hat einen gebrochenen Arm, seine Frau lediglich ein paar Kratzer. Das ist alles. Er wartet schon darauf, Sie zu sehen.“
    „Ich möchte ihn gleich sehen“, verlangte ich. „Ich fühle mich kräftig genug.“
    „Ich werde ihn gleich hereinschicken.“
    „Ausgezeichnet.“
    Ich beendete meine Unterschrift, wonach ich ihm Kugelschreiber und Papiere zurückgab.
    „Könnte ich ein bißchen höher gelegt werden?“ bat ich.
    „Es spricht nichts dagegen.“
    Er stellte das Bett höher.
    „Und wenn Sie mir vielleicht noch ein Glas Wasser geben könnten …“
    Er schenkte mir ein Glas ein und wartete, während ich das meiste davon trank.
    „Gut“, sagte er dann. „Ich werde Sie später wieder besuchen.
    Würde es Sie stören, wenn ich einige Geräte mitbringe, um Ihren Herzschlag abzuhören?“
    „Nicht, wenn Sie mir versprechen, mir eine Kopie des Artikels mitzubringen.“
    „Seien Sie unbesorgt“, antwortete er. „Das werde ich tun. Meiden Sie unnötige

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