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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Zelazny
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„Auch wenn ich mir in ihrer Gegenwart wie eine Wespe vorkomme.“ Mit diesen Worten glitt ich wieder tiefer hinab in das sanfte, dunkle Schlafzentrum, wo alles viel einfacher ist. Das Bett wurde wieder heruntergeklappt.
     
    Schlummer. Schlummer. Schlummer.
    Helligkeit?
    Helligkeit. Zudem Glitzern und Leuchten.
    Ich hörte Geräusche in meinem Zimmer und öffnete die Augen gerade so weit, um erkennen zu können, daß es noch immer Tag war.
    Noch immer?
    Ich befragte mein Zeitgefühl. Ein Tag, eine Nacht und ein Teil des neuen Tages waren verstrichen. Ich hatte mehrere Mahlzeiten zu mir genommen, hatte mit Dr. Drake gesprochen und mich von den Internisten untersuchen lassen. Hal war auch wieder hiergewesen und hatte mir die gewünschten Zigaretten gebracht. Drade sagte mir, ich dürfe rauchen, aber gegen seinen Willen, also tat ich es. Danach hatte ich wieder geschlafen. Oh, ja, da hatten wir es …
    Zwei Gestalten traten langsam in mein Gesichtsfeld. Das Räuspern, das ich hörte, gehörte Drade.
    Dann, nach längerer Zeit: „Mister Cassidy, sind Sie wach?“ Er schien laut zu denken.
    Ich gähnte und streckte mich, um den Eindruck zu erwecken, als sei ich eben erst wach geworden, während ich die Situation einschätzte. Neben Drade stand ein großes, ordentlich aussehendes Individuum. Der dunkle Anzug und die getönte Brille trugen nicht unerheblich zu diesem Eindruck bei. Ich unterdrückte einen Scherz über Totengräber, als ich den finster aussehenden Hund sah, den er an einer Leine mit sich führte. In der rechten Hand trug er einen schwer aussehenden Koffer.
    „Ja“, antwortete ich, während ich nach den Kontrollen griff, die mich in eine sitzende Position brachten. „Was liegt an?“
    „Wie fühlen Sie sich?“
    „Ganz gut. Ja. Ausgeruht.“
    „Gut. Die Polizei hat diesen Gentleman hergeschickt, der sich mit Ihnen über alles, was ihn interessiert, unterhalten wird. Er bat um eine ungestörte Unterredung, daher werden wir ein Schild an der Tür anbringen. Sein Name ist Nadler. Theodore Nadler. Ich werde Sie jetzt allein lassen.“
    Er führte Nadler zu einem Besucherstuhl, sah zu, wie er sich setzte, verschwand dann und schloß die Tür hinter sich.
    Ich trank einen Schluck Wasser, dann sah ich Nadler an.
    „Was wollen Sie?“ fragte ich.
    „Sie wissen sehr gut, was wir wollen.“
    „Geben Sie doch eine Suchanzeige auf“, riet ich.
    Er nahm seine Brille ab und grinste mich an.
    „Lesen Sie doch welche. Etwa solche: ,Hilfe benötigt’.“
    „Man sollte Sie ins diplomatische Korps versetzen“, sagte ich mit zuckersüßem Lächeln. Sein Grinsen gefror, während sein Gesicht rot anlief.
    Als er seufzte, grinste ich.
    „Wir wissen, daß Sie ihn nicht haben, Cassidy“, sagte er. „Ich will Sie auch nicht danach fragen.“
    „Warum stoßen Sie mich dann so herum? Einfach so, aus Lust und Laune? Indem Sie mir den Doktortitel aufgezwungen haben, haben Sie mich wirklich fertiggemacht. Wenn ich irgend etwas hätte, was für Sie von Nutzen sein könnte, dann hätte es nun einen sehr hohen Preis.“
    „Wie hoch?“ fragte er eine Spur zu rasch.
    „Wofür?“
    „Für Dienstleistungen.“
    „Welcher Art?“
    „Wir spielen mit dem Gedanken, Ihnen einen Job anzubieten, der Sie vielleicht interessiert. Wie würde es Ihnen denn gefallen, ein Spezialist für außerirdische Kulturen bei den Vereinten Nationen zu werden? Die Einstellungsbedingungen sehen einen Doktortitel in Anthropologie vor.“
    „Wann wurden denn die Einstellungsbedingungen erstellt?“
    Wieder lächelte er.
    „Erst vor kurzem.“
    „Ich verstehe. Und was für Aufgaben hätte ich?“
    „Sie müßten sich mit einem speziellen Problem befassen und diesbezüglich Nachforschungen anstellen. Sie könnten sehr selbständig arbeiten.“
    „Was für Nachforschungen?“
    „Über das Verschwinden des Sternsteins.“
    „Hm-hmmm. Nun, ich muß gestehen, Ihr Angebot hat meine Neugier geweckt“, antwortete ich. „Aber noch nicht so sehr, daß ich bereit wäre, für Sie zu arbeiten.“
    „Sie würden nicht für mich arbeiten.“
    Ich griff nach meinen Zigaretten und zündete mir eine an, bevor ich fragte: „Für wen dann?“
    „Geben Sie mir auch eine“, sagte eine vertraute Stimme. Der finstere Hund erhob sich und kam zu mir herüber.
    „Ein Lon Chaney interstellarer Prägung“, sagte ich. „Sie geben einen schlechten Hund ab, Ragma.“
    Ich konnte nicht erkennen, wie es im Inneren aussah. Er löste mehrere Knöpfe seines Kostüms.

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