Torschlussmami: Eine Frau auf der Suche nach dem großen Babyglück (German Edition)
wiedertrafen, wo wir uns für dasselbe Fach eingeschrieben hatten, erkannte ich, dass Emma gar nicht so einschüchternd war, wie ich immer gedacht hatte, und wir wurden Freundinnen. Seit dem Studium haben sich unsere Lebensläufe parallel entwickelt. Wir machten beide Karriere, im selben Tempo. Emma spezialisierte sich auf Marketing, ich entschied mich für Public Relations und wechselte später ins Management Consulting. In den ersten zehn Karrierejahren redeten wir uns ein, in unseren Jobs unersetzlich zu sein und eine unheimlich wichtige Arbeit zu leisten. Dann, vor ungefähr einem Jahr, wurde uns beiden klar, dass wir unsere Karrieren satt und jegliche Motivation verloren hatten. An dieser Stelle weichen unsere Wege voneinander ab. Ich wurde mit meiner Lebenskrise fertig, indem ich nur noch Teilzeit arbeitete, um ein Buch über meine Sinnsuche schreiben zu können, während Emma ihre innere Leere mit Wodka und gut gebauten jungen Männern ausfüllte. Aber irgendwann holte sie ihr Lebensstil als Partygirl ein. Es hätte nicht viel gefehlt, und sie wäre an Gebärmutterhalskrebs erkrankt. Glücklicherweise war Emmas Tumor nicht bösartig. Sie hatte sich mit humanen Papillomaviren ( HPV ) infiziert, wodurch sich Krebsvorstufen an ihrem Gebärmutterhals entwickelten. Dr. Lucy entfernte operativ die befallenen Zellen, bevor sie entarten konnten.
Als ich Emma von meinen Eierstöcken und dem bevorstehenden Eingriff erzähle, sagt sie genau das, was ich hören will. Da sie bereits unter Dr. Lucys Messer gelegen hat, versichert sie mir fachkundig, dass ich mir keine Sorgen zu machen brauche.
»Irgendwann verrotten wir alle«, fügt sie dann noch hinzu. »Deprimierend, nicht? Ab dreißig geht es nur noch bergab.«
Eine Woche und eine ambulante Operation später (der Eingriff war erfolgreich, danke der Nachfrage) sitze ich wieder in Dr. Lucys Sprechzimmer, um die Ergebnisse zu erfahren.
»Sie haben eine schwere Endometriose«, sagt sie. »Der gesamte linke Eierstock und die Eileiter sind befallen. Sie haben bestimmt starke Regelschmerzen.«
Ich schüttle den Kopf. Ich habe kaum Beschwerden. Ich werde zwar launisch und fühle mich aufgebläht, aber Schmerzen habe ich keine.
Dr. Lucy zeigt mir ein Foto von weiblichen Fortpflanzungsorganen, die massiv von Wucherungen befallen sind. Es sieht ekelhaft aus, wie eine Blutegelplage.
»So sieht es in mir aus?«, frage ich entsetzt.
»Jetzt nicht mehr«, antwortet Dr. Lucy. »Ich habe alle Herde entfernt. Falls es Ihnen hilft, man nennt das auch das Schokoladenzystensyndrom.«
Super. Genau in dem Moment, in dem ich die tröstende Wirkung von Schokolade am meisten bräuchte, fällt Dr. Lucy nichts Besseres ein, als mir mit ihren schrecklichen Vergleichen den Appetit zu verderben.
Bei dem Eingriff musste Dr. Lucy fast die Hälfte meines linken Eierstocks entfernen. Zusammengefasst produziert mein rechter Eierstock nur minderwertige Eizellen, mein linker Eierstock ist amputiert, und meine Eileiter sind verklebt.
»Ist das alles relevant, wenn ich keine Schmerzen habe?«, frage ich.
»Bei einem Kinderwunsch schon«, antwortet Dr. Lucy. »Ihre Fruchtbarkeit ist gefährdet, und das wird nicht mehr besser werden. Haben Sie vor, eine Familie zu gründen?«
»Nein … ich meine, ja … ich meine, nein. Ich weiß nicht«, sage ich. »Ich möchte mir alle Optionen offenhalten, für den Fall, dass ich mir irgendwann ein Kind wünsche.«
»Sie haben keine Zeit mehr«, erwidert Dr. Lucy in einem Ton, der mich erschaudern lässt. »Es kann sein, dass Sie jetzt schon nicht mehr schwanger werden können, aber in einem Jahr ist es definitiv zu spät. Dann sind Sie zeugungsunfähig.«
Als Expertin für die Behandlung von Unfruchtbarkeit erklärt sie mir, dass sie täglich mit Frauen zu tun hat, die keine Kinder bekommen können, weil sie zu lange gewartet haben und für die Fortpflanzung schlicht und ergreifend zu alt sind.
»Aber ich bin erst 32«, wende ich ein. »Das ist doch noch nicht alt!«
»In Fruchtbarkeitsjahren schon.«
Wer hätte geahnt, dass meine Eierstöcke in Hundejahren altern?
Dr. Lucy empfiehlt mir, direkt mit einer In-vitro-Fertilisation zu beginnen, weil ich keine Zeit habe zu versuchen, auf natürliche Weise ein Kind zu zeugen. Aufgrund meiner verklebten Eileiter und unfähigen Eizellen sei es ohnehin unwahrscheinlich, dass ich auf die altmodische Art schwanger werde. Sie empfiehlt mir außerdem, ab sofort Folsäuretabletten einzunehmen, und rät mir zum
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