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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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wenigstens Ruhe. Der Kollege Schwartz hat entsprechende Verdächtige hierzu auf einer gesonderten Liste zusammengefasst, die zügig abgearbeitet werden sollte.«
    »Wir sind mit Hochdruck dabei«, bekräftigt Schwartz, »erste Ergebnisse dazu morgen.«
    »Danke.« Beylich sieht uns an. »Fragen?«
    »Keine.« Hünerbein schüttelt das Haupt und schiebt sich einen Marsriegel in den Mund.
    »Eine«, melde ich an, weiß ich doch jetzt dank Monika, was im Einheitsvertrag steht. »Mit dem Tag der Wiedervereinigung am dritten Oktober werden die staatlichen Enteignungen in der SBZ und der DDR rückgängig gemacht. Die Frage ist: Hatte das Haus einen oder mehrere Vorbesitzer, die nach 45 enteignet wurden? Wenn ja, wer war das? Leben die noch, oder gibt es vielleicht Erben? Ist da schon was ermittelt worden?«
    »Das waren jetzt aber mindestens vier Fragen«, stellt Beylich fest und nickt erneut einem seiner Leute zu. »Ullrich!«
    »Die besetzten Häuser gehörten laut Grundbuch bis 1949 einem einzigen Eigentümer«, meldet der und präzisiert nach Blick in seinen Aktenordner: »Von Lahn, Franz Albrecht, Bankier und Industrieller in der Vorkriegszeit. Interessant in diesem Zusammenhang ist sein Sohn und Erbe«, Ullrich steht auf und pinnt einen Zeitungsausschnitt an die Wandtafel, »Werner von Lahn, konservativer Politiker in Berlin-West.« Ullrich tippt auf das grobstichige Foto im Zeitungsausschnitt und fügt mit sarkastischem Unterton hinzu: »Der Mann war wesentlich an der Formulierung der Gesetzentwürfe zur Restitution im Einheitsvertrag beteiligt.«
    »Tja«, nickt Beylich bitter und sieht mich vorwurfsvoll an. »Soll noch mal einer sagen, dass sich das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen lässt, was?«
    »Das habe ich so nie gesagt«, wiegele ich ab.
    »Nee!« Beylich atmet tief durch und fügt enttäuscht hinzu: »Sie nicht. Das waren unsere eigenen unfehlbaren Parteiführer. Und wir haben dran geglaubt.«
    »Beschissen und belogen haben sie uns«, ruft einer von den Ostermittlern wütend, doch Beylich unterbricht ihn sofort:
    »Hab ich Sie um Ihre Meinung gefragt, Branner?«
    »Ist doch wahr«, knurrt der und sieht mürrisch auf den Boden.
    »Wenn’s der Westpolitiker war«, winkt Klaus Sicken ab, »haben wir sowieso keine Chance.«
    »Wieso nicht?«, frage ich.
    »Solche Typen kriegste nicht dran.« Davon ist Sicken überzeugt. »Die haben Anonymität.«
    »Immunität«, korrigiere ich, »und die kann man richterlich aufheben lassen. Allerdings glaube ich nicht, dass ein Mann wie Werner von Lahn in besetzte Häuser einbricht und Brandsätze legt.«
    »Nee!« Beylich ballt die Faust. »Für so was hat der seine Leute!«
    »Wenn Sie wollen, kann ich in diese Richtung ermitteln«, schlage ich vor, »bei uns haben die Beamten in der Regel keine Angst vor Politikern.«
    »Die haben wir auch nicht mehr«, knurrt Beylich, »im Gegenteil: Wir sollten diesen sauberen Herrn Lahn mal ordentlich in die Mangel nehmen.«
    »Ich merke schon, der passt in Ihr Feindbild.«
    »Ist doch wahr: Der nennt sich Volksvertreter«, regt sich Beylich auf, »und macht doch nur eigene Klientelpolitik!«
    »Das ist der Preis der Demokratie«, erkläre ich ihm, »auch Hauseigentümer sind Wähler.«
    »Wie auch immer.« Beylich fasst zusammen: »Wir können davon ausgehen, dass die Brandstifter im Westen zu suchen sind, gehen Sie mit mir konform?«
    »Ganz und gar nicht«, erwidere ich, »wie kommen Sie darauf?«
    »Das ist doch eindeutig! Da will wer die Besetzer raushaben!«
    »Zum Beispiel die freundlichen Nachbarn in der Umgebung.« Hünerbein reicht die Tüte mit den Marsriegeln rum. »Will jemand?«
    »Das sind in der Regel anständige Leute«, widerspricht Beylich, »die mögen die Besetzer vielleicht nicht, aber Brandstiftung – nee.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Allein die Uhr aus dem Schwarzwald …«
    »Herrgott, Beylich«, manchmal zweifle ich an seinem Verstand, »diese Uhren gibt’s doch inzwischen auch hier!«
    »Ein DDR -Bürger«, klärt mich Beylich auf, »würde nie so eine gute Westuhr als Zeitzünder in einen Brandsatz einbauen. Der hätte dann einen Russenwecker genommen. Oder Ruhla, oder so. Hab ich recht?«
    Seine Ermittler nicken einträchtig.
    »Zumal die KWV Ähnliches vermutet«, setzt Branner bekräftigend hinzu.
    Hünerbein und ich verstehen nicht. » KWV ?«
    »Kommunale Wohnungsverwaltung«, erklärt Beylich, »die sind, wie der Name schon sagt, für die Verwaltung kommunalen, das heißt städtischen

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