Tortenschlacht
Eigentums …«
»Ich weiß, was kommunal heißt«, füge ich ein, doch Beylich redet einfach weiter.
»… und somit auch für die Häuser am Helmholtzplatz zuständig.«
»Interessant.« Hünerbein kaut. »Und die ermitteln ebenfalls in der Sache?«
»Ermitteln nicht«, antwortet Branner schnell, »da haben die ja keine Handhabe für. Aber sie wollen wohl die Rechte der Besetzer vertraglich stärken, es gibt entsprechende Verhandlungen und – wie der Herr Bentzsch sich ausdrückte – Widerstand von kapitalistischer Seite …«
»Wer ist Herr Bentzsch?«
»Der für den Helmholtzplatz zuständige Mann bei der KWV. « Branner sieht in seinen Unterlagen nach. »Hauptabteilungsleiter Bentzsch, Rüdiger, fünfundvierzig Jahre alt und wohnhaft in …«
»Uninteressant«, schnarrt Beylich streng. »Nur die fallrelevanten Fakten, bitte! Kann er sich den Brand erklären? Wirkte er irgendwie selbst tatverdächtig? Lieferte er irgendwelche Hinweise?«
»Wie gesagt«, Branner kratzt sich im Nacken, »er vermutet die westdeutsche Immobilienmafia hinter dem Anschlag. Die wollten wohl irgendwelche Tatsachen schaffen.«
»Nannte er Namen? Irgendwas Konkretes?«
»Nein.« Branner schüttelt den Kopf. »Er sprach nur von heißer Sanierung.«
Beylich und seine Leute verstehen kein Wort.
»Versicherungsbetrug«, wird Branner deutlicher, »die Immobilie ist alt, eine Renovierung kostet viel Geld. Mehr Geld, als sie haben, und mehr auch als ein Neubau. Also wird gezündelt, und man schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe: Man kassiert die Versicherungssumme und damit auch das Geld für einen preiswerteren Neubau.« Branner klappt seine Kladde zu und sieht seufzend in die Runde. »Ja, so läuft das: willkommen im Westen!«
»Wahnsinn«, murmelt Grothe und nuckelt an der Pfeife. »Passiert so was häufiger bei Ihnen«, wendet er sich an mich, »ist das sozusagen im Westen gang und gäbe?«
»Nein«, beruhige ich ihn und winke ab, »ganz und gar nicht …«
»Das kommt recht häufig vor«, betont dagegen Hünerbein und setzt noch einen drauf, »viel öfter, als uns das lieb ist!«
Beylich seufzt. »Na, dann stehen uns ja herrliche Zeiten bevor!«
»Und die Mieter?« Grothe nimmt entsetzt die Pfeife aus dem Mund. »Was passiert mit denen?«
»Werden von der Feuerwehr gerettet«, feixt Hünerbein, »wenn sie Glück haben.«
»Also«, besänftige ich den zunehmend fassungslosen Grothe, »ich bin schon seit Jahren Mieter im Westen, und bei uns hat’s noch nie gebrannt.«
»Na ja, aber …«
»Sollte so ein Fall doch mal eintreten, werden meist leer stehende Häuser brandsaniert«, lege ich beruhigend nach, »die schon lange alt und kaputt sind. Zudem erfüllt ein solches Vorgehen in jedem Fall den Tatbestand der Brandstiftung und ist somit ein Vergehen, das gerichtlich geahndet wird.«
»Geht jetzt der Unterricht wieder los?«, fragt Beylich misstrauisch. »Nur zur Information, Hauptkommissar, auch bei uns ist Brandstiftung eine Straftat.«
»Der Kollege wollte damit nur sagen, dass sich Hausbesitzer im Allgemeinen vorher genau überlegen, ob sie straffällig werden oder nicht.« Hünerbein reicht noch mal die Tüte mit den Schokoriegeln herum. »Greifen Sie zu, meine Herren: Nahrung fürs Hirn. Beruhigt die aufgewühlten Sinne.«
Ratzfatz ist die Tüte leer.
Hünerbein grinst. »Macht nix. Hab noch eine.«
15 »UND?« SIEGBERT MEYER hatte Monika über einen extra Fahrstuhl, der von der Tiefgarage direkt hoch ins riesige Wohnzimmer glitt, in sein exklusives Penthouse geführt. Es war mit edelsten Designermöbeln eingerichtet und sehr modern. Viel Chromstahl und schwarzweiße Ledersitzgruppen, Reproduktionen von Roy Lichtenstein an den Wänden und Zebrafelle auf den Parkettböden aus dunklem Tropenholz. »Gefällt’s dir?«
»Sehr.« Monika ging zu den riesigen Fensterfronten, von denen aus man einen grandiosen Blick auf die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und das Europa-Center, auf Tauentzien und Ku’damm hatte. Die Westberliner City breitete sich unter ihr aus wie auf einem Panoramaposter. »Tolle Aussicht.«
»Quasi im Mittelpunkt des Geschehens.« Siggi kam mit zwei gekühlten Martini heran. »Wir sitzen hier wie die Spinne in ihrem Netz. Der Westen will von uns erobert werden.« Er reichte ihr ein Glas. »Zum Wohle! Auf gute Zusammenarbeit!«
»Prost, Siggi!«
Sie stießen an, das Eis in ihren Gläsern klirrte leise, und tranken.
»So!« Siggi stellte sein Glas ab. »Jetzt aber ran die
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