Tortenschlacht
AVUS hinunter, sah sich nach allen Seiten um.
»Jürgen?!«
Nichts. Nur sein Ruf hallte von den Bäumen im Wald unheimlich nach.
Vorsichtig lief Hünerbein weiter. Hier stimmte was nicht. Hier stimmte was ganz entschieden nicht.
Plötzlich sah er Bremsspuren auf dem Asphalt. Schwarzer Gummiabrieb, wie von einer Vollbremsung. Merkwürdig so mitten im Wald. Hatte das vielleicht mit den Seltsamkeiten hier zu tun?
Plötzlich ein Geräusch! Es kam von links aus dem Gebüsch. Hünerbein lauschte angespannt.
Nichts.
Vielleicht nur ein Tier, oder …
Nee, das hörte sich anders an, wie ein merkwürdiges leises Glucksen.
Vorsichtig ging er näher an den Waldrand heran, schob vorsichtig ein paar Zweige beiseite, um besser sehen zu können.
»Jürgen?«
Tatsächlich kniete Damaschke im Unterholz und rührte eifrig die Masse für einen Gipsabdruck an. »Komm mal her! Aber zertrample mir keine Spuren!«
»Mensch, wieso antwortest du mir denn nicht, wenn ich dich rufe.« Hünerbein schob sich vorsichtig heran.
»Weil ich es hasse, in der Natur wie ein Blödmann herumzubrüllen«, antwortete Damaschke, »ist doch krank: Wo der Mensch hinkommt, macht er Lärm.«
»Ich hab dich nicht gesehen.«
»Na, ich werd mich im Grunewald schon nicht verlaufen.« Damaschke deutete vor sich auf den Boden. »Schau mal.«
»Was ist das?«
»Eine Schleifspur«, sagte Damaschke, »hier wurde etwas Schweres durchs Unterholz gezogen. Eindeutig erkennbar an der Richtung der Gräser hier, siehst du?« Er erhob sich, folgte der Spur. »Hier sind kleine Äste zerbrochen, hier wurde Laub mitgeschleift und hier, ganz deutlich, die Heidelbeerbüsche.« Er seufzte. »Und dann gibt’s Blut.« Er zupfte ein Blatt mit einem rötlich braunen Flecken ab und zeigte es Hünerbein. »Hier. Überall.«
»Vielleicht ein Jäger«, überlegte Hünerbein, »der seine Beute durch den Wald gezogen hat.«
»Oder unseren Hauptkommissar«, knurrte Damaschke und blieb stehen. Denn die Schleifspur endete. Stattdessen sah man zwei Reifenabdrücke im Laub des Waldes.
»Hier wurde dann umgeladen«, schlussfolgerte Hünerbein und folgte mit dem Blick den Spuren. »Wo geht’s da hin?«
»Keine Ahnung. Vermutlich zurück auf irgendeine Straße.«
Die Männer liefen den Spuren nach und erreichten nach ein paar Minuten tatsächlich die Königsallee.
»Na also, ich hab’s doch geahnt!« Damaschke bückte sich und machte einen Gipsabdruck von einer der beiden Reifenspuren, die hier, wo der Waldboden in Sand überging, recht brauchbar waren. »Motorrad«, überlegte er, nahm eine Schiebelehre aus seiner Tasche und vermaß die Spur. »Ich wette, das ist dieselbe Spur«, er notierte die Messdaten in einer kleinen Kladde, »wie die von Arndts Hof.«
»Was?« Hünerbein verstand kein Wort.
»Hinter der Scheune von Arndt«, erklärte ihm Damaschke, »haben wir auch Motorradspuren gefunden.«
»Aber das hier sind zwei Spuren«, entgegnete Hünerbein, »das kann kein Motorrad gewesen sein.«
»Wenn du genau hinguckst, sind es sogar drei Reifenspuren«, erwiderte Damaschke, »und das deutet ziemlich klar auf eine Beiwagenmaschine hin.« Er sah Hünerbein ernst an. »Wie auf Arndts Hof.«
»Du meinst, der Mann, der Arndt so wunderbar selbstmordverdächtig um die Ecke gebracht hat, war auch hier im Grunewald?«
»Das könnte sein«, nickte Damaschke, »genau kann ich das erst nach der Laboranalyse sagen.«
Hünerbein konnte es kaum glauben.
»Aber was wollte er hier?«
»Und was wollte unser Hauptkommissar hier?« Damaschke klopfte Hünerbein aufmunternd auf die Schultern. »Krieg’s raus! Ist deine Quizrunde.«
40 AM HELMHOLTZPLATZ redeten sie sich die Köpfe heiß. Es gab kein Licht, keinen Strom und auch kein heißes Wasser, da im Laufe des Abends von der Kommunalen Wohnungsverwaltung auch noch die Gasversorgung gekappt worden war. Die besetzten Häuser seien ab sofort baupolizeilich gesperrt, hieß es, und müssten binnen vierundzwanzig Stunden geräumt werden.
Polzin war fassungslos.
Es sei nur zu ihrem eigenen Schutz, hatte das KWV -Männchen auf ihn eingeredet, ein weiterer Verbleib in den Häusern, das hätten die Untersuchungen von Polizei und Brandermittlern eindeutig festgestellt, sei für die Bewohner lebensgefährlich. Die KWV mache sich strafbar, wenn sie die Besetzer in ihren Häusern weiter dulde, sie hätte keine andere Handhabe, als die sofortige Räumung zu verlangen.
»Und was ist mit den versprochenen Verträgen?« Polzin war außer
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