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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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ich wissen sollen, dass die Witwe auch verkaufen will?«
    »Hören Sie auf«, winkte Hünerbein ab und erhob sich ächzend, »Sie haben sich doch sicher kundig gemacht. Sie wussten um die prekäre finanzielle Lage der von Lahns. Nur deshalb konnten Sie ihnen ein derart günstiges Angebot machen. Günstig für Sie«, setzte er deutlicher hinzu.
    »Mein Angebot war fair«, verteidigte sich Meyer, »immerhin ist die Restitution noch nicht durch. Das ist mein Risiko.«
    »Fein«, sagte Hünerbein und reichte ihm eine Visitenkarte. »Wenn Ihnen noch was einfällt, rufen Sie mich an. Wiedersehen, Herr Meyer!«
    »Wiedersehen.« Meyer brachte ihn zur Tür. »Sie irren sich.«
    »Immer wieder gern«, nickte Hünerbein und ließ sich von Monika hinausbringen.
    »Irgendwas Neues von Dieter?«
    »Nee«, Hünerbein schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung, wo der steckt!«
    »Wenn du ihn triffst«, Monika ließ unauffällig etwas in die Manteltasche von Hünerbeins Trenchcoat fallen, »sag ihm, er soll das für mich aufbewahren.«
    »Was ist das?«, wollte Hünerbein wissen, doch Monika lächelte nur geheimnisvoll, »Ciao, ciao«, und schloss die Tür.
    Ratlos griff Hünerbein in die Manteltasche und zog eine Computerdiskette hervor. Seltsam. Kopfschüttelnd stieg er in den Fahrstuhl und fuhr wieder nach unten.
    39    WAS FÜR BEYLICH in Ostberlin der Rapport war, nannte man im Westen »die Lage«. Entsprechend hatte Kriminaloberrat Edmund Palitzsch zur Lagesitzung gebeten. Pünktlich um fünfzehn Uhr dreißig bei einem beruhigenden Tässchen Tee ließ er sich Bericht erstatten.
    »Fangen Sie an, Hünerbein!«
    »Ich wollte als Erstes vorschlagen, die Volkspolizei enger in diesen Fall einzubinden«, sagte Hünerbein und wurde sofort unterbrochen.
    »Die Volkspolizei?« Palitzsch war irritiert. »Wieso die Volkspolizei?! Werner von Lahn war einer von unseren Politikern! Das ist doch für die im Osten ein gefundenes Fressen. Wir sollten den Teufel tun, als …«
    »Mit Verlaub, Herr Palitzsch, aber der Kalte Krieg ist vorbei«, sagte Hünerbein. »Wir sollten uns von unserem Frontstadtdenken lösen.« Sofort bereute er seine Worte. Sie waren zu hart, möglicherweise schickte ihn Palitzsch dafür ins Archiv.
    »Die Leute drüben sind immer noch dieselben«, regte sich der Kriminaloberrat auf. »Volkspolizei, ich bitte Sie! Denken Sie im Ernst, die haben mal eben so die Gesinnung gewechselt wie wir das Hemd? Wenn Sie mich fragen, bin ich äußerst skeptisch, wie das nach dem dritten Oktober weitergehen soll, da werden noch ordentlich die Fetzen fliegen, verlassen Sie sich drauf.«
    »Aber es gibt interessante Verbindungen im Fall Werner von Lahn nach Ostberlin«, entgegnete Hünerbein so bedacht wie möglich, »vielleicht könnten uns die Kollegen dort weiterhelfen.«
    »Verbindungen? Was für Verbindungen?«
    »Er wurde vermutlich erpresst.« Hünerbein pinnte die betreffenden Schreibmaschinenbögen an eine Magnetwand. »Rosemarie Huth wurde im Juni ’61 tot auf einem Bauernhof in Selchow aufgefunden. Von Lahn muss in die Sache verwickelt gewesen sein, anders lassen sich diese Schreiben nicht erklären. Vor allem das letzte.« Hünerbein klebte es ebenfalls an die Magnetwand: »Dafür wirst du büßen müssen!«
    »Wollen Sie damit sagen«, Palitzsch kam mit seiner Tasse Tee heran und besah sich die einzelnen Bögen durch seine Lesebrille genauer, »dass Werner von Lahn bedroht wurde?«
    »Erpresst, wie gesagt«, antwortete Hünerbein. »Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der Landwirt, auf dessen Hof das Mädchen damals gefunden wurde, am Samstag ebenfalls ermordet wurde. Wir ermitteln in der Sache. Jan Fridolin Arndt …«
    »Dieser fingierte Selbstmord?« Sieh an, Palitzsch war im Bilde. »Ich dachte, damit hätte die kalabrische Mafia zu tun?«
    »Beide Fälle hängen miteinander zusammen«, bekräftigte Hünerbein, »dessen bin ich mir sicher. Und noch etwas fällt auf: Werner von Lahn hat Restitutionsansprüche auf drei besetzte Häuser am Helmholtzplatz. Eines davon ist Freitagnacht bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Und es gab ebenfalls einen Toten.«
    »Hünerbein, Sie machen mich schwach.« Palitzsch seufzte vernehmlich und sank auf seinen Stuhl zurück. »Das klingt alles andere als nach schneller Aufklärung.«
    »Das klingt ziemlich komplex«, gab Hünerbein zu, »aber ich denke, wir sind kurz davor, die Sache aufzulösen. Wenn wir die Ostberliner Kollegen dazuholen.«
    »Von mir aus!« Palitzsch holte

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