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Tortenschlacht

Tortenschlacht

Titel: Tortenschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver G Wachlin
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San Luca wir reden nicht, wir machen kurze Prozess.« Er gießt schwungvoll zwei Gläser voll. »Alla salute!«
    Wir stoßen an, trinken.
    Kurz darauf öffnet sich die Tür zum Hinterausgang, und die beiden Muskelmänner in den straff sitzenden Anzügen stoßen einen gefesselten jungen Mann herein, der mit angstvoll aufgerissenen Augen auf mich starrt. Er hat eine Schramme auf der Stirn und trägt einen billigen, aber neuen Trainingsanzug, der ihm viel zu weit ist. Die Jacke reicht fast bis zu den Knien, die Hose hängt, wie man bei uns in Berlin sagt, auf halb acht. Seine Haare sind schwarz gefärbt, strubbelig und stehen nach allen Seiten ab, als wäre er damit in einen Wäschetrockner geraten.
    »Maledetto cretino«, zischt Enzo mit unverhohlener Wut in der Stimme und ballt die Fäuste. Einer seiner Muskelmänner wirft mir einen DDR-AUSWEIS HIN.
    »Der ist echt«, sagt er knapp, »ins INTERCONTI ist er noch mit einem gestohlenen britischen Pass eingezogen. Aber der wurde von der Polizei konfisziert.«
    Ich schlage den Ausweis auf, traue meinen Augen nicht: Vor mir sitzt Leander Darkmann, achtzehn Jahre alt, wohnhaft in Fürstenwalde an der Spree – Melanies Dark!
    »Was«, frage ich heiser, nachdem ich meine Sprache wiedergefunden habe, »habt ihr mit ihm angestellt?«
    »Nichts«, versichert Enzo, »gar nichts.«
    Ich starre den Jungen an. »Stimmt das?«
    »Aber ja«, antwortet Enzo, obwohl ich den Jungen gefragt habe, »nichts. Er hat residiert im INTERCONTI wie ein König von meine Geld.« Er hebt die Hände und öffnet sie. »Deshalb haben wir bei Unterkunft und Essen gespart. Vermutlich hat il stronzo Hunger, sonst ist er intakt.«
    »Dann hol ihm was zu essen«, sage ich ruhig.
    »Ich?« Enzo ist empört. »Commissario, das kannst du nicht verlangen! Ich soll durchfüttern diese«, er sieht den Jungen verächtlich an und zischt, »faccia come il culo? – No!« Er schüttelt entschieden den Kopf. »Niemals!«
    »Schon gut.« Ich erhebe mich, nehme den Jungen am Arm. »Komm! Ich bring dich hier raus.«
    »Du willst ihn nicht verhören?« Enzo starrt mich verdattert an.
    »Ich nehme ihn vorläufig fest«, antworte ich, »reicht das nicht?«
    »Mach ihm die Hölle heiß«, barmt Enzo und ballt die Fäuste, »niemand verschwindet ungestraft mit meine Geld. Nessuno !«
    »Du hast es ja wieder.« Ich sehe die Muskelmänner vor der Tür an. »Lasst ihr mich raus, oder soll ich euch auch festnehmen.«
    »Andiamo«, knurrt Enzo, und seine Männer machen den Weg frei.
    28    FRIEDRICHS' BÜRO in der Abteilung K des Volkspolizeikreisamtes in Königs Wusterhausen erinnerte Hünerbein an die Kulissen in einem alten Philip-Marlowe-Film: Abgegriffene Aktenschränke aus massivem Holz, in denen sich der Zigarettenrauch vergangener Jahrzehnte festgesetzt hatte, vergilbte Wände mit abblätternder Farbe, ein altes schwarzes Bakelit-Telefon mit Drehscheibe und ein vorsintflutlicher Fernschreiber versetzten einen in die vierziger Jahre zurück.
    Friedrichs saß hinter einem Schreibtisch, dessen Platte mit grünem Lederol bezogen war, und verhörte einen hemdsärmligen Mann, der eine blaue Gartenschürze umgebunden hatte. Offenbar war er beim Unkrautjäten festgenommen worden.
    Eine ältere Volkspolizistin in Uniform hockte hinter einer Schreibmaschine am Fenster und protokollierte mit klappernden Tasten und dem typischen »Pling«, wenn der Wagen zurück zum Anschlag geschoben wurde, eifrig mit.
    »Sie haben also für den Samstagnachmittag kein Alibi?«
    »Was soll das, Friedrichs?« Der Hemdsärmelige regte sich auf. »Sie sind Volkspolizist, wir sind doch auf derselben Seite! Wieso verdächtigen Sie mich?«
    »Weil Ihre Fingerabdrücke auf anonymen Briefen sind, mit denen Sie Arndt gedroht haben, Herr Kowalski!«
    »Na und?« Kowalski beugte sich vor. »Diskutieren konnte man mit dem Arndt nicht. Nie! Der hat doch hier immer nur Ärger gemacht!«
    »Und damit, dachten Sie sich, machen Sie jetzt ein für alle Mal Schluss?«
    »Ich hab ihm ‘ne tote Katze ans Tor genagelt«, Kowalski sprang auf, »und diesen Wisch da geschrieben, richtig. Und ja, ich hätte ihn gern mal so richtig in den Schwitzkasten genommen! – Aber umgebracht«, setzte er mit Nachdruck hinzu, »umgebracht hab ich ihn nicht!«
    »Das sagen alle«, knurrte Friedrichs, wartete, bis die Uniformierte die Tasten ruhen ließ, und nickte Hünerbein grüßend zu. »Bin gleich so weit, Kollege.« Er deutete auf einen Stuhl, und Hünerbein setzte sich

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