Toskanische Verführung (German Edition)
tagsüber nicht so häufig hierher.«
Flannery dankte ihr und faltete den Plan sorgfältig zusammen. »Das ist sehr nett von Ihnen, Maddalena. Wenn Sie es ertragen können, mich ›Flannery‹ zu nennen, dann nehme ich Ihr Angebot gerne an.«
Die Haushälterin wandte einen Moment lang den Blick ab. Dann seufzte sie leise und hob den Kopf. »Gerne, Flannery.« Der Name klang aus ihrem Mund weich und sehr italienisch. »Ich freue mich. Es ist schade, dass il Signor Conte sich so ...« Sie unterbrach sich mit einem ärgerlichen Räuspern. »Ihr Abendessen, Flannery. Wenn Sie später doch noch hungrig sein sollten und ich nicht mehr da bin, bedienen Sie sich ruhig selbst.« Sie schüttelte den Kopf. »Das machen ohnehin alle«, murmelte sie resigniert.
Flannery nahm ihren Imbiss und ging hinaus in den Küchengarten, den die Haushälterin ihr gezeigt hatte. Auf einer Bank inmitten blühender und duftender Gewächse, deren Namen ihr allesamt fremd waren, verspeiste sie die kalten Köstlichkeiten, die Maddalena ihr auf den Teller gehäuft hatte. Zu dem gegrillten, in Öl eingelegten Gemüse, der kalten Pasta und dem scharfen, bröckeligen Käse mundete der leichte Rotwein hervorragend und Flannery trank gegen ihre Gewohnheit noch ein zweites Glas davon, denn Maddalena hatte darauf bestanden, ihr einen kleinen Krug davon mitzugeben. Flannery streckte die Beine aus, genoss den fruchtigen Wein und blinzelte in den Himmel, dessen verdämmerndes Blau eine sternenklare Nacht ankündigte.
Endlich, gesättigt und matt vom Wein und einem langen, anstrengenden Tag, ging sie am Haus entlang bis zu einer von Weinlaub überdachten Terrasse, auf der sie sich mit ihrem Buch auf den Knien in einen tiefen, bequemen Korbsessel sinken ließ und ihre Zigaretten hervorholte. Sie rauchte nur noch selten, aber heute war ein Tag, an dem es sie nach einer Zigarette gelüstete.
Schritte knirschten durch Kies, dann tauchte hinter einer Hecke, die den Garten auf einer Seite von der Terrasse abtrennte, der blonde Kopf des gräflichen Privatsekretärs auf. Er erblickte Flannery und winkte ihr lächelnd zu. »Auch ein wehrloses Opfer der Sucht?«, rief er und kam heran. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich mich zu Ihnen geselle?«
Er wartete ihr Nicken ab und fiel dann neben ihr auf ein geflochtenes Ruhebett. »Meine Füße«, stöhnte er und zog eine Pfeife aus der Tasche. »Der alte Sklaventreiber hat mich wieder den ganzen Tag als Laufburschen missbraucht.«
Flannery zog eine Braue empor. »Sie klingen nicht begeistert von Ihrem Dienstherrn«, sagte sie.
Dawkins rauchte paffend seine Pfeife an und schüttelte dabei den Kopf. Er stieß eine Rauchwolke aus, drückte den Tabak fest und sagte: »Nein, nein. Die Arbeit gefällt mir, auch wenn der Conte ein anspruchsvoller und gelegentlich durchaus auch schwieriger Arbeitgeber ist.« Er rauchte und lehnte sich zurück, wobei er sie von der Seite ansah. »Sie können eigentlich froh sein, dass er sich mit Ihnen nicht näher befassen möchte. Sie können in aller Ruhe Ihren Job machen und ich habe einen Haufen mehr Laufarbeit zwischen Ihnen und ihm.« Er grinste.
Flannery schnipste Asche von ihrer Zigarette. »Sie sind schon lange bei ihm?«
»Seit etwa drei Jahren.« Er streckte sich und gähnte, steckte dann die Pfeife zwischen seine Zähne. »Ich wollte nur ein paar Wochen bleiben, aber nun bin ich immer noch hier.«
Er schwieg. Flannery war zu müde, um ihn weiter mit Fragen zu löchern und genoss die laue Abendluft.
Die Stille wurde von einem leisen Signalton durchbrochen. Dawkins stöhnte leise und zog einen Pager aus der Tasche. Er beugte sich vor, klopfte seine Pfeife aus und stand auf. »Er ruft mich. Wir sehen uns dann morgen, Ms Gardner.«
Flannery sah ungläubig auf ihre Uhr. »So spät lässt er sie noch antanzen?«
Dawkins, schon halb auf dem Weg ins Haus, blickte noch einmal zurück. »Der Graf schläft nie«, sagte er, zwinkerte ihr zu und war verschwunden.
2
Flannery lag mit offenen Augen auf ihrem Bett und starrte in die Dunkelheit. So müde sie auch war, weigerte sich der Schlaf dennoch, sie endlich von ihren brennenden Augen, ihren zuckenden und kribbelnden Gliedern und den sich im Kreis drehenden Gedanken zu erlösen.
Sie stieß die Decke von sich und setzte sich auf. Es hatte keinen Sinn. Zwei Uhr in der Nacht, das Haus und seine Bewohner lagen in tiefem Schlaf, nur sie war so wach, dass es schmerzte.
Sie zog sich an und band die Haare zu einem losen Zopf. Es würde
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