Toskanische Verführung (German Edition)
dadurch düpieren, dass er aus nicht nachvollziehbaren Gründen seine Wünsche nicht erfüllte.
Flannery seufzte unhörbar und zwang sich zu einem Lächeln. »Zeigen Sie mir also die Bibliothek, Mr Dawkins?«
***
Eine Stunde später saß sie auf der Kante eines breiten, bequemen Bettes und massierte ihre Füße. Das Schlafzimmer gehörte zu einer kleinen Suite, bestehend aus dem Schlafraum, einem Bad und einem kombinierten Wohn-Arbeitszimmer mit einem großen Balkon zum Garten. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so luxuriös gewohnt zu haben und bedauerte es beinahe, dass sie den Löwenanteil ihrer Zeit in der Bibliothek verbringen würde.
Flannery ließ sich auf das Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Die Bibliothek des Grafen war gleichzeitig wunderbar und grauenhaft. Sie hatte schon etliche private Büchersammlungen begutachtet, aber diese hier hatte den Umfang einer mittelgroßen Stadtbücherei und war offensichtlich schon sehr lange nicht mehr aufgeräumt und geordnet worden - falls sie das überhaupt jemals gewesen war. Wer auch immer diese Bücher angehäuft hatte, war mit wenig Sachverstand, aber großem Sammlereifer an die Sache herangegangen.
Flannery seufzte. Diese Aufgabe hätte normalerweise ihren beruflichen Ehrgeiz wecken müssen. Sie hätte brennen müssen vor Spannung und Vorfreude, und es gar nicht erwarten können, endlich anzufangen.
Aber der Empfang, der ihr zuteil geworden war, dämpfte ihre Begeisterung deutlich. Der eisige Blick des Grafen, seine abweisenden und schroffen Worte, das deutliche Gefühl, nicht willkommen zu sein - das alles erstickte jeden Eifer im Keim.
Sie würde ihren Job machen und sie würde ihn gut machen - etwas anderes kam nicht infrage. Aber es war schade, dass diese gleichermaßen interessante wie staubige Arbeit überschattet sein würde von der eisigen Ablehnung, die der Hausherr ihr offenbar entgegenzubringen gedachte.
Sie ließ gedankenverloren ihre Hand über den seidenen Bettüberwurf gleiten. Wie schön sich das anfühlte. Alles in diesem Haus strahlte gediegenen, alten, luxuriösen Reichtum aus. Wie auch der Hausherr selbst ...
Flannery schüttelte ärgerlich den Kopf und setzte sich auf. Sie ließ den Morgenmantel von den Schultern gleiten und ging zum Kleiderschrank. Der rötliche Schein der Abendsonne fiel warm ins Zimmer und ließ die Beschläge der Möbel glänzen wie pures Gold. Es war ein langer Tag gewesen, sie würde jetzt etwas essen, noch ein paar Seiten lesen und dann zeitig zu Bett gehen. Dawkins hatte ihr beiläufig von der kleinen, privaten Badebucht erzählt, die unterhalb des Hauses gelegen war. Dort würde sie morgen in aller Frühe schwimmen und dann an die Arbeit gehen.
Und diesen schönen Conte della Gherardesca mit seinem unentschuldbar schlechten Benehmen sollte der Teufel holen. Gut aussehende Männer waren die Pest. Sie liebten nur sich selbst und betrachteten eine Frau höchstens als hübsche Verzierung an ihrer Seite. Aber Flannery hatte ohnehin nicht vor, sich zu verlieben. Sie hatte einen Beruf, der sie ganz und gar ausfüllte und befriedigte. Sobald sie ihre Dissertation abgeschlossen hatte, wollte Kendal Bardsley ihr eine feste Stelle geben und später konnte sie als Juniorpartnerin in das Auktionshaus einsteigen. Das waren bessere Aussichten als die, sich von einem gut aussehenden Casanova schlecht behandeln zu lassen.
Flannery knöpfte das helle Leinenkleid zu und schlüpfte in bequeme Slipper. Ihr Abendessen musste sie allein auf ihrem Zimmer zu sich nehmen, das war eine der Bedingungen ihres Aufenthalts, die der Graf ihr über seinen Sekretär hatte ausrichten lassen. Er wollte nicht Gefahr laufen, sie zu Gesicht zu bekommen. Nun, das konnte er haben. Sie war ebenfalls nicht erpicht darauf, ihm zu begegnen, diesem eingebildeten, unhöflichen Conte della Arroganza!
Sie hielt inne und begann, über sich selbst zu lachen. Sie benahm sich wie eins dieser albernen Wesen in den Liebesromanen, die ihre Freundin Jennifer während ihrer Studienzeit immer hatte herumliegen lassen. Wenn es nach den Spielregeln dieser Romane ging, würde sie den Grafen jetzt so lange bezirzen und umgarnen und gleichzeitig durch ihre edle Gesinnung und jungfräuliche Keuschheit bestricken, bis er ihr willenlos zu Füßen sank und ewige Treue schwor. Flannery grinste. Der Teil mit der Jungfräulichkeit könnte allerdings schwierig werden.
Sie bürstete ihr Haar mit einigen energischen Strichen und steckte es hoch, legte
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