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Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Titel: Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna K.
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ihre EC-Karte gefragt.
    Ich beließ es dabei und versuchte an den folgenden Tagen aus der Entfernung hinter die Farbcodes zu kommen. Spätanreiser blau, das meinte ich zu erkennen, aber warum waren manche Namen gelb und andere grün? Und warum um alles in der Welt gingen die Markiererinnen,
wenn sie nach Stunden endlich fertig waren, mit den Papieren zum Chef und sahen dabei aus, als seien sie auf dem Weg zur mündlichen Abiprüfung im Fach Latein?
    Dann erbarmte sich schließlich Charlene und erklärte mir, was dahintersteckte. Die Empfangssekretärinnen im Diamant druckten zuerst die Reservierungsliste für den nächsten Tag aus, glichen dann den Ausdruck mit der Datenbank ab (was insofern recht sinnlos war, als dass man ja gerade aus der Datenbank gedruckt hatte) und kennzeichneten dann die verschiedenen Gästekategorien.
    Blau stand für »Kommt nach achtzehn Uhr«, gelb waren die Geschäftskunden, die nicht selber zahlen mussten, und grün die ohne Frühstück. Dass der Gast nach achtzehn Uhr anreisen würde, stand natürlich auch in der Liste. »Spätanreise«, das Wort stand da.
    »Das verstehst du nicht«, meinte Charlene und das Ganze schien ihr ein bisschen unangenehm. »Nee, tu ich auch nicht!« Da hatte sie also ganz richtig gelegen. »Wir zeigen das Raschke.« Herr Raschke war der Manager und offenbar ein Farbenfreund.
    »Wir gehen mit ihm die Liste durch.« Ich lächelte sie unsicher an. Was redete sie da? Lasen sie wirklich dem Chef die Reservierungsliste vor? Und kennzeichneten für ihn nach Farben, wer wann anreiste und ob jemand ein Frühstück wollte? Hatte der Mensch keinen Computer? Hatte er Langeweile, Kontrollwahn oder etwas Schlimmeres?
    Noch obskurer war, was sich am Ende einer Schicht
abspielte. Anfangs dachte ich, es habe etwas damit zu tun, dass zeitgleich drei neue Kräfte angefangen hatten, aber bald erfuhr ich, dass dies ein tägliches Ritual war: Der Chef bestellte die Leiterinnen jedes Bereichs nach Schichtende zum Rapport in sein Büro. Frau Küttner, die Service-Chefin, die Hausdame, die Marketing-Leiterin und der Küchenchef traten also jeden Tag gegen halb zwei, kurz vor Ende der Frühschicht, nacheinander in sein Büro, mit ziemlich verkniffenen Gesichtern. Der Chef öffnete jedes Mal ganz langsam und bedeutungsvoll die Zimmertür und nickte dem Nächsten salbungsvoll zu, als vergebe er eine Privataudienz, auf die wir, das niedere Volk, seit Jahren gewartet hatten, und von der wir nun die Lösung all unserer Fragen zu erwarten hatten.
    Wir, die keine Abteilungschefinnen waren, sollten warten, bis diese Sitzungen vorüber waren – für den Fall, dass es danach noch neue Arbeitsaufträge gab. So eine Besprechung konnte gut und gerne eine Stunde dauern. Pro Person. Wenn ich Pech hatte, kam Frau Küttner als Letzte dran. Weil nach zwei Uhr bereits die Spätschicht zur Arbeit kam, lungerten wir zu viert oder mehr am Empfang herum, durch Frauenzeitschriften blätternd oder, wenn man Glück hatte und den einzigen Computerplatz ergatterte, im Internet surfend. Es war Winter und eigentlich hätte ich noch im Hellen nach Hause gehen können. Stattdessen sah ich der Sonne dabei zu, wie sie unterging, bis es draußen stockfinster war.
    Herr Raschke wollte in diesen Runden alles wissen: Wer von seinem Personal wie gearbeitet hat, welche Gäste sich wie benommen haben, warum der Gast aus der
fünfundvierzig heute so lange an der Rezeption war und was er dort wollte und wie sein Problem gelöst wurde. Was hat er Charlene beim Abschied zugesteckt? Worüber genau hat sich der Typ von der großen Computerfirma im Restaurant beschwert? Dazu machte er sich eifrig Notizen auf einem Ringbuchblock. Weil der Verdacht bestand, dass Raschke erst dann mit seinem Verhör Schluss machte, wenn er eine bestimmte Anzahl Ringbuchseiten vollgeschrieben hatte, versuchte jede, ihm möglichst wortreich und weitschweifig zu antworten und bloß keine Pause zu machen.
    Raschkes Büro war stets in größter Unordnung, Papierstapel unterschiedlicher Höhen bedeckten fast den gesamten Boden, auf dem Schreibtisch lagen die Reservierungslisten herum, auf denen er zu den Markierungen Kommentare eingefügt hatte, leere Kaffeebecher standen zwischen den Papieren und zu allem Überfluss sammelte er in einer Ecke seine Wäsche für die Reinigung.
    Charlene nannte ihn manchmal Don Raschke, weil er wie ein sizilianischer Pate seine Lakaien antanzen ließ und über allen ständig das Damoklesschwert des vernichtenden Urteils

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