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Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Titel: Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna K.
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schwebte. Bei uns hätte das dann nicht »Versenkt ihn in einem Fluss« geheißen, sondern eher »Checkt die Anreisen von morgen noch einmal durch«, aber wenn man schon seit Stunden darauf wartete, nach Hause gehen zu können, weil die Arbeit getan war, war so ein Urteil fast genauso schlimm.
    Nach ein paar Wochen hatte ich das Schauspiel satt, zumal die Schichtleiterinnen bislang immer aus dem Chefzimmer gekommen waren, ohne den kleinsten Arbeitsauftrag
für uns. Ich beschloss, nicht mehr zu warten. Meine Kolleginnen fanden das »mutig«, wie sie sagten. Und dabei guckten sie mich an, als hätte ich laut überlegt, den Paten selber mal im Fluss zu versenken. Die beiden Neuen überlegten anfangs, es mir nachzutun, jedenfalls tuschelten sie ziemlich aufgeregt, als ich das erste Mal um Viertel nach zwei meine Tasche schnappte und in den Keller ging, um mich umzuziehen. Aber schon am zweiten Tag, als ich einfach so ging, einfach so nach Dienstschluss, tuschelten und überlegten sie nicht mehr.
    In ihrem Kopf musste sich in der Zwischenzeit Resignation breitgemacht haben. Am ersten Tag dachten sie noch: »Stimmt, ist sinnlos, wir sollten vielleicht auch gehen.« Aber schon am zweiten Tag dachten sie: »Stimmt, ist sinnlos, aber es ist eben so.« Am dritten Tag dachten sie vielleicht: »Sinnlos oder nicht – auch schon egal.«
    Sie blieben, wo sie waren, wie alle anderen auch.
    Raschke verbrachte, um nichts zu verpassen oder auch nur, weil er nicht wusste, wohin er sonst gehen sollte, zu unser aller Verdruss fast den gesamten Tag im Hotel. Und leider brachte er dazu auch seine beiden Söhne mit, sieben und neun Jahre alt. Sie aßen im Hotel zu Mittag und hatten anschließend den ganzen Nachmittag über Zeit, uns allen auf die Nerven zu gehen.
    Ihre Lieblingsspielplätze waren das Restaurant und die Küche. Dort spielten sie mit der Kasse herum oder ließen die Schwingtür zur Küche auf und zu schwingen, natürlich nur, wenn jemand vom Service hindurch wollte, oder lieferten sich Fechtduelle mit dem Fischbesteck. Wenn sie an die Rezeption kamen, weil man sie aus dem
Restaurant vertrieben hatte, spielten sie – im günstigen Fall – Fangen oder Verstecken. Im weniger günstigen Fall spielten sie »Empfangssekretärinnen vom Stuhl kicken«. Das ging so: Anlauf nehmen und dann mit Wucht gegen den Stuhlsockel treten. Wir saßen auf einer Art Barhocker, wenn wir am Computer zu tun hatten, im Gespräch mit den Gästen mussten wir natürlich stehen.
    Zur großen Freude der Kinder rutschte dann der Stuhl einen halben Meter weiter und die, die vorher darauf gesessen hatte, sprang entweder rechtzeitig auf, krallte sich an der Tischkante fest und hing noch mit halbem Hintern auf dem Stuhl, oder sie landete direkt auf dem Boden. Ich schaffte es meistens sitzend. Aber eben auch nur meistens.
    Raschke hatte wie alle Hotelchefs vor nichts mehr Angst als vor unzufriedenen Gästen. Vielleicht war wirklich einmal etwas schiefgelaufen, jedenfalls hasste er Fehler. Vielleicht hasste er vor allem die, die ihm selbst unterliefen, vielleicht peitschte er sich dafür abends aus, beschimpfte sich vor dem Spiegel oder sprach zur Strafe zwei Tage lang nicht mehr mit sich. Aber auch die Fehler der anderen verfolgte er mit der Konsequenz eines Staatsanwaltes: Wer hat wann wo was warum falsch gemacht? Und wie sehr bereut er? Und dann bestrafte er den Übeltäter so, dass es jeder mitbekommen konnte.
    Raschkes Morgenritual verlangte von uns, dass wir uns vor dem Tresen aufbauten, wenn er kam, und ihm nach und nach die Hand reichten. Als ihm an diesem Morgen Charlene die Hand hinstreckte, ließ Raschke sie unbeachtet stehen und ging weiter. Es war beschämend.
»Wie kindisch ist das bitte?«, dachte ich, und als ich später Charlene fragte, was das zu bedeuten hatte, sagte sie: »Ich hab gestern einem Gast das falsche Zimmer gegeben.«
    Ich war gespannt, ob er auch bei mir anfangen würde, nach einem Fehler zu suchen, immerhin musste er ja mitbekommen haben, dass ich es wagte, nicht bis zum Ende seiner Rapport-Runden auszuharren, das hatten die anderen sicher schon gewissenhaft berichtet.
    Es war eine Banalität, die in jedem größeren Hotel dieser Welt wahrscheinlich täglich dreimal passiert: Ein Gast auf Dienstreise, von seiner Firma in unser Hotel geschickt, hielt mir beim Check-out seine private Visa-Karte hin, die ich annahm und mit seinem Zimmerpreis belastete, ohne darauf zu achten, ob er überhaupt als Selbstzahler registriert war oder

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