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Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition)

Titel: Total bedient: Ein Zimmermädchen erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna K.
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Central-Zeiten, als eine Azubi-Kollegin, die im Jahr vor mir fertig wurde, erzählte, sie wolle »noch mal studieren«. Ich hatte das nicht vergessen und diese Möglichkeit immer im Hinterkopf behalten, für den Fall, dass mal gar nichts anderes mehr gehen würde. Und jetzt ging, wie es aussah, gar nichts anderes mehr. Außerdem hatte ich jetzt wirklich das Bedürfnis, etwas zu lernen, das mich intellektuell forderte, mich weiterzubilden und Neues in den Kopf zu bekommen.
    Die Kollegin damals schrieb sich allerdings nicht an der Uni ein oder an einer Fachhochschule. Sie ging zur Hotelfachschule – nach ihrer Ansicht der beste Weg, um
sich fit zu machen für den Arbeitsmarkt. Ich fand das vollkommen überzeugend: eine Schule, nur für Leute aus der Hotellerie, die sich fortbilden wollen. Ein Studium beginnen, das vier Jahre dauert, das hätte ich mir nicht leisten können.
    Ich war fünfundzwanzig und sagte mir: Hey, du bist jung genug, um noch einmal etwas Neues anzufangen, andere fangen da erst an zu studieren, weil sie vorher nichts auf die Reihe bekommen haben. Ich war wirklich optimistisch, und Sara und Katja waren es auch.
    Nach zwei Jahren würde ich »Betriebswirtin« sein, das klang viel besser als Hausdamenassistentin, wie ich fand. Dass hinter der Betriebswirtin in Klammern »Hotel- und Gaststättengewerbe« stand, fand ich erst mal nicht so wichtig. Ich würde BWL und Controlling lernen, Fächer, vor denen ich großen Respekt hatte und die es mir ganz sicher ermöglichen würden, einen besseren Job zu finden  – und zwar nicht im Hotel. Ich würde mich durchbeißen und am Ende würde ich, als Akademikerin mit jahrelanger Praxiserfahrung, Traum aller Personalchefs sein und Hotels fortan nur noch als Gast betreten.
    Es war März, als ich das Diamant verließ, und bis zum nächsten Starttermin auf der Hotelfachschule waren es noch sechs Monate. Um mir die Schule leisten zu können, suchte ich mir einen Job für zwischendurch, und fand ihn im Bremer Hof: drei Sterne, noch weniger Glanz als im Central, und meine Berufsbezeichnung lautete nun »Rooms Division Agent« – ein weiteres Synonym für »Mädchen für alles«. Ich würde am Empfang arbeiten, im Housekeeping und in der Reservierung. Es war ein
typisches Drei-Sterne-Haus: Das Frühstück war gut, das kostet ein Hotel ja nicht viel, dafür waren die Matratzen besonders schlecht. Sie kosteten dreißig Euro das Stück, billigere waren nicht zu haben und dauernd kamen neue Lieferungen, weil die alten nach kürzester Zeit einfach niemandem mehr zuzumuten waren. Das Putzen übernahm auch hier eine Fremdfirma. Inzwischen war ein Mindest-Stundenlohn für Zimmermädchen Pflicht geworden, etwas mehr als sieben Euro. Eigentlich. Aber die Firma rechnete einfach weiter pro Zimmer ab, niemand wehrte sich. Sie zahlte den Frauen, die allesamt ungelernt waren, sogar noch weniger als meine alte Firma im Royal. Wahnsinn, dachte ich, ich hätte nicht geglaubt, dass ein solcher Lohn noch zu unterbieten war.
    Vermutlich hätte ich auch als Nachtpage angefangen, wenn es nichts anderes gegeben hätte. Es war mir vollkommen egal, mit welchem Job ich fast kein Geld verdiente, denn die beiden letzten Monate vor Schulbeginn würde ich so viel verdienen wie noch nie: Ich wollte auf einem Kreuzfahrtschiff in der Karibik anheuern.
    Von den großen Kreuzfahrtschiffen hieß es, dass sie wegen der schwindelerregend hohen Trinkgelder eine prima Einnahmemöglichkeit waren. Ich hatte mir einen Luxusliner ausgesucht, auf dem vor allem amerikanische Gäste verkehrten, die als ganz besonders spendabel galten. Von Trinkgeldern in fünfstelliger Höhe in drei Monaten war die Rede. Ich glaubte daran.
    Ich kam nicht dazu, festzustellen, ob reiche Amerikaner wirklich so spendabel sind.
    Ich war gerade bei C&A in der Umkleidekabine und
probierte einen Übergangsmantel an. Ich hörte das Telefon in meiner Handtasche klingeln. Es war eine Berliner Nummer, die ich nicht kannte. Eine Weile überlegte ich, ob ich überhaupt drangehen sollte.
    Ich ging dran, und plötzlich erklärte mir ein Arzt in knappen Worten, dass mein Vater einen Schlaganfall erlitten hatte. Er nannte mir Krankenhausadresse und Zimmernummer und erkundigte sich, ob ich vorbeikommen könnte. Ich bedankte mich ebenso knapp und legte auf. Ich stand noch immer in diesem Mantel vor dem Spiegel. Eine ganze Weile starrte ich mich an. Dann rief ich meine Mutter an. Ich konnte da nicht alleine hingehen, das war ausgeschlossen. Und auch

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