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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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den Eigenbedarf. Deren Qualität kam allerdings bei weitem nicht an die der Blätter heran, die sie rollen mussten. Es galt ein eisernes Gesetz: »Rolle dir niemals die eigene Zigarre.« Von diesem Augenblick an wurden die Arbeiter ständig überwacht, sodass kein einziges Tabakblatt unbemerkt verschwinden konnte.
    Der Tabak ist wirklich kostbar. Er muss auf ganz bestimmte Weise angebaut werden. Er braucht eine ganz besondere Behandlung. Er muss sorgfältig getrocknet werden, bis die Blätter braun werden und gerollt werden können. Alles muss absolut perfekt sein, und die Kubaner sind in dieser Hinsicht wahre Genies. Sie haben das beste Klima, die besten Böden und die Tradition. Seit Generationen produzieren sie Zigarren und suchen ständig nach Möglichkeiten, ihre Produkte noch perfekter zu machen.
    Schon wie sie die Zigarre rollen: erst die Einlage, für die Tabak einer ganz bestimmten Qualität erforderlich ist, dann die Umlage, die von anderer Qualität als die Einlage sein muss, und schließlich das Deckblatt, das keinerlei Adern aufweisen darf. Wenn man eine Zigarre genau betrachtet und Adern – oder gar dicke Adern – im Deckblatt entdeckt, dann handelt es sich um eine billigere Zigarre, oder jemand war nicht sorgfältig genug. So eine Zigarre bekommt man für acht Dollar. Sie wird sich auch gut rauchen lassen, aber es ist eben keine besondere Zigarre, wie zum Beispiel eine Davidoff, Montecristo oder Cohiba. Ich habe den Arbeitern zugeschaut, wie sie die Banderolen um die Zigarren legen. Die Banderole ist wichtig, schließlich braucht alles eine ansprechende Verpackung. Die Banderole soll das Interesse des Zigarrenrauchers wecken, und das gelingt am besten, wenn sie bunt und knallig daherkommt und eben wenn sie kubanisch aussieht, leuchtend rot und gelb und vielleicht mit einer hübschen Frauenfigur darauf. Kubanische Zigarren sind wirklich so gut, wie allgemein behauptet wird. Zwar gibt es jede Menge schlechte Imitate, aber ein Experte wird innerhalb von Sekunden den Unterschied »erschnüffeln«, weil die echte kubanische Zigarre stärker riecht, ein bisschen nach Düngemittel. Das klingt sonderbar, aber genau so riechen sie. Sie schmeckt wunderbar, wenn sie geraucht wird, aber wenn man eine neue Kiste aufmacht und den ersten Geruch in die Nase bekommt … Wenn man nicht über Zigarren Bescheid weiß, wird einem der Geruch wahrscheinlich nicht gefallen.
    Nachdem Bill Clinton ins Weiße Haus eingezogen war, verlor ich in Washington deutlich an Ansehen. Schon vor Clintons Amtseinführung hatte mich die neue Gesundheitsministerin, Donna Shalala, gebeten, das Amt des Fitness-Beraters zur Verfügung zu stellen. Sie hatte mir schlicht erklärt: »Sie haben Bush im Wahlkampf unterstützt und können nicht Vorsitzender des Rats bleiben.« Und als wir mit den Dreharbeiten zu True Lies begannen und den neuen Innenminister Bruce Babbitt um Erlaubnis baten, mit dem Pferd durch das bekannte Reflexionsbecken beim Washington Monument zu reiten, lehnte er rundweg ab, obwohl es bei anderen Filmen schon erlaubt worden war.
    Maria war nicht im Geringsten überrascht. »Willkommen in der Politik! So läuft das eben«, sagte sie. Aber natürlich fand sie es bedauerlich, dass ich gezwungen war, den Vorsitz im Rat für Fitness und Sport abzugeben, obwohl ich meine Sache gut gemacht hatte. Im Innern war sie wohl ein wenig hin- und hergerissen, weil ich so lange erfolgreich auf der Erfolgswelle der Republikaner mitgeritten war. Vielleicht hatte ich ihr die Vorzüge von Ronald Reagan und George Bush auch etwas zu oft angepriesen. Maria mochte George Bush als Menschen, aber jetzt konnte sie es gar nicht abwarten, dass Clinton ins Weiße Haus einzog.
    Als Fitness-Beauftragter hatte ich so viel gelernt, dass ich genau wusste, auf was ich mich nun konzentrieren wollte. Drei Jahre lang war ich kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten gereist. Vor allem eine Sache war mir dabei aufgefallen und hatte mich immer mehr beschäftigt: Sehr viele Kinder und Jugendliche gingen nach der Schule keinerlei Betätigung nach, und oft fehlte jegliche Betreuung durch Erwachsene. Als ich mich mehr für diese Frage zu interessieren begann, freundete ich mich mit Danny Hernandez an, einem Ex-Marine, der in Hollenbeck, einem von Banden heimgesuchten Viertel von Los Angeles, ein Jugendzentrum leitete. Danny berichtete mir, dass die Sommerferien immer die schwierigste Zeit für die Jugendlichen waren. In dieser Zeit stieg die Rate der

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