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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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Jugendkriminalität immer deutlich an. Deshalb hatte er 1991 die Inner-City Games erfunden – eine Art Stadtteil-Olympiade, um die Jugendlichen in den Sommermonaten zu beschäftigen. Von Juni bis August trainierten Kinder von den verschiedenen Schulen, und am letzten Ferientag fand dann der Wettkampf statt.
    Danny nahm mich auch mit in das Jugendzentrum, das in den siebziger Jahren aus einer ungewöhnlichen Zusammenarbeit zwischen lokalen Unternehmen und der Polizei von Los Angeles entstanden war. Das Zentrum verfügte über Basketballfelder, einen Raum für Gewichtheben und Sportunterricht und einen PC-Raum. Es gab Computerunterricht und auch einen Raum, in dem Hausarbeiten erledigt werden konnten. Außerdem hatten sie einen hervorragenden Boxring, denn wir waren schließlich im Osten von Los Angeles mit einem hohen Bevölkerungsanteil an Latinos, in deren Kultur der Boxsport eine große Bedeutung hat. Der Gedanke war, wie mir Danny erklärte, den Kids eine Stätte zu geben, die sie jederzeit aufsuchen konnten, und Problemkindern eine zweite Chance zu geben. Die Polizeistationen in Hollenbeck und anderen Teilen von Los Angeles schickten häufig Kinder ins Zentrum statt in den Gerichtssaal. Den Kindern wurde gesagt: »Halte dich von der Straße fern. Geh nach der Schule ins Zentrum und trainiere oder mach dort deine Hausaufgaben. Dort gibt es Computer, Trainingsräume, einen Boxring. Du musst nur hingehen!«
    Durch die gewalttätigen Unruhen in Los Angeles im Frühjahr 1992 drängte sich das Problem, wie man die Kinder von der Straße holte, verstärkt auf. Die Gewalttätigkeiten wurden durch den Freispruch von Polizisten aus Los Angeles ausgelöst, die Rodney King misshandelt hatten, weil er sich einer Verkehrskontrolle widersetzt hatte. Auf einem von einem benachbarten Haus aus aufgenommenen Video war zu erkennen, dass die Polizisten auch dann noch auf ihn einprügelten, als dieser bereits keinen Widerstand mehr leistete. Bei den Unruhen gingen ganze Straßenzüge in Flammen auf, mehr als fünfzig Menschen kamen ums Leben, und die Gewalt griff auch auf andere Städte über. Während der Unruhen war das Jugendzentrum in Hollenbeck für viele Jugendliche ein Zufluchtsort. Zusammen mit dem Schauspieler und Standup-Comedian Arsenio Hall machte ich im Rahmen einer staatlichen Kampagne ein Musikvideo, in dem die Leute aufgefordert wurden, sich wieder zu beruhigen. Es trug den Titel Chill . Als Folge der Ereignisse verstärkten Danny und ich unsere Anstrengungen, die Inner-City Games auszuweiten. Wir wollten noch mehr Schulen und noch mehr Kinder einbeziehen und dafür sorgen, dass das Programm das ganze Jahr über durchgeführt werden konnte. Ungefähr zu der Zeit, als True Lies in die Kinos kam und im Sommer 1994 zum Kassenschlager wurde, kamen auch die Inner-City Games richtig in Fahrt. Jetzt beteiligten sich Tausende Jugendliche, und der Höhepunkt war das neuntägige Finale an der Universität von Südkalifornien, an dem fünftausend Kinder teilnahmen. Wir erweiterten das Programm über den Sport hinaus, sodass es jetzt auch Kunst- und Schreibwettbewerbe, Theaterprogramme, Tanzturniere und sogar Programme für junge Existenzgründer gab. Atlanta hatte eigene Inner-City Games ins Leben gerufen, und ähnliche Planungen gab es auch in Orlando, Miami, Chicago und fünf weiteren Städten.
    Bei der Arbeit mit den Kids lernte ich auch eine Menge über mich selbst. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich immer als eine Art Aushängeschild des amerikanischen Traums gesehen. Buchstäblich pleite war ich in die Staaten gekommen, hatte hart gearbeitet, mein Ziel nie aus den Augen verloren und hatte es schließlich geschafft. Amerika war wirklich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, hatte ich gedacht. Wenn ein Junge wie ich es schaffte, konnte es jeder schaffen. Aber so war es eben nicht.
    Als ich die verschiedenen Schulen besuchte, wurde mir klar, dass es nicht ausreichte, in seiner Adresse als Land »USA« angeben zu können. In den Slums der Großstädte wagten es die Kids nicht einmal, von einem anderen Leben auch nur zu träumen. Sofort bekamen sie zu hören: »Gib dir keine Mühe, du schaffst es ja doch nie. Du bist und bleibst ein Versager.«
    Ich dachte darüber nach, was ich hatte und was diesen Kindern fehlte. Auch ich war arm aufgewachsen. In mir brannte ein Feuer, Erfolg haben zu wollen, und ich hatte Eltern, die mich antrieben und mir Disziplin beibrachten. Ich erhielt eine solide Schulbildung im staatlichen

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