Total Recall
würde, der uns dabei beriet.
Die wichtigste Frage für mich war nicht, wie viel Geld ich verdiente, sondern wie viel ich investieren und wie viel ich verfügbar halten sollte. Ich wollte nicht eines Tages auf der langen Liste berühmter Entertainer und Sportler landen, die sich finanziell übernommen hatten. Und die Liste ist ziemlich beeindruckend: von Willie Nelson bis Zsa Zsa Gabor, von Björn Borg über Dorothy Hamill und Michael Vick bis zu Mike Tyson. Alle hatten ihre Finanzmanager gehabt. Ich weiß noch, wie Burt Reynolds und sein Manager in Palm Springs aufkreuzten, jeder im eigenen Rolls Royce. Und plötzlich war dann das Geld weg. Egal was man im Leben auch macht, man braucht dazu Geschäftssinn und muss sich in Sachen Investitionen weiterbilden. Man kann das nicht einem Manager überlassen und ihm einfach sagen: Eine Hälfte investieren wir, und die andere Hälfte behalte ich. Mein Ziel war, reich zu werden und reich zu bleiben. Ich hatte keine Lust, eines Tages von meinem Manager angerufen zu werden und gesagt zu bekommen: »Mit den Investitionen ist etwas schiefgelaufen. Wir können die Steuern nicht mehr bezahlen.«
Meine Finanzinteressen waren allerdings so breit gestreut, dass ich am Ende eine ganze Armee von Spezialisten als Finanzberater gebraucht hätte. Ich zog es vor, vor allem mit einem außerordentlich klugen Investmentbanker namens Paul Wachter zusammenzuarbeiten, den ich seit Jahren kannte. Paul war ein alter Freund von Bobby Shriver, meinem Schwager. Die beiden hatten sich in den siebziger Jahren kennengelernt, als sie nach dem Jurastudium als Rechtsreferendare gearbeitet hatten. Paul und ich wurden enge Freunde. Man könnte meinen, ich hätte nicht allzu viel gemein mit einem jüdischen Rechtsanwalt und Banker von der Upper East Side in Manhattan, der in seinem ganzen Leben noch nie ein Fitnessstudio von innen gesehen hat oder an einem Filmset war. Auch anderen Leuten kam es seltsam vor, wie gut wir uns verstanden. Aber Paul hatte österreichische und deutsche Wurzeln: Sein Vater war ein Holocaust-Überlebender aus Wien, und seine Mutter gehörte der deutschsprachigen Minderheit Rumäniens an. Deutsch war Pauls erste Sprache als Kind gewesen, und im Gegensatz zu vielen Immigranten nach dem Zweiten Weltkrieg hatte sein Vater die Verbindung zur Alten Welt immer gepflegt. Er hatte sogar seine Firma darauf gegründet – Import und Export von Schinken und anderen Fleischprodukten zwischen den Vereinigten Staaten und zum Beispiel Polen oder Bayern. Als Kind hatte Paul seine Sommerferien in Europa verbracht und war später sogar eine Zeit lang Skilehrer in den österreichischen Alpen gewesen.
Paul dachte weniger wie ein Amerikaner, er dachte mehr wie ich. Wir waren beide geprägt von der Alpenlandschaft – den schneebedeckten Berggipfeln, den Nadelwäldern, den Häusern mit ihren großen Kachelöfen und den Sennhütten. Paul verstand es auch sofort, als ich ihm erzählte, dass ich davon träumte, für meine Familie ein großes Chalet mit Blick auf den Talkessel von Los Angeles zu bauen. Wir waren beide sehr konkurrenzorientiert, und ich forderte ihn oft beim Tennis oder Skifahren heraus. Und von seinem Vater, den ich ebenfalls sehr mochte, hatte Paul auch die Immigrantenmentalität mitbekommen: nach Amerika auszuwandern, ein Geschäft aufzubauen und Erfolg zu haben.
Hier nun war also ein Mann, dem ich vertraute, der unterhaltsam und sportlich war, ein Kumpel, mit dem ich alles Mögliche unternehmen konnte: Tennis spielen, Ski fahren, reisen, einkaufen oder einfach einen Drink nehmen und plaudern. Alles Dinge, die mir wichtig waren. Geschäftsbeziehungen, die nur auf die Arbeit beschränkt waren, mochte ich nie. In dieser Beziehung sind Maria und ich völlig verschieden. Sie wuchs in einer Umgebung auf, in der eine klare Linie zwischen Freunden und Mitarbeitern gezogen wurde. Solche Abgrenzungen gibt es bei mir selten. Ich finde, es ist viel wert, mit Menschen zu arbeiten, mit denen ich auch befreundet sein kann, mit denen ich auf eine Raftingtour gehen oder in Österreich wandern kann. Ich bin nun einmal wie ein Kind, das gern ein wenig angibt und alle an seinen Erlebnissen teilhaben lassen möchte. Wenn ich zum Beispiel auf dem Eiffelturm ein ungewöhnliches Essen genossen habe und jemand schiebt dann einen Servierwagen mit fünftausend Stumpen an den Tisch, und ich beobachte begeistert, wie sie mir eine Zigarre präsentieren und anzünden, ja, dann will ich eben, dass das meine besten
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