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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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dass Sie an mich glauben!‹«
    Ich musste aufpassen, dass mich meine neuen Abenteuer beim Fernsehen nicht allzu sehr vom Training ablenkten. Im Juli steigerten Franco und ich unser Programm und bereiteten uns zweimal am Tag mit maximaler Leistung auf die Wettkämpfe im Herbst vor. Ich wollte meinen Mister-Olympia-Titel im vierten Jahr hintereinander verteidigen. Der Wettkampf war alles andere als Routine. Zum ersten Mal sollte er im Madison Square Garden stattfinden, dem bekanntesten Veranstaltungsort für Rockkonzerte und Sportereignisse in New York. Gut, wir waren nur im 4500 Zuschauer fassenden Felt Forum und nicht in der Arena mit ihren 21000 Sitzen. Aber trotzdem, im Madison Square Garden hatten Muhammad Ali und Joe Frazer ihre ersten Boxkämpfe ausgetragen, hier spielten die Basketballstars Wilt Chamberlain und Willis Reed. Frank Sinatra und die Rolling Stones traten hier auf.
    Das Bodybuilding hatte also einen großen Schritt nach vorn getan. Die Leute hatten mich im Fernsehen gesehen. Bald sollte das Buch Pumping Iron erscheinen. Und dank George Butlers unermüdlicher Lobbyarbeit war der Bodybuilding-Wettkampf in aller Munde. Charles Gaines’ Freundin Delfina Rattazzi, Erbin des Fiat-Vermögens und später Assistentin von Jacqueline Kennedy-Onassis beim Verlag Viking Press, wollte nach dem Wettkampf eine Buchpräsentationsparty in ihrer Wohnung geben. Sie lud Dutzende Leute ein, die früher beim Wort »Bodybuilding« die Nase gerümpft hätten. Ich wusste nicht, wo das alles hinführen würde, aber ich wollte auf jeden Fall in Bestform antreten.
    Joe Weiders Autoren übertrumpften sich gegenseitig mit aufgeregten Ankündigungen für den »Superbowl des Bodybuilding«. Der Veranstaltungsort wurde als »modernes römisches Kolosseum« bezeichnet, die Teilnehmer als »Gladiatoren im Muskelkampf«, und die Veranstaltung war »der große Muskelkrieg von 74« und »die Schlacht der Titanen«.
    Im Mittelpunkt des Interesses stand in diesem Jahr das neue Wunderkind des Bodybuilding, Lou Ferrigno, ein 1,95 Meter großer, 120 Kilo schwerer Riese aus Brooklyn. Er war erst zweiundzwanzig Jahre alt und wurde mit jedem Jahr besser. 1973 hatte er den Titel des Mister America und des Mister Universum gewonnen und trainierte jetzt, um mich als Mister Olympia zu entthronen. Lou wurde als der neue Arnold bejubelt. Er hatte einen beeindruckenden Körperbau, breite Schultern, fantastische Bauchmuskeln, ein unglaubliches Potenzial und nichts anderes im Kopf, als zu trainieren und zu gewinnen. Genauer gesagt trainierte Lou sechs Stunden am Tag an sechs Tagen die Woche. Nicht einmal mein Körper hätte das verkraftet. Ich liebte meine Position als Champion. Aber was gab es für mich noch zu beweisen, nachdem ich den Titel des Mister Olympia viermal hintereinander gewonnen hatte? Meine Unternehmen expandierten, und ich würde vielleicht bald eine Karriere beim Film beginnen. Beim Training für New York entschied ich daher, dass dieser Mister-Olympia-Wettkampf mein letzter sein würde.
    Lou Ferrigno hatte bei der Veranstaltung, die Franco und ich in Los Angeles organisiert hatten, den Titel des Mister International gewonnen. Seine Muskeln waren imposant und symmetrisch aufgebaut, und wenn ich dort Richter gewesen wäre, hätte ich ihn ebenfalls zum Sieger ernannt, obwohl er noch ein bisschen undefiniert war, ähnlich wie ich kurz nach meiner Ankunft in Amerika. Auch an seinen Posen musste Lou noch arbeiten. Wenn ich seinen Körper gehabt hätte, hätte ich ihn in einem Monat so in Form bringen können, dass er jeden besiegt hätte – selbst mich. Ich mochte Lou. Er war ein netter, stiller Typ aus einer Familie lieber, fleißiger Menschen. Seit seiner Kindheit war er hörgeschädigt und musste dafür als Jugendlicher viel einstecken. Jetzt verdiente er sein Geld als Blechschlosser und wurde von seinem Vater trainiert, einem New Yorker Polizisten, der ihn wirklich hart rannahm. Das Bodybuilding verschaffte Lou Selbstachtung. Dank seines beeindruckenden Körpers war er jetzt jemand. Mir gefiel die Vorstellung, dass ein Junge alle Hindernisse überwindet. Ich wusste, welche Rolle ich in seinem Leben spielte. Als Jugendlicher war er ein Fan von mir gewesen, und jetzt sah er mich wahrscheinlich so, wie ich Sergio Oliva betrachtet hatte, als den Champion, den er besiegen musste.
    Aber meiner Meinung nach war er noch nicht bereit dafür. Das sollte nicht sein Jahr werden. Also trainierte ich eisern und spielte unsere Rivalität herunter

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