Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
Vom Netzwerk:
jetzt noch einmal im richtigen Moment sagen, wenn ich Sie danach frage?« Dieses Mal spielten wir die Szene, beginnend mit mir an der Tür. Danach tat ich so, als ob ich mit der Massageliege hereinkommen und sie aufstellen würde. Sie bestaunte meine Muskeln und sagte: »Wie sind Sie denn zu diesem Körper gekommen?«
    »Oh, ich stamme aus Italien … ich war Lasterfahrer und bin dann Masseur geworden und bin sehr froh, dass ich Sie heute massieren darf …« – sie schien weiche Knie zu bekommen, als ich das sagte – »… und danach habe ich noch einen anderen Massagetermin. Mit dem Massieren verdiene ich nicht schlecht, außerdem ist es gut für die Muskeln …«
    »Und jetzt improvisieren wir«, sagte sie. Ich dachte mir also was aus: »Legen Sie sich hin, damit ich Sie bearbeiten kann.«
    Sie sagte: »Großartig, großartig! Was meint ihr, Jungs?«
    »Es war lustig, wie er das erklärt hat, vor allem mit dem italienischen Akzent«, sagte der Regisseur.
    Ich erklärte: »Nein, das ist ein deutscher Akzent, aber für euch Amerikaner klingt das ohnehin alles gleich.« Sie lachten und sagten: »Gut, Sie haben die Rolle.«
    Art Carney, Lucille Ball und ich probten die Szene eine Woche lang jeden Tag. Carney hatte gerade einen Oscar für seine Rolle in Harry und Tonto gewonnen. Er war ein wirklich lustiger Schauspieler, der beim Textlernen, wie sich herausstellte, noch größere Probleme hatte als ich. Am Freitag sagten sie mir schließlich: »Wenn Sie am Montag kommen, drehen wir live.« Ich fühlte mich gut vorbereitet und erklärte: »Großartig!«
    Am Montag wartete ich mit anderen Schauspielern in der Garderobe auf meinen Einsatz. Dann kam jemand und sagte: »Ihre Szene ist dran.« Ich wurde hinter die Bühne zu einer Tür geführt, durch die ich gehen sollte. »Bleiben Sie hier stehen, bis das grüne Licht angeht, dann klingeln Sie und spielen genau so, wie wir es geprobt haben.«
    Also wartete ich mit der Massageliege unterm Arm. Ich hatte kurze Hosen, Turnschuhe, ein Achselhemd und darüber ein Jackett an, das ich im Lauf der Szene ausziehen sollte, um meine eingeölten, aufgepumpten Muskeln zu präsentieren.
    Das grüne Licht leuchtete auf, ich klingelte, Lucy öffnete die Tür, ich trat auf die Bühne und sagte meine erste Zeile: »Hallo, ich bin Rico.«
    Zu meiner Überraschung gab es darauf schon Gelächter und Applaus.
    Das hatten wir nicht geprobt. Ich hatte keine Ahnung, dass »live drehen« hieß, dass wir vor drei Kameras und vor allem vor einem Studiopublikum spielen würden: Ich kannte den Begriff »live« nicht. Woher auch, ich war Bodybuilder und hatte noch nie etwas mit Fernsehen zu tun gehabt. Doch Lucy ging voll und ganz in ihrer Rolle als Norma auf, zeigte sich fasziniert von meinen muskulösen Beinen und erntete einen kleinen Lacher, als sie sagte: »Oh, j-ja … kommen Sie doch rein … oh, Sie sind schon drin«, und eilig die Tür schloss.
    Eigentlich hätte ich nun sagen sollen: »Wo machen wir es, hier oder im Schlafzimmer?« Aber ich stand für einen kurzen Moment wie gelähmt mit der Massageliege herum, blinzelte ins Scheinwerferlicht und lauschte auf den Applaus und das Gelächter der tausend Zuschauer, die das Studio füllten.
    Als Vollprofi merkte Lucy sofort, was los war, und improvisierte: »Jetzt stehen Sie doch nicht so herum! Sie wollten mich doch massieren – oder nicht? « Mir fiel mein Text wieder ein, und ab da lief die Szene wunderbar. Die Zuschauer klatschten die ganze Zeit.
    Lucy spielte so gut, dass ich dachte, sie würde mir wirklich Fragen stellen, die ich beantworten müsste. Ich hatte gar nicht mehr das Gefühl, dass wir schauspielerten. Für mich war das eine echte Lehrstunde. Anstatt Gage zu kassieren, hätte ich eigentlich dafür bezahlen müssen. Lucy verfolgte noch Jahre später meine Karriere, fast mütterlich. Sie stand zwar in dem Ruf, eine knallharte Geschäftsfrau zu sein, aber zu mir war sie immer ganz reizend und schickte mir nach jedem neuen Film einen Brief, in dem sie voll des Lobes war. Ich traf sie oft bei Veranstaltungen, und sie umarmte mich jedes Mal herzlich und war ganz aus dem Häuschen. »Dieser Mann ist ganz allein meine Entdeckung. Er wird einmal ein großer Star«, sagte sie gern.
    Lucy gab mir auch Ratschläge zum Filmgeschäft. »Wenn man ein Nein zu hören bekommt, versteht man das als Ja und verhält sich entsprechend. Wenn jemand erklärt: ›Wir können den Film nicht machen‹, umarmt man ihn und sagt: ›Vielen Dank,

Weitere Kostenlose Bücher