Total Recall
nicht wahrnehme. Machen Sie sich also keine Sorgen. Ich kann das völlig ausblenden.«
»Sehr gut, sehr gut.«
Mein erster Fernsehauftritt war bei Merv Griffin. Der Komödiant Shecky Greene war an jenem Abend der Gastmoderator. Nachdem ich mich gesetzt und wir uns ein bisschen unterhalten hatten, sah mich Shecky eine Weile schweigend an. Dann brach es aus ihm heraus: »Nicht zu fassen! Er kann sprechen!« Das war natürlich ein großer Lacher.
Wenn die Erwartungen so niedrig sind, kann man gar nicht versagen. Shecky machte mir echte Komplimente. Er war sehr lustig und ließ auch mich lustig wirken. Das war nicht nur ein großer Erfolg für mich, sondern für das Bodybuilding in Amerika. Die Zuschauer sahen einen Bodybuilder, der angezogen ganz normal aussah, der reden konnte, eine interessante Lebensgeschichte und wirklich etwas zu erzählen hatte. Plötzlich hatte der Sport ein Gesicht und wurde mit einer konkreten Person in Verbindung gebracht. Die Leute sagten sich: »Ich hätte gar nicht gedacht, dass Bodybuilder so viel Humor haben! Die sind eigentlich ganz normal. Toll!« Ich war sehr zufrieden mit der Werbung für unseren Sport und speziell unseren Wettkampf.
Je näher die Veranstaltung rückte, desto nervöser wurden Franco und ich, vor allem nach einem Gespräch mit George Eiferman, den wir zusammen mit anderen ehemaligen Bodybuilding-Champions als Kampfrichter verpflichtet hatten. George war die graue Eminenz des Sports, war 1948 Mister America und 1962 Mister Olympia gewesen und besaß jetzt mehrere Fitnessstudios in Las Vegas. Eine Woche vor dem Wettkampf besuchte er uns und gab uns Ratschläge. Franco traf er bei Artie Zeller, mich bei Zucky’s.
»Ihr müsst sicherstellen, dass ihr alles parat habt«, sagte George.
»Wie meinst du das?«
»Ich habe früher auch solche Veranstaltungen gemacht. Manchmal haben wir die einfachsten Sachen vergessen.«
»Was zum Beispiel?« Ich ging im Kopf noch einmal alles durch. Dabei kam mir der Gedanke, dass ich mich womöglich zu sehr auf den Kartenvorverkauf konzentriert und dadurch wichtige Details übersehen hatte.
»Hast du zum Beispiel an die Stühle für die Kampfrichter vorn am Tisch gedacht? Wer besorgt die Stühle?«
Ich wandte mich an Franco: »Hast du dich um die Stühle gekümmert?«
Franco sagte: »Nein, du Idiot. Woher soll ich wissen, dass wir für die Richter Stühle brauchen?«
Ich sagte: »Okay, wir schreiben das alles auf.« Ich machte eine Notiz, dass wir bei unserem nächsten Besuch im Theater nachschauen mussten, woher wir einen Tisch bekamen, den wir vor der Bühne für die Richter aufstellen mussten, und dazu noch neun Stühle.
George fuhr fort: »Ihr braucht unbedingt ein Tischtuch auf dem Tisch, am besten dunkelgrün, das wirkt offiziell. Und habt ihr schon die Schreibblöcke für die Richter gekauft?«
»Nein«, antwortete ich kleinlaut.
George: »Und denkt daran, Bleistifte mit Radiergummi zu nehmen.«
Ich sagte nur noch: »O Mist.«
George ging mit uns die ganze Veranstaltung durch. Wir mussten festlegen, wie die Bühne aussehen sollte und wie wir den Backstage-Bereich gestalteten, außerdem mussten wir daran denken, dass Hanteln zum Aufwärmen bereitlagen, und klären, wo wir die Gewichte besorgten und wie wir sie hinter die Bühne transportierten. »Habt ihr euch da informiert?«, fragte George. »Das Theater ist bestimmt gewerkschaftlich gebunden. Ihr müsst also klären, was ihr heben und tragen dürft und was ihr den gewerkschaftlich organisierten Bühnenarbeitern überlassen müsst.«
Franco und mir gefiel es natürlich ganz und gar nicht, dass wir uns an die Vorschriften der Gewerkschaft halten sollten. Aber wir sagten uns, dass hier in den USA immer noch alles deutlich einfacher war als in Europa. Das Einholen der Genehmigungen und das Zahlen der Steuern war unkompliziert, außerdem mussten wir schlicht weniger bezahlen. Und die Betreiber des Theaters unterstützten uns begeistert.
Am Tag des Wettkampfs strömten die Zuschauer nur so ins Theater. Franco und ich holten die Teilnehmer persönlich am Flughafen ab und behandelten sie genauso, wie wir gern behandelt werden würden. Die Top-Bodybuilder waren allesamt da. Wir hatten gute, erfahrene Richter. Am Abend vor dem Wettkampf hatten wir Richter, Sponsoren und Teilnehmer zu einem Empfang eingeladen, den Franco und ich bezahlten. Dank unserer PR-Arbeit war der Saal voll, wir mussten sogar zweihundert Leute wegschicken. Aber vor allem kamen nicht nur Fans, sondern
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