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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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und nahm es nicht allzu ernst, wenn mir von anderen gesagt wurde: »Arnold, du musst aufpassen. Wenn die Richter ein neues Gesicht wollen …« Oder: »Weider denkt, dass du zu unabhängig bist. Vielleicht will er einen neuen Star.«
    Lou kam einige Tage vor dem Wettkampf nach New York, direkt aus Italien, wo er in Verona seinen Titel als Mister Universum verteidigt hatte. Sein Vater prahlte in einem Interview, wenn Lou gewinne, werde er den Titel ein Jahrzehnt lang halten. »Es gibt niemanden, der ihn herausfordern könnte, auch nicht auf längere Sicht.« Doch zu einer Talkshow am Morgen des Wettkampfs, zu der Lou zusammen mit Franco und mir eingeladen worden war, erschien er nicht. Er ist schüchtern, dachte ich, er wird jetzt ganz schön schwitzen. In der Sendung scherzte ich: »Er sieht jetzt bestimmt daheim fern und läuft vor dem Fernseher auf und ab und übt seine Posen, um zu sehen, ob er mit mir mithalten kann.«
    Am Abend im Madison Square Garden gab es nicht einmal ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Beim letzten Posedown wirkte Lou deprimiert – wie ein Grünschnabel, der sich verkalkuliert hat. Das hatte er auch. Er hatte sich so auf die Definition seiner Muskeln konzentriert, dass er zu viel Gewicht verloren hatte. Nun wirkte sein imposanter Körper sehnig und weniger muskulös als meiner. Auf der Bühne kopierte ich vor ausverkauftem Haus seine Posen und machte jede besser als er. Einen Moment lang standen wir uns in der gleichen Bizepspose von Angesicht zu Angesicht gegenüber, und ich lächelte Lou kurz zu, als ob ich sagen wollte: »Du bist besiegt.« Er wusste es, die Richter wussten es, und das Publikum wusste es auch.
    Franco und ich blieben nach dem Wettkampf nicht lange im Madison Square Garden. Wir schlichen uns zusammen mit den Weiders und meinem alten Freund Albert Busek davon, der aus München gekommen war, um über die Veranstaltung zu berichten, und fuhren zur Buchpräsentationsparty für Pumping Iron in Delfinas Wohnung. Dort war ich der Grünschnabel. Delfina hatte ein riesiges Apartment, das sich über drei Stockwerke zog, sehr schick eingerichtet, sehr hip. Anstatt an der Wand hingen die Bilder an der Decke. Wenn man einen Joint rauchte, konnte man sich hinlegen, high werden und die Kunst auf sich wirken lassen.
    Unzählige Gäste füllten die großen Räume. Die Party war hervorragend organisiert, und die Bewirtung war exzellent, obwohl ich das eigentlich gar nicht beurteilen konnte, weil ich noch nie bei einer so ausgefallenen Feier gewesen war. Ich bestaunte die Eleganz, die hohen Absätze, die Juwelen und die Kleidung, beziehungsweise den Mangel an Kleidung. Noch nie hatte ich solche außergewöhnlichen Menschen kennengelernt, berühmte Schauspieler, Regisseure, Künstler, Modeleute und viele, die ich gar nicht erkannte. Es wirkte sehr europäisch, alles sehr kultiviert. Homosexuelle waren da, Paradiesvögel – es war alles vertreten.
    Ich konnte nur den Kopf schütteln und mir sagen: »Das wird ein interessantes Leben.« Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Es war ein erster Vorgeschmack auf das, was einen in New York erwartete, wenn man berühmt und im Showgeschäft war. Man kann noch so oft als Tourist oder geschäftlich nach New York reisen, man gehörte einfach nicht dazu. Aber jetzt hatte ich das Gefühl, dazuzugehören. Oder zumindest, in der ersten Reihe zu sitzen und mir die Show aus der Nähe ansehen zu können.

Kapitel 10
    Stay Hungry
    Bob Rafelson wohnte in Francis Ford Coppolas Suite im Sherry Netherland Hotel am Central Park. Am Tag vor dem Mister-Olympia-Wettkampf nahm er mich mit zu sich und zeigte mir das Apartment. Ich wusste nicht, dass es solche Wohnungen gab. Sie war so groß wie ein Haus. Ich war schwer beeindruckt. Ich selbst hatte immer nur im Holiday Inn oder Ramada übernachtet. Und dann hatte jemand so ein Apartment und nutzte es nicht! Coppola brachte dort nur Freunde unter. Die Suite war mit prächtigen Gemälden und exquisiten Möbeln ausgestattet und wurde natürlich rund um die Uhr vom Hotelservice betreut. Ich bestaunte die Videokassettensammlung – eine ganze Wand voller Filme, geordnet nach Genre: Musicals, Actionfilme, Dramen, Komödien, Historienfilme, Steinzeitfilme, Zeichentrickfilme und so weiter.
    Bei der Buchparty am folgenden Abend wurde ich von Rafelsons Freunden genau beobachtet, Fotografen, Schauspieler und Filmleute, die ich noch nie getroffen hatte. Bob hatte sie mitgebracht, weil er ihre Meinung hören wollte. Gefiel

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