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Total Recall

Total Recall

Titel: Total Recall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Dürr (VS Mihr)
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ganz normale Leute.
    Mein erfolgreicher Auftritt bei Merv Griffin war nicht ohne Wirkung geblieben. Shelley brachte mich bei weiteren Talkshows unter . Der Effekt war immer derselbe: Da in mich keine Erwartungen gesetzt wurden, konnte ich spontan sein und den Gastgeber überraschen. »Faszinierend!«, rief er dann. Schon bald merkte ich, dass man es in der Unterhaltungsbranche mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen musste. Beispielsweise erzählte ich: »1968 hat der Playboy eine Umfrage gemacht, bei der achtzig Prozent der Frauen angaben, sie würden Bodybuilder hassen. Das hat sich jetzt geändert. Siebenundachtzig Prozent der Frauen lieben muskulöse Männer.« Alle waren begeistert.
    Mein Auftritt bei Merv Griffin hatte noch weitere Folgen, mit denen ich nie gerechnet hätte. Am Morgen nach der Sendung erhielt ich einen Anruf von Gary Morton, dem Ehemann und Geschäftspartner der Schauspielerin Lucille Ball. »Wir haben Sie gestern Abend gesehen«, sagte er. »Sie waren lustig. Lucille hat einen Job für Sie.« Lucille Ball war damals die mächtigste Frau im amerikanischen Fernsehen. Sie war nicht nur weltberühmt für ihre Sitcoms I Love Lucy , The Lucy Show und Here’s Lucy , sondern auch die erste Frau im Fernsehen, die sich von den Studios lossagte und ihre eigene Produktionsfirma gründete und damit reich wurde. Morton erklärte mir, dass sie an einem Special mit Art Carney arbeite. Ich sollte darin als Masseur auftreten. Ob ich am Nachmittag vorbeikommen und an der Leseprobe teilnehmen könne? Und dann war plötzlich Lucy am Telefon: »Sie waren fantastisch! Sie waren großartig! Wir sehen Sie doch nachher, nicht wahr? Kommen Sie vorbei, wir lieben Sie.«
    Kaum war ich in ihrem Büro angekommen, drückte mir jemand das Drehbuch in die Hand. Die Folge hieß »Happy Anniversary and Goodbye«. Beim Durchlesen wurde ich ganz aufgeregt. Lucille Ball und Art Carney spielten darin ein Ehepaar mittleren Alters namens Norma und Malcolm. Kurz vor dem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag erklärt Malcolm, er habe genug von Norma und wolle die Scheidung. Auch Norma hat Malcolm satt. Beide einigen sich auf eine Trennung auf Probe, und Malcolm zieht aus. Doch als er noch einmal in die Wohnung kommt, um ein paar Sachen zu holen, liegt Norma halbnackt auf dem Tisch und lässt sich massieren. Sie spielt die Sache ein bisschen hoch, um Malcolm eifersüchtig zu machen, und es kommt zu einem komischen Handgemenge, bei dem der Masseur Rico zwischen die Fronten gerät.
    Diesen Masseur sollte ich spielen. Die Szene mit dem Masseur sollte in der einstündigen Show nur sieben Minuten dauern, aber ich dachte: » Das ist mein Auftritt! Ich werde mit Lucille Ball und Art Carney vor der Kamera stehen!« Da Hercules in New York nie in die Kinos gekommen war, wäre das mein Filmdebüt, und zwar gleich vor ganz großem Publikum, vor Millionen Fernsehzuschauern.
    Ich war noch ganz mit meinen Tagträumen beschäftigt, als ich zur Leseprobe gerufen wurde. Lucy, Gary Norton und der Regisseur waren da und begrüßten mich freundlich. »Sie waren gestern Abend sehr lustig!«, sagte Lucy. »Hier, lesen wir doch gleich mal.«
    Mir war das alles völlig fremd, ich hatte keine Ahnung, dass man beim Lesen aus dem Drehbuch schon seine Rolle spielen soll. Ich saß also da und las Wort für Wort meinen Text vor, wie ein Schüler, der lesen lernt. »Hallo, ich heiße Rico und komme aus Italien … Ich war früher Lasterfahrer … aber jetzt bin ich Masseur.«
    Lucy sagte nur: »Oooookay.« Ich merkte, wie mich der Regisseur seltsam ansah. Unter normalen Umständen hätte es jetzt geheißen: »Vielen Dank, wir melden uns bei Ihrem Agenten.« Aber ich hatte keinen Agenten, außerdem war das kein normales Vorsprechen, weil Lucy mich für die Rolle wollte und keinen anderen Schauspieler bestellt hatte. Ich war nur da, damit mich auch Gary und der Regisseur sahen.
    Sie stand mir sofort zur Seite und rettete mich. »Großartig!«, sagte sie. »Wissen Sie, worum es in der Szene geht?« Ich nickte, und sie sagte: »Erzählen Sie es mir kurz.«
    Ich sagte: »Also, ich glaube, ich komme in Ihre Wohnung, weil Sie mich bestellt haben, damit ich Sie massiere. Sie lassen sich gerade scheiden oder leben getrennt oder etwas in der Art, und ich habe tolle Muskeln, weil ich in Italien Lasterfahrer war. Aber ich bin in die USA ausgewandert und verdiene dort mein Geld nicht als Lasterfahrer, sondern als Masseur.«
    Sie sagte: »Genau so ist es. Können Sie mir das

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