Total verschossen
klingeln.«
Max schien zu überlegen. »Wenn er sie mit zu sich genommen hat, dürfte sie relativ sicher sein. Ich glaube nicht, dass er dumm genug ist, sie in seiner eigenen Wohnung anzugreifen. Aber ich fürchte, er wird mit zu ihr gehen. Das könnte gefährlich für sie werden. Aber vielleicht verschwenden wir ja auch unsere Zeit. Ich glaube, Johnson weiß, dass er überwacht wird. Da wird er wohl kaum was riskieren.«
»Außer er betrinkt sich und verliert die Beherrschung«, meinte Jamie besorgt. »Dann ist alles möglich.«
»Vera, das war der beste Schmorbraten, den ich je gegessen habe«, sagte John. »Ich kann kaum glauben, dass du nie geheiratet hast, so wie du aussiehst und wie du kochst.«
Vera wischte die Bemerkung beiseite. »Mit Schmeicheleien erreichst du bei mir alles. Warte nur, bis du siehst, was ich zum Nachtisch gemacht habe.«
»Nachtisch? Mir platzt jetzt schon fast der Gürtel.«
Vera stand auf und deckte den Tisch ab. Dann schnitt sie für jeden ein Stück Limonentorte ab. Dazu machte sie zwei Tassen Kaffee. Sie brachte alles auf einem Silbertablett herein.
»Du hättest dir nicht solche Mühe machen sollen«, sagte John.
»Das war keine Mühe. Ich koche doch gern.«
John wartete, bis sie sich gesetzt hatte, bevor er weitersprach. »Eins würde ich doch gerne wissen. Wieso hast du nie geheiratet?«
Vera zuckte die Achseln. »Ich habe einen Mann geliebt, aber er war nicht an mir interessiert.«
»Kann ich kaum glauben.«
Vera wirkte einen Moment ganz traurig. »Ich habe jahrelang vergeblich darauf gewartet, dass sich etwas ändert.« Sie zuckte mit den Schultern. »Aber ich hatte ja meine Stellung bei der Zeitung, die mir sehr gefällt, und meine Freunde aus der Kirchengemeinde. Wir haben viel unternommen. Es ist keineswegs so, dass ich herumgesessen bin und Trübsal geblasen habe.«
John rutschte auf seinem Stuhl hin und her. Er wirkte auf einmal ziemlich nervös. »Du hast doch niemandem von der
Gazette
gesagt, dass du dich mit mir triffst, oder?«
»Nein, natürlich nicht.«
Mit sichtlicher Erleichterung nippte er an seinem Kaffee. Dabei beobachtete er sie über den Rand seiner Tasse hinweg. Die Torte hatte er noch nicht angerührt.
»Willst du nicht deinen Nachtisch essen?«, fragte Vera.
»Könntest du ihn mir vielleicht einpacken?«
»Du willst schon gehen?«
»Ich bin ziemlich müde, muss ich gestehen. Ich war schon vor sechs im Büro und müsste ein bisschen Schlaf nachholen. Ich hoffe, das macht dir nichts aus.
»Nein, natürlich nicht. Ich wollte selbst früher zu Bett gehen.«
Kurz darauf ging er. Zuvor versprach er, sie am nächsten Tag anzurufen. Vera schloss hinter ihm ab und machte sich an den Abwasch. Da läutete das Telefon, und sie nahm ab.
Keine Antwort.
»Wer ist da?«, fragte sie.
Nur ein Klicken in der Leitung.
»Na so was«, sagte sie und legte ebenfalls auf.
Sie wollte gerade zu Bett gehen, als das Telefon wieder läutete. Sie nahm ab. Wieder keine Antwort. »Ich kann Sie atmen hören«, sagte sie erbost. »Was wollen Sie von mir?«
Nichts.
»Ich habe Ihre Anrufe satt. Rufen Sie ja nie wieder an, hören Sie?« Sie knallte den Hörer auf. »Wahrscheinlich Kinder, die sich einen Scherz erlauben«, sagte sie zu sich.
»Ich habe Neuigkeiten«, verkündete Muffin, als Max und Jamie zu Johnsons Wohnung fuhren. »Es geht um John Price. Kennt jemand von euch eine Barbara Fender?«
»So heißt meine neue Nachbarin«, sagte Jamie erstaunt. »Warum fragst du, Muffin?«
»Schlechte Nachrichten«, antwortete sie. »Barbara Fender ist gleich Celia Brown Price, die Exfrau von John Price.«
Max und Jamie wechselten einen Blick. »Bist du sicher?«, fragte er.
»Habe ich mich je geirrt?«, kam es von Muffin zurück. Jamie starrte Max fassungslos an. »Sie ist John aus Atlanta gefolgt.«
»Gefällt mir nicht, was ich denke«, sagte Max.
»Sag‘s mir trotzdem.«
»John Price hat Strafanzeige gegen seine geschiedene Frau erstattet, weil er sich von ihr verfolgt fühlte. Die Anzeige wurde aus Mangel an Beweisen fallen gelassen. Und später verhört man ihn wegen des Mordes an einer Frau, die nur zwei Häuser von ihm entfernt wohnte. Ich gehe jede Wette ein, dass er mit ihr bekannt war.« Er seufzte. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass der Mörder eine Mörderin sein könnte. Was ich nicht verstehe, ist, warum sie es tut. Außer sie ist krankhaft eifersüchtig.«
Jamie verspürte ein mittlerweile vertrautes Gefühl von Grauen. »Oder
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