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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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erst später. Lustig, nicht?«
    Sie zuckte mit den Schultern, Lieutenant Monot schloss schnell: » Nun ja, ich meine ja nur so…«
    » Nein, seien Sie einfach ruhig. Sie sind Bulle, kein Entertainer. Und sehen Sie mal, was für amüsante Sachen ich noch für Sie finde.« Sie las laut weiter: » An diesem Freitag, den 18. Januar kam ich gegen elf Uhr mit meinem ›Partner‹ von einer Lieferung Broschüren in der Rue Turbigo. Aha. Ist der schwul, Ihr Gérald?«
    Sie warf kurz einen forschenden Blick auf Monot, um zu sehen, wie er reagierte. Aber der Lieutenant schaute ebenso zurück. » Der ›Partner‹ ist sein Peugeot-Lieferwagen, wissen Sie…«
    » Ach so, natürlich… Ich fuhr auf dem Pont-Neuf, fast menschenleer, so klirrend war die Kälte, um zur Rive Gauche zu kommen, als ich auf zwei Leute vor mir auf dem Gehweg aufmerksam wurde, die sich verdächtig benahmen. Hat der wirklich so geredet, Ihr Gérald Soklirrendwardiekälte? Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt, Sie sollen eine Aussage aufnehmen, nicht nachdichten. Tippen, nicht schreiben. Klar, Monot?«
    Der Lieutenant nickte bekümmert. Er war zu süß, der arme Schatz, man hatte gute Lust, ihn zu trösten, ihn an sich zu drücken, ganz fest.
    Sie fuhr fort: » Beide gingen in Richtung Quai Conti. Der eine war eher älter und schien sich in einem ausgesprochenen Rauschzustand zu befinden, seinem Gang nach zu urteilen … ausgesprochen, seinem Gang nach, pfff! Über seiner Schulter trug er eine Tasche, die er an sich drückte. Ein Junge folgte ihm dicht, mittelgroß, ausstaffiert … ausstaffiert! mit einer Sporthose und einer Weste, deren Kapuze seinen Kopf bedeckte. Der Junge ging leichtfüßig, wie eine Raubkatze. Raub-katze? Hat der Zeuge das gesagt?«
    » Nein, Commissaire, er hat den Gang nachgeahmt; ich habe nur die richtigen Worte dafür gefunden.« Monot hielt es für angebracht nun seinerseits den Gang des Tigers nachzuahmen, um seine Behauptung zu unterstreichen.
    Viviane sah ihn bestürzt an. Es war das erste Mal, dass einer ihrer Assistenten sich für eine Raubkatze hielt. Aber es stand ihm gut, das musste sie zugeben. » Sie waren gerade am Square du Vert-Galant vorbeigegangen, als alles plötzlich sehr schnell ablief. Der Junge hat sich auf den anderen gestürzt und versucht, ihm die Tasche zu entreißen. Der Alte hat sich festgeklammert, und der Junge hat ihn mehrere Meter über den Gehweg geschleift, dabei ist der Kopf des Alten heftig auf die Ecke des Fußes einer Straßenlaterne gestoßen. Ich habe angehalten und geschrien ›Lass ihn los!‹ – sind Sie sicher, dass er nicht noch ›Du niederträchtiger Schurke‹ gerufen hat, Ihr Gérald?–, da ist der Junge weggelaufen. Ich habe mich um den Alten gekümmert, der benommen schien. Er ist aufgestanden, hat seine Tasche an sich gedrückt und gestammelt: ›Meine hundert Mäuse, meine hundert Mäuse!‹; er ist ein paar Meter torkelnd weitergelaufen und dann an der Ecke Quai Conti zusammengebrochen. Ich habe die Neugierigen verscheucht und mit meinem Handy Hilfe gerufen. Ein Polizist, der gerade vorbeikam –der Polizist, das waren Sie, richtig? –, hat mir geholfen, ihn an den Rand zu legen, um der Feuerwehr die Arbeit zu erleichtern. Die sind sogleich aus der nächstliegenden Wache angerückt und haben ihn ins Krankenhaus gebracht. Der Polizist hat mir angeboten, meine Aussage im Café am Platz aufzunehmen und … blablabla … gelesen, bestätigt und unterschrieben.«
    Sie blickte Monot unverwandt in die Augen. Zarte grüne Augen, zum Dahinschmelzen.
    » Eine Zeugenaussage im Bistro ist schon höchst ungewöhnlich. Wenn die dann noch in Times 12-Punkt getippt und mit einem Laserdrucker ausgedruckt ist, dann ist das schon ein starkes Stück.«
    » Eine Aussage im Bistro ist keineswegs gegen die Vorschriften. Aber ich hatte sie auf einer Papierserviette aufgenommen und unterschreiben lassen, das sah nicht sehr professionell aus. Also habe ich sie, zurück im Kommissariat, sauber abgetippt.«
    » Und die Unterschrift des Zeugen?«
    » Ich habe ein kleines Gekritzel daruntergesetzt.« Er hielt plötzlich inne, verwirrt von der Einfachheit seiner Äußerung. » Ja, natürlich, vor einem Richter wird das wertlos, aber ich habe die Serviette aufgehoben.«
    » Aber Monot, welchen Wert hat denn diese Aussage? Sie liefert nicht einmal eine genaue Beschreibung des Jungen.«
    Lieutenant Monot zögerte, bevor er hinzufügte: » Dem Zeugen nach hatte der Junge eine schwarze Brille auf. Er glaubt

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