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Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)

Titel: Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georges Flipo
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einen ernsthaften, ohne Vorgeschichte. Daraufhin hatte man ihr diesen Hornochsen von Anfänger, Augustin Monot, geschickt. Das nannte sie bürokratischen Witz.
    Die Sache verlangte nach einem Mars-Riegel, den sie in ihren 0 %-Fett-Joghurt tunkte. Sie fühlte sich schon besser. Morgen würde sie den dicken Brigadier Escoubet auf diesen Fall ansetzen. Mit ihm würde alles einfacher sein.
    Viviane schaltete den Fernseher ein. Die Folge von Without a Trace – Spurlos verschwunden hatte schon begonnen. Sie blätterte durch ihre Sammlung kopierter DVD s und holte einen alten Kommissar Navarro heraus, den sie sich freudlos ansah. Sie bekam miese Laune von diesem Kommissar. Seine ewigen Moralpredigten und dann diese viel zu einfachen Fälle. Der zweite Schokoriegel beruhigte sie, und sie ging schlafen, voller guter Vorsätze. Morgen: strengste Diät. Und ein Besuch in Asnières bei der Witwe Mesneux. Das würde vielleicht ausreichen, um den Fall abzuschließen, das wäre so schön wie bei Navarro.
    Es war ihr erster Tag an diesem Fall. Und ihre erste Fehleinschätzung, sie wusste das nur zu gut, aber es hinderte sie nicht daran einzuschlafen.
    Dienstag, 22 . Januar
    Das Haus war klein, weiß, sehr modern, fast zu modern für Asnières. Die Witwe wohnte in der letzten Etage, von wo aus man Ausblick auf den Park hatte, aber das genügte nicht, um Patricia Mesneux freundlich zu stimmen. Viviane war fünf Minuten später gekommen, als sie am Telefon vereinbart hatten, die Witwe war sauer– wie sie anscheinend ihr ganzes Leben damit verbrachte, sauer zu sein. Sie war eine kleine, hagere Frau, ohne Charme, blässlich.
    » Lassen Sie uns zur Sache kommen, Commissaire, ich bin leitende Standesbeamtin im Rathaus. Da wird nicht auf mich gewartet, die Leute werden geboren und sterben, auch wenn Kommissare Befragungen durchführen wollen. Also, was möchten Sie über meinen Exmann wissen?«
    Alles wollte Viviane wissen, und sie bekam auch alles zu hören. Nachdem Patricia Mesneux einmal angefangen hatte, vergaß sie ihr Standesamt, sie schien stolz darauf, ihre Geschichte ausbreiten zu können; als würde sie von ihren verhunzten Ferien erzählen. Sie hatte Pascal im Abiturjahr am Michelet Gymnasium in Vanves kennengelernt. Sie wollten beide Erzieher werden, um den gleichen Arbeitstag und die gleichen Ferien zu haben. » Verstehen Sie?« Nein, Viviane verstand nicht, sie hatte weder geregelte Arbeitstage noch Ferien. Und schon seit zwei Jahren niemanden, mit dem sie das hätte teilen können. Aber Patricia Mesneux erzählte weiter, sie war schon bei ihrem Psychologiestudium, das sie nie abgeschlossen hatte, obwohl sie den Abschluss für das Lehrerseminar brauchte, während Pascal einen Abschluss in Literaturwissenschaften machte, bevor er das Staatsexamen ablegte. Die Witwe quasselte ihr das Ohr ab.
    » Verzeihen Sie, aber Ihre Abschlüsse interessieren mich nicht. Ich möchte wissen, wie Ihr Mann obdachlos geworden ist.«
    Und schon ging es weiter, noch fröhlicher als vorher: Nun kam sie zu den Niederlagen ihres Ex, jetzt kam die Rache. Er erhielt einen Posten in Gennevilliers, » Gennevilliers, können Sie sich das vorstellen? Vanves, das ist Paris, aber Gennevilliers ist nicht einmal ein Vorort, das ist schon übelstes Randgebiet. Also haben wir uns in der Nähe eingerichtet, in Asnières, das ist eher unsere Welt, und er arbeitete dort drüben. Dann wurde er mit Französischunterricht an einer berufsbildenden Schule beauftragt. Können Sie sich vorstellen, Madame, wie er diesen Trotteln von Metallbauern Victor Hugo nahebringt?«
    Nein, Viviane konnte sich das nicht vorstellen. Sie konnte sich noch gar nichts in Bezug auf Pascal Mesneux vorstellen, sie begriff lediglich, dass diese Frau kein Geschenk war. » Warum sagen Sie Victor Hugo? Sie könnten auch Molière sagen.«
    Patricia Mesneux hob die Augen zum Himmel. » Weil er sich nicht an den Lehrplan hielt, er erzählte ihnen die ganze Zeit von Victor Hugo. Am Anfang ging es ihm um Lyrik im Allgemeinen, er dachte sich, das sei der beste Weg, um diese Jungs an Literatur heranzuführen. Als könne man sie da heranführen! Dann hat er sich auf Lyrik des 19. Jahrhunderts konzentriert und blieb bei Victor Hugo hängen. Sein Unterricht bestand nur noch daraus. Man fing an, sich über ihn lustig zu machen, nannte ihn Victor Hugo. Er hat sich einen Bart wachsen lassen und angefangen zu trinken. Zunächst nur Canaris am Nachmittag, zwischen den Stunden, und dann…«
    » Canaris? Was ist

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