Tote Dichter lügen nicht: Roman (German Edition)
mächtigen, schillernden Medien. Die Medien und die Faszination, die sie ausübten, auf ihre Macher, auf die, die sie vorführten, und auf die, die von ihnen träumten. Die Medien, Schaufenster der Gesellschaft, die jedem Lust machten zu posieren, und sei es nur, um zu schreien: » Schaut her, da bin ich, ich hab’s geschafft!«
Aber sie wusste, dieser Schuldige hatte nichts Böses tun können. All das behielt Viviane für sich, sie wollte Monot nicht bekümmern… Sie sollten nicht; sie wollte nicht, dass er seine Kommissarin in schlechter Erinnerung behielt. Die Krankenschwester kam. Die Besuchszeit war zu Ende. Viviane durfte morgen früh vor der Operation wiederkommen.
Freitag, 22 . März
In einer Viertelstunde würde man Monot in den OP bringen. Viviane hatte ihr rosa Kostüm angezogen, in dem sie geradezu schwamm. Sie nahm die Hand ihres Lieutenant, nicht wissend, was sie ihm sagen sollte. Als die Krankenpfleger kamen, fand sie endlich etwas zu sagen. Mit einem Zeichen bat sie, dass man vor der Tür wartete.
» Sie dürfen nicht sterben, Monot. Kein Scherz, wir brauchen Sie noch im Kommissariat, Sie sind ein verdammt guter Bulle.«
Er war von der Beruhigungsspritze schon benommen und lächelte nur, ganz sanft. Es war nicht genug.
» Wenn Sie wieder gesund sind, lade ich Sie zum Abendessen bei Kerzenschein ein, um das Ende des Falls zu feiern, ich ziehe auch ein neues rosa Kostüm an.«
Sie erzählte völligen Blödsinn, sie sollte sich schämen. Und Monot lächelte sie ein zweites Mal an. Es war so schön, dieses Lächeln, sie wollte mehr davon.
» Sie müssen leben, weil ich Sie sehr gern habe, Monot.«
Warum hatte sie sich nur zu diesem jämmerlichen gern überwinden können?
Das Lächeln des Lieutenant war breiter geworden und schien noch anzudauern, als die Krankenpfleger ihn schon mit sich nahmen.
Viviane wartete im Zimmer des Lieutenant. Die Operation sollte zwei Stunden dauern, nun war schon die vierte angebrochen, das Zimmer kam ihr immer verlassener vor. Sie ging hinunter zum OP -Saal.
Der Flur war leer, düster. Sie sah den Nephrologen und sein Team aus einem Saal herauskommen. Sie würdigten sie keines Blickes, entfernten sich ernsten Schrittes und sprachen mit trauriger Stimme.
Viviane hatte verstanden.
Ohne auf den Befehl einer Krankenschwester zu hören, die ihr von Weitem hinterherrief: » Sie dürfen da nicht eintreten, das ist verboten«, öffnete die Kommissarin die Tür. Da war der leblose Körper von Augustin Monot, auf einem Rollbett, kaum bedeckt von einem Laken, das Viviane gerade anheben wollte. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, ihn von diesen schrecklichen Schläuchen zu befreien. Sie brach über diesem Körper zusammen, küsste ihn gierig, bedeckte ihn mit Tränen.
Die Krankenschwester stürmte wütend herein: » Gehen Sie sofort raus!«
Viviane ignorierte sie. Sie würde sich die Zeit nehmen, die sie brauchte. Monot hatte das Recht darauf, genau wie sie. Die Krankenschwester wurde laut: » Gehen Sie. Der Aufwachraum ist für Besucher verboten, wir werden ihn bald hinaufbringen. Hören Sie?«
Aber Viviane hörte sie nicht, sah sie nicht.
Einzig ihr Lieutenant zählte, der kurz die Augen geöffnet und ihr einen Blick von weither zugeworfen hatte. Seine Lippen bewegten sich kaum merklich, er murmelte mit immer noch belegter Stimme: Entreißt mir die Seufzer, schürt meine Feuer!
Danksagung
Dank der 3. Pariser Kriminalabteilung, dass es sie gibt. Sie leistet eine exzellente Arbeit und braucht keineswegs Unterstützung von Viviane Lancier und ihren Männern, die ebenso fiktive Figuren sind wie alle anderen Protagonisten dieses Romans. Alle Fakten, Artikel, Bemerkungen und erwähnte Verhaltensweisen sind rein fiktiv. Umso besser für die 3. Abteilung der Pariser Kriminalpolizei.
Ich danke Claire K., die mich bei einer Pizza in das Abenteuer dieses Romans geworfen hat. Und die mich dabei begleitet hat. Ohne sie wäre Viviane nur eine traurige Kommissarin geblieben. Ich müsste viele Pizzen mit ihr essen, um ihr meine ganze Dankbarkeit aussprechen zu können.
Ein korallenfarbenes und nach Vanille duftendes Danke an Magali D. Ihre Erhellungen in Sachen Polizeiarbeit, ihre fröhlichen Einwände haben mir erlaubt, die Intrige in die richtigen Bahnen zu lenken– die der Verflechtungen und Verschachtelungen.
Ich danke Hugues F., der mir geduldig sein Simenon-Wissen und seine Baudelaire-Kenntnisse eingeträufelt hat. Ohne seinen letzten Einwurf hätte ich mich
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