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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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lassen wird. Sie werden sie am Tag, nachdem man mich gehängt hat, durch die Post erhalten.
    Mein Freund, dies ist die passende Umgebung für das letzte Lied des Hohepriesters Satans! Ich stehe in der schwarzen Kapelle, wo Sie mich das erste Mal überrascht haben, als Sie in meine geheime Kaverne gestolpert sind und meine ungeschickten Neophyten Sie entkommen ließen.
    Vor mir steht der Schrein des Unaussprechlichen und davor der rot befleckte Altar, wo so manche jungfräuliche Seele ihren Weg zu den dunklen Sternen angetreten hat. Ringsum schweben düstere, geheimnisvolle Dinge, und im Halbdunkel höre ich den Schlag mächtiger Schwingen.
    Satan, Geliebter der Finsternis, gürte meine Seele mit dem Bösen und schlage Akkorde des Schreckens in mein goldenes Lied.
    Stephen Gordon, lausche!«
    Voll, tief und triumphierend schwoll die goldene Stimme an, hob sich in einem seltsamen rhythmischen Gesang, unbeschreiblich bewegend und unheimlich.
    »Großer Gott!«, flüsterte Costigan. »Er singt die Beschwörung aus der Schwarzen Messe!«
    Ich erwiderte nichts. Die unheimlichen Klänge jenes Lieds schienen an mein Innerstes zu rühren. In den düsteren Gründen meiner Seele bewegte sich etwas Blindes, Ungeheures, regte sich wie ein aus dem Schlummer erwachender Drache. Der Raum um mich herum verblasste, wurde undeutlich, als ich der hypnotischen Macht des Gesanges erlag. Um mich herum schienen unmenschliche Gewalten zu schweben, und ich konnte beinahe fühlen, wie Flügel wie die von Fledermäusen über mein Gesicht streiften – als hätte der Tote mit seinem Gesang uralte schreckliche Dämonen heraufbeschworen, um mich heimzusuchen.
    Ich sah wieder die düstere Kapelle, erleuchtet von einem kleinen Feuer, das auf dem Altar flackerte und zuckte, und dahinter und darüber brütete das Grauen, das namenlose, gehörnte, geflügelte Ding, vor dem die Teufelsanbeter ihr Haupt neigten. Ich sah aufs Neue den rot gefärbten Altar, den langen Opferdolch hoch erhoben in der Hand des schwarzen Akolythen, sah die in wogende Umhänge gehüllten Gestalten der Anbeter.
    Die Stimme hob und hob sich, schwang in ein rhythmisches Dröhnen. Sie füllte den Raum – die Welt, den Himmel, das Universum! Sie überdeckte die Sterne mit einem greifbaren Schleier der Dunkelheit! Ich taumelte zurück wie vor körperlicher Gewalt.
    Wenn jemals der Hass und das Böse in Tönen Gestalt angenommen hatten, dann hörte und spürte ich es in diesem Augenblick. Jene Stimme zog mich hinunter in die Tiefen einer nie erträumten Hölle. Vor mir gähnten endlose, widerwärtige Abgründe. Ich spürte Andeutungen, ahnte Blicke auf unmenschliche Leere und unheilige Dimensionen außerhalb jeglicher menschlicher Erfahrung. Das gesamte konzentrierte Wesen des Fegefeuers floss von jener schnell kreisenden Scheibe auf mich zu, auf den Schwingen jener wunderbaren und schrecklichen Stimme.
    Der kalte Schweiß brach mir am ganzen Körper aus, als mir die Gefühle eines für den Opfertod gefesselten Schlachtopfers bewusst wurden. Ich war das Opfer, ich lag auf dem Altar, und die Hand des Schlächters schwebte über mir, hielt den Dolch umfasst.
    Von der kreisenden Scheibe schwoll die Stimme an, riss mich unwiderstehlich in mein Verderben, schwang höher und höher, tiefer und tiefer, vom Wahnsinn angehaucht, als sie sich ihrem Höhepunkt näherte.
    Ich erkannte die Gefahr, in der ich mich befand, spürte, wie mein Gehirn unter dem Angriff jener tönenden Speere zerbröckelte. Ich mühte mich, zu sprechen, zu schreien! Aber mein Mund stand tonlos offen. Ich versuchte, einen Schritt nach vorne zu tun, das Gerät abzuschalten, die Schallplatte zu zerbrechen. Aber ich konnte mich nicht bewegen.
    Jetzt stieg der Gesang zu unbeschreiblichen, unerträglichen Höhen empor. Ein scheußlicher Triumph fegte durch seine Noten; eine Million spottender Teufel schrien und kreischten mich an, verhöhnten mich durch jene Flut dämonischer Musik, als wäre der Gesang ein Tor, durch das brüllend und mit blutigen Händen die Horden der Hölle herausströmten.
    Und jetzt jagte der Gesang mit schwindelerregender Geschwindigkeit dem Punkt entgegen, an dem in der Schwarzen Messe der Dolch in das Leben des Opfers dringt, und mit einer letzten Anstrengung, die meine verblassende Seele und mein verdämmerndes Gehirn bis an die Grenzen belastete, brach ich die hypnotischen Ketten – ich schrie! Ein unmenschliches, unirdisches Kreischen, das Kreischen einer Seele, die in die Hölle gezerrt wird –

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