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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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von einem Geist, der in den Wahnsinn geschleudert wird.
    Und wie ein Echo auf mein Kreischen hallte Costigans Schrei, als er sich vorbeugte und seine hammergleiche Faust auf die Maschine heruntersausen ließ, sie zerschlug und jene schreckliche goldene Stimme für alle Zeiten in die Vergessenheit schmetterte.

Dermods Verderben
    Wenn das Herz in deiner Brust krank ist und sich ein blinder, schwarzer Vorhang der Sorge zwischen dein Gehirn und deine Augen geschoben hat, sodass dir selbst das Licht der Sonne blass und aussätzig scheint – dann gehe in die Stadt Galway, in der gleichnamigen Grafschaft, in der Provinz Connaught, in Irland.
    In der grauen Stadt der Stämme, wie man sie nennt, gibt es einen träumerisch labenden Zauber, der einen betört, und wenn du vom Blut Galways bist, wird dein Leid, ganz gleich wie weit entfernt du auch sein magst, langsam von dir gehen, wie ein Traum, und nur eine traurig-süße Erinnerung hinterlassen, wie der Duft einer sterbenden Rose. Über der alten Stadt liegt ein Nebel des Altertümlichen, der sich mit der Sorge vermengt und einen vergessen macht. Oder du kannst in die blauen Hügel von Connaught gehen und den salzig-scharfen Hauch des Windes fühlen, der vom Atlantik hereinweht. Das Leben mit all seinen munteren Freuden und bitteren Sorgen scheint einem dann belanglos und weit entfernt und nicht wirklicher als die Schatten der Wolken, die vorbeiziehen.
    Ich kam nach Galway, so wie ein verwundetes Tier zu seinem Bau in den Hügeln zurückkriecht. Die Stadt meiner Väter trat zum ersten Mal in mein Blickfeld, doch schien sie mir weder fremd noch unbekannt. Mir schien es vielmehr, als käme ich nach Hause zurück, und mit jedem verstreichenden Tag schien mir das Land meiner Geburt weiter und weiter entfernt und das Land meiner Ahnen näher.
    Ich kam mit wehem Herzen nach Galway. Meine Zwillingsschwester, die ich geliebt hatte, wie ich nie jemanden geliebt hatte, war gestorben. Ihr Hinscheiden war schnell und unerwartet gewesen. Meinem verblüfften Schmerz schien es, als habe sie gerade noch mit ihrem vergnügten Lächeln und ihren strahlend grauen irischen Augen neben mir gestanden, und im nächsten Augenblick sei das kalte, bittere Gras über sie gewachsen. Oh, meine Seele zu Gott, nicht nur dein Sohn hat die Kreuzigung erduldet.
    Eine schwarze Wolke blieb wie ein Leichentuch über mir hängen, und im halbdunklen Grenzland des Wahnsinns war ich allein, sprachlos und ohne Tränen. Schließlich kam meine Großmutter zu mir, eine große, grimmige alte Frau mit harten, gequälten Augen, aus denen das ganze Leid der irischen Rasse blickte.
    »Geh nach Galway, Junge. Geh ins alte Land. Vielleicht ertränkt das kalte Salzmeer dein Leid. Vielleicht können die Leute von Connaught die Wunde in dir heilen …«
    Ich ging nach Galway.
    Von den großen Familien, die über Galway herrschten, waren alle freundlich – die Martins, die Lynches, die Deanes, die Dorseys, die Blakes, die Kirowans.
    Ich zog über die Hügel und durch die Täler vor der Stadt und redete mit den so anheimelnd freundlichen Landleuten, von denen viele noch das gute, alte Erse sprachen, eine keltische Sprache, die ich nur stockend beherrschte.
    Und dort, eines Nachts auf einem Hügel vor dem Feuer eines Schäfers, hörte ich aufs Neue die alte Legende von Dermod O’Connor. Wie der Schäfer diese schreckliche Geschichte mit seinem üppigen irischen Akzent vor mir ausbreitete, durchsetzt mit vielen gälischen Sätzen, erinnerte ich mich, dass mir meine Großmutter die Geschichte erzählt hatte, als ich ein Kind war. Aber das meiste davon hatte ich vergessen.
    Kurz gesagt geht die Geschichte so: Der O’Connor-Clan hatte einen Häuptling, sein Name war Dermod, aber die Leute nannten ihn den Wolf. In den alten Tagen waren die O’Connors Könige und herrschten mit stählerner Hand über Connaught. Sie teilten sich die Herrschaft über Irland mit den O’Briens im Süden – Munster – und den O’Neils im Norden – Ulster. Mit den O’Rourkes kämpften sie gegen die MacMurroughs von Leinster, und Dermod MacMurrough, den die O’Connors aus Irland vertrieben hatten, brachte Strongbow und seine normannischen Abenteurer ins Land. Als Earl Pembroke, den die Männer Strongbow nannten, in Irland landete, war Roderick O’Connor König von Irland, dem Namen und dem Anspruch nach zumindest. Der O’Connor-Clan, ein Stamm wilder Keltenkrieger, hielt so lange an seinem Freiheitskampf fest, bis zuletzt eine schreckliche

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