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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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sich. Einen Augenblick lang trennte die Dunkelheit sie; dann griff ihn das Scheusal erneut an. Während das Monstrum sich auf ihn stürzte, packte Reynolds blind zu und schaffte den Ringergriff, den er geplant hatte, legte seine ganze Kraft in seinen Angriff, drückte das Ding von sich weg und ließ sich mit seinem ganzen Gewicht darauf fallen. Saul Fletchers Rückgrat zerbrach wie ein morscher Ast, seine Hände wurden schlaff, die angespannten Glieder lockerten sich. Irgendetwas floss aus dem laschen Körper und wisperte durch die Dunkelheit davon, wie ein gespenstischer Wind, und John Reynolds wusste instinktiv, dass Saul Fletcher endlich wirklich tot war.
    Keuchend und zitternd richtete er sich auf. Der Tunnel verharrte in völliger Finsternis. Aber ganz unten in der Richtung, aus der die wandelnde Leiche gekommen war, war flüsterleise ein schwaches Pochen zu vernehmen, kaum ein Laut, und doch klang eine düstere, unheimliche Musik aus dem Pulsieren. Reynolds schauderte, und der Schweiß gefror ihm auf dem Körper. Der tote Mann lag zu seinen Füßen, in dichter Dunkelheit, und an Reynolds Ohren drang schwach ein unerträglich süßes, unerträglich böses Echo, so als würden in den düsteren Höhlen der Hölle, weit weg, ganz schwach, Teufelstrommeln geschlagen.
    Die Vernunft drängte ihn umzukehren – den Kampf mit jener blinden Tür aufzunehmen, bis es ihm gelang, den Stein zum Bersten zu bringen, falls menschliche Kraft dazu imstande war. Aber er erkannte, dass Vernunft und Verstand hinter ihm zurückgeblieben waren. Ein einziger Schritt hatte ihn aus einer normalen Welt materieller Realität in ein Reich des Albtraums und des Wahnsinns gestürzt. Er entschied, dass er entweder verrückt war oder tot und in der Hölle. Jene schwachen Trommelschläge zogen ihn an – zerrten auf gespenstische Weise an seinem Herzen. Gleichzeitig stießen sie ihn ab, füllten seine Seele mit schattenhaften, monströsen Vermutungen, doch ihr Ruf war unwiderstehlich. Er kämpfte gegen den irren Drang an, einen wilden Schrei auszustoßen, die Arme zum Himmel zu werfen und in den schwarzen Tunnel hinabzurennen, so wie ein Hase in den Bau des Präriehundes und dort in die Fänge der wartenden Klapperschlange läuft.
    In der Dunkelheit herumtastend fand er seinen Revolver und lud ihn, immer noch tastend, mit den Patronen aus Saul Fletchers Patronengurt. Den Körper zu berühren, erzeugte in ihm nicht mehr Abscheu als er dabei empfunden hätte, irgendwelches totes Fleisch zu berühren. Welche unheiligen Kräfte auch immer die Leiche mit Leben erfüllt hatten, hatten sie verlassen, als der Bruch der Wirbelsäule die Nervenzentren zerfetzt und die Wurzeln des Muskelsystems zerrissen hatte.
    Den Revolver in der Hand, ging John Reynolds den Tunnel hinunter, angelockt von einer Macht, die er nicht ergründen konnte, einem Schicksal entgegen, das er nicht ahnen konnte.
    Das Pochen der Tom-Toms wurde kaum lauter, als er weiterging. Er hatte keine Ahnung, wie weit unter den Hügeln er sich bereits befand, aber der Tunnel senkte sich immer noch tiefer und dabei war er schon eine weite Strecke gegangen. Oft hatte seine tastende Hand Türöffnungen gespürt – Korridore, die vom Haupttunnel abzweigten, wie er annahm. Schließlich wurde ihm bewusst, dass er den Tunnel hinter sich gelassen hatte und in einen riesigen, offenen Raum getreten war. Er konnte nichts sehen, spürte aber irgendwie, dass es sich um einen großen Raum handeln musste. Und jetzt erschien in der Dunkelheit ein schwaches Licht. Es pulsierte im Rhythmus der Trommeln, wurde heller und wieder dunkler, wuchs aber dabei und verbreitete ein unheimliches Leuchten, vorwiegend grün und doch anders als jede Farbe dieser Erde, die Reynolds je gesehen hatte.
    Reynolds ging auf das Licht zu. Es breitete sich aus, warf seinen schimmernden Schein auf den glatten Steinboden, beleuchtete fantastische Mosaiken. Sein Lichtkegel reichte weit in die schwebenden Schatten hinein, aber Reynolds konnte keine Decke ausmachen. Jetzt stand er, vom gespenstischen Glimmen dieses Lichts eingehüllt, da, und sein Fleisch wirkte wie das eines Toten. Endlich sah er die Decke, hoch und gewölbt, über ihm brütend wie ein dunstiger Mitternachtshimmel, sah hochragende Wände, schimmernd und dunkel, die in gewaltige Höhen aufstiegen und deren Sockel von kompakten Schatten gesäumt waren, aus denen klein und flimmernd andere Lichter glitzerten.
    Er sah die Quelle des Lichts – ein seltsamer behauener

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