Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)
nicht ertragen. Ich wusste, wie du gelitten hast, weil du kein Haschisch bekamst. Also habe ich Yun Shatu bezahlt, und dann bin ich zum Meister gegangen und – ich – oh, du wirst mich dafür hassen!«, schluchzte sie.
»Nein – nein – niemals …«
»Ich habe ihm gesagt, dass du ein Mann seist, der ihm nützlich sein könnte, und habe ihn angefleht, er solle Yun Shatu dazu bringen, dir das zu geben, was du brauchst. Du warst ihm bereits aufgefallen, denn er hat das Auge eines Sklavenhändlers, und die ganze Welt ist sein Sklavenmarkt. Also hat er Yun Shatu angewiesen, das zu tun, worum ich ihn gebeten hatte, und jetzt – ach, wärst du nur so geblieben, wie du warst, mein Freund.«
»Nein! Nein!«, rief ich. »Ich habe ein paar Tage der Wiederherstellung erlebt, selbst wenn sie nicht echt war! Ich stand als Mann vor dir. Das ist mir mehr wert als alles andere!«
Alles, was ich für sie empfand, muss ihr aus meinen Augen entgegengeleuchtet haben, denn sie senkte den Blick und errötete. Man frage mich nicht, wie die Liebe einen Mann erfasst; aber ich wusste, dass ich Zuleika liebte – dieses geheimnisvolle orientalische Mädchen. Wie ich sie seit dem Augenblick geliebt hatte, als ich sie zum ersten Mal sah. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie meine Zuneigung in gewissem Maße erwiderte. Diese Erkenntnis ließ den Pfad, für den ich mich entschieden hatte, noch dunkler und trostloser erscheinen. Und dennoch, weil die reine Liebe einem Mann immer Kraft gibt, gab sie auch mir den Mut, das zu tun, was ich tun musste.
»Zuleika«, sagte ich eilig, »die Zeit vergeht wie im Flug und es gibt Dinge, die ich erfahren muss. Sag mir, wer bist du und weshalb bist du in diesem Höllenloch geblieben?«
»Ich bin Zuleika – das ist alles, was ich weiß. Nach Blut und Geburt bin ich Tscherkessin; Türken haben mich als kleines Kind meinen Eltern geraubt. Danach wurde ich in einem Harem in Stambul großgezogen. Und wenn ich auch noch zu jung war, um zu heiraten, so hat mein Meister mich doch als Geschenk … Ihm … gegeben.«
»Und wer ist er, dieser Mann mit dem Totenschädelgesicht?«
»Er ist Kathulos von Ägypten – das ist alles, was ich weiß. Mein Meister.«
»Ein Ägypter? Was tut er dann in London, warum all diese Geheimnisse?«
Ihre Finger schlangen sich nervös ineinander.
»Steephen, bitte, sprich leiser. Es gibt immer jemanden, der lauscht, und zwar überall. Ich weiß nicht, wer der Meister ist oder weshalb er hier ist und weshalb er diese Dinge tut. Ich schwöre es bei Allah! Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen. Manchmal kommen bedeutend aussehende Männer in diesen Raum hier und werden vom Meister empfangen. Nicht dort, wo du ihn gesehen hast – und dann muss ich vor ihnen tanzen und hinterher ein bisschen mit ihnen flirten. Und ich muss ihm immer genau erzählen, was sie alles zu mir gesagt haben. Überall muss ich das tun – in der Türkei, in den Berberstaaten, in Ägypten, in Frankreich und in England. Der Meister hat mir Französisch und Englisch beigebracht und mich in vielen Dingen selbst unterrichtet und ausgebildet. Er ist der größte Magier auf der Welt und weiß alles über uralte Zauber und vieles andere.«
»Zuleika«, sagte ich, »mein Rennen ist bald gelaufen, aber ich würde dich gerne hier herausholen – komm mit mir, und ich schwöre dir, ich schaffe dich von diesem Scheusal weg!«
Sie schauderte und verbarg ihr Gesicht in den Händen.
»Nein, nein, das kann ich nicht.«
»Zuleika«, fragte ich mit sanfter Stimme, »welche Macht hat er über dich, Kleines – auch Rauschgift?«
»Nein, nein!«, wimmerte sie. »Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, aber ich kann nicht – ich werde ihm nie entkommen!«
Ich saß ein paar Augenblicke benommen da, dann fragte ich: »Zuleika, wo sind wir jetzt?«
»Dieses Gebäude ist ein verlassenes Lagerhaus hinter dem Tempel der Träume.«
»Das habe ich mir gedacht. Was ist in den Truhen im Tunnel?«
»Das weiß ich nicht.«
Dann fing sie plötzlich leise zu weinen an. »Auch du bist ein Sklave so wie ich, obwohl du so stark und freundlich bist. Oh, Steephen, ich kann es nicht ertragen!«
Ich lächelte. »Komm ganz nahe zu mir, Zuleika, dann verrate ich dir, wie ich diesen Kathulos täuschen werde.«
Sie blickte besorgt zur Tür.
»Du musst leise sprechen. Ich werde in deinen Armen liegen und du musst mir ins Ohr flüstern, während du so tust, als würdest du mich umarmen.«
Sie drängte sich an mich, und
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