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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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dich«, sagte Hassim, der zu uns getreten war. »Steig ganz normal ein. Verhalte dich nicht verdächtig. Vielleicht werden wir beobachtet. Der Fahrer weiß, was zu tun ist.«
    Dann kehrten er und Yussef in die Bar zurück, und ich machte einen einzigen Schritt auf den Bürgersteig zu.
    »Steephen!«
    Eine Stimme, die meinem Herz einen freudigen Stich versetzte, sprach meinen Namen! Eine weiße Hand winkte aus den Schatten einer Türöffnung zu mir herüber. Ich ging schnell zu ihr.
    »Zuleika!«
    »Schschsch!«
    Sie umklammerte meinen Arm und drückte mir etwas in die Hand. Undeutlich konnte ich erkennen, dass es sich um ein kleines goldenes Fläschchen handelte.
    »Versteck das! Schnell!«, flüsterte sie eindringlich. »Komm nicht hierher zurück, sondern tauche an einem anderen Ort unter. Die Phiole ist mit dem Elixier gefüllt – ich werde versuchen, dir mehr davon zu besorgen, ehe der Nachschub ausgeht. Du musst nach einer Möglichkeit suchen, dich mit mir in Verbindung zu setzen.«
    »Ja, aber wo hast du das denn her?«, fragte ich verblüfft.
    »Ich habe es dem Meister gestohlen! Und jetzt muss ich gehen, bevor er mich vermisst.«
    Sie sprang in die Türöffnung zurück und verschwand. Ich stand unschlüssig da. Ich war davon überzeugt, dass sie mit dieser Tat ihr Leben aufs Spiel gesetzt hatte. Ängstlich fragte ich mich, was Kathulos tun würde, sollte der Diebstahl entdeckt werden. Aber es wäre zu auffällig, in das Haus zurückzukehren. Ich hielt es für besser, an meinem Plan festzuhalten und zuzuschlagen, ehe Er mit dem Totenschädelgesicht bemerkte, dass sein Sklave ein doppeltes Spiel trieb.
    Also überquerte ich die Straße und ging zum wartenden Auto. Der Fahrer war ein hagerer, mittelgroßer Farbiger, den ich nie zuvor gesehen hatte. Ich musterte ihn scharf und fragte mich, wie viel er mitbekommen hatte. Aber er ließ keine Anzeichen erkennen, etwas gesehen zu haben. Und selbst falls ihm aufgefallen war, wie ich zurück in die Schatten trat, konnte er nicht wahrgenommen haben, was dort geschehen war, oder das Mädchen erkannt haben, das stand für mich fest.
    Er nickte bloß, als ich mich auf den Rücksitz des Wagens plumpsen ließ, und im nächsten Augenblick rollten wir über die verlassenen, mit einer Nebeldecke überzogenen Straßen davon. Bei dem Bündel, das neben mir auf dem Sitz lag, konnte es sich eigentlich nur um die Verkleidung handeln, die der Ägypter erwähnt hatte.
    Meine Empfindungen, als ich durch jene regnerische Nebelnacht rollte, lassen sich kaum angemessen beschreiben. Es kam mir vor, als wäre ich bereits tot, und die leeren, öden Straßen um mich herum wären die Pfade des Jenseits, über die mein Geist nun bis in alle Ewigkeit ziehen musste. In meinem Herz machte sich eine quälende Freude und zugleich düstere Verzweiflung breit – die Verzweiflung eines dem Untergang geweihten Mannes. Nicht, dass der Tod selbst mir solchen Schrecken bereitete – ein Rauschgiftsüchtiger stirbt viele Tode –, aber es fiel schwer, genau in dem Augenblick aus dem Leben zu scheiden, als Liebe in mein ödes Leben getreten war. Außerdem war ich noch jung.
    Ein bitteres Lächeln huschte über meine Lippen – sie waren auch jung gewesen, die Männer, die neben mir im Niemandsland gestorben waren. Ich schob meinen Ärmel zurück und ballte die Fäuste, spannte meine Muskeln an. An meinem ganzen Körper gab es kein überflüssiges Gramm Fett. Viel von meinem festen Fleisch war geschwunden, aber die Muskelstränge meines Bizeps traten immer noch wie eiserne Knoten hervor und deuteten massive Kraftreserven an. Aber ich wusste, dass das nur Fassade war, dass ich in Wirklichkeit ein zerbrochenes Wrack war. Mir verlieh lediglich das künstliche Feuer des Elixiers vorübergehend Kräfte, ansonsten hätte mich selbst ein schwächliches Mädchen zu Fall bringen können.
    Das Auto hielt zwischen ein paar Bäumen. Wir befanden uns am Rand eines exklusiven Vororts und Mitternacht war bereits vorbei. Durch die Bäume ragte vor den fernen Lichtern des nächtlichen London dunkel ein großes Haus auf.
    »Hier warte ich«, sagte der Fahrer. »Von der Straße oder vom Haus aus kann niemand den Wagen sehen.«
    Im Licht eines Streichholzes, das ich so hielt, dass man seinen Schein von draußen nicht sehen konnte, untersuchte ich die »Verkleidung« und hatte Mühe, nicht in irres Lachen auszubrechen. Bei dem Kostüm handelte es sich um das komplette Fell eines Gorillas! Ich klemmte mir das Bündel unter den

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