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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Geh du künftig wieder deinen Weg. Und ich gehe meinen!«
    Ein unterdrücktes widerwärtiges Lachen war die Antwort. Es klang wie das Zischen eines Reptils.
    »Du Narr. Du wirst mit den Mühen deines ganzen Lebens bezahlen! Du sagst, du wärst nicht mein Sklave? Ich sage, du bist es – so wie der schwarze Hassim da neben dir mein Sklave ist – und so wie das Mädchen Zuleika, die dich mit ihrer Schönheit verhext hat.«
    Diese Worte ließen eine Welle von heißem Blut in mein Gehirn strömen und ich spürte eine Aggression in mir, die einen Moment lang das klare Denken unmöglich machte. Obwohl in diesen Tagen all meine Stimmungen und Sinne geschärft schienen, ging diese Aufwallung von Emotionen weit über die Wut hinaus, die ich noch kurz zuvor verspürt hatte.
    »Zur Hölle!«, kreischte ich. »Du Teufel – wer bist du und was verleiht dir eine solche Macht über mich? Ich will dich sehen oder sterben!«
    Hassim sprang mich an, aber ich stieß ihn zurück, hastete mit einem langen Schritt an die Trennwand und stieß sie mit bislang ungekannter Kraft beiseite. Dann zuckte ich zurück, meine Hände erstarrten ausgestreckt, ein Schrei stahl sich auf meine Lippen. Eine hochgewachsene, hagere Gestalt stand vor mir, auf groteske Weise in einen seidenen, mit Brokat bestickten Umhang gehüllt. Dieser fiel zu Boden.
    Aus den Ärmeln des Umhangs ragten Hände, die mich mit schleichendem Entsetzen erfüllten – lange, räuberische Klauen mit dünnen, knochigen Fingern und gekrümmten Krallen – bräunlich-gelbe Pergamenthaut, verkümmert wie die Hände eines längst verstorbenen Menschen.
    Die Hände – aber, oh Gott, erst dieses Gesicht! Ein Schädel, an dem nicht mehr der kleinste Rest von Fleisch haftete, aber auf dem straffe, bräunlich-gelbe Haut wucherte und jedes Detail dieses schrecklichen Totenkopfs scharf hervortreten ließ. Die Stirn war hoch, irgendwie prächtig, aber zu den Schläfen hin wurde der Schädel seltsam schmal. Unter der Stirn, die wie ein Vordach dort ragte, wo sich sonst die Augenbrauen befanden, funkelten große Augen, Tümpel aus gelbem Feuer. Die Nase hatte eine hohe Wurzel und war ganz schmal, der Mund wie ein farbloser Schnitt, eine Narbe zwischen dünnen, grausamen Lippen. Ein langer, knochiger Hals trug diese furchterregende Vision und machte die Wirkung eines reptilischen Dämons aus einer mittelalterlichen Hölle perfekt.
    Ich sah mich Auge in Auge mit dem Totenschädel-Mann aus meinen Träumen.
    Kapitel 8: Schwarze Weisheit
    Im Geist eine schleichende Ruine
    im Leben ein wahrer Sumpf
    Gebrochen das Herz in der Brust der Welt
    Am Ende des Gierens Triumph
    G. K. Chesterton
    Der schreckliche Anblick verdrängte kurz jeden Gedanken an Widerstand aus meinem Bewusstsein. Das Blut erstarrte in meinen Venen. Ich stand reglos da und hörte, wie Hassim hinter mir grimmig auflachte. Die Augen in dem ausgezehrten Gesicht starrten mich voll bösartigem Feuer an und die satanische Wut, die in ihnen loderte, ließ mich erblassen.
    Dann lachte das Schreckensgebilde und begann zischelnd zu sprechen:
    »Ich erweise Ihnen eine große Ehre, Mr. Costigan. Es gibt nur sehr wenige, selbst unter meinen eigenen Dienern, die von sich behaupten können, dass sie mein Gesicht gesehen haben und noch leben. Ich denke, du wirst mir lebend nützlicher sein als tot.«
    Ich schwieg und war völlig entnervt. Die Vorstellung, dass dieser Mann lebte, fiel mir schwer, weil sich der Gedanke daran durch sein Aussehen verbot. Er wirkte auf schreckliche Art und Weise wie eine Mumie. Dennoch bewegten sich seine Lippen beim Sprechen und in seinen Augen flackerte eine besonders widerliche Form von Leben auf.
    »Du wirst tun, was ich sage«, erklärte er abrupt und seine Stimme klang jetzt befehlsgewohnt. »Du kennst ohne Zweifel Sir Haldred Frenton oder kannst zumindest mit seinem Namen etwas anfangen?«
    »Ja.«
    Jeder kultivierte Mensch in Europa und Amerika kannte die Reisebeschreibungen von Sir Haldred Frenton, einem Schriftsteller und Abenteurer.
    »Du wirst noch heute Abend zum Anwesen von Sir Haldred gehen …«
    »Ja?«
    »Und ihn töten!«
    Ich taumelte im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Befehl war unglaublich, unfassbar! Ich war tief gesunken, tief genug, um Opium zu schmuggeln. Aber bewusst einen Menschen umzubringen, den ich noch nie zuvor gesehen hatte, einen Menschen, der für seine guten Taten bekannt war! Das war so abartig, dass es meine Vorstellungskraft überstieg.
    »Du weigerst dich nicht?«
    Seine Stimme

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