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Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition)

Titel: Tote erinnern sich (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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zischte, man konnte den Spott aus ihr heraushören. Es klang wie bei einer Schlange. »Weigern?«, schrie ich und fand endlich meine Stimme wieder. »Weigern? Du Ausgeburt des Teufels! Natürlich weigere ich mich, du …«
    Sein Wesen war so selbstbewusst und kalt, dass es mich erstarren ließ – mir blieben die Worte regelrecht im Hals stecken.
    »Du Narr!«, sagte er ruhig. »Ich habe die Ketten des Haschisch zerbrochen, und weißt du wie? In vier Minuten wirst du es wissen und den Tag deiner Geburt verfluchen! Kam es dir nicht seltsam vor, wie schnell deine Gedanken und wie ausdauernd dein Körper waren? Bei einem Hirn, das eingerostet und träge sein sollte, einem Körper, an dem Jahre des Missbrauchs ihre Spuren hinterlassen haben? Der Schlag, den du John Gordon versetzt hast – kam dir nicht die Frage in den Sinn, woher du diese Kraft nimmst? Die Leichtigkeit, mit der du dir das Wissen über Major Morley angeeignet hast – sie verwundert dich nicht? Du Narr, dich binden Ketten aus Stahl und Blut und Feuer an mich! Ich war es, der dich am Leben und bei Verstand gehalten hat, ich allein. Man hat dir täglich das rettende Elixier im Wein verabreicht. Ohne dieses Elixier könntest du nicht leben und bei Verstand bleiben. Und ich, nur ich allein, kenne seine Zusammensetzung!«
    Er schaute auf eine eigenartige Uhr, die auf einem Tisch neben seinem Ellenbogen stand.
    »Diesmal habe ich Yun Shatu angewiesen, auf das Elixier zu verzichten. Ich habe damit gerechnet, dass du rebellierst. Die Zeit ist nah – ha, die Zeit schlägt zu!«
    Er sagte noch etwas anderes, aber ich hörte es schon nicht mehr. Ich sah nichts und konnte auch nichts mehr fühlen im menschlichen Sinne des Wortes. Ich wand mich zu seinen Füßen, schrie und stammelte, während ich Höllenqualen durchlitt, wie man sie sich nicht vorzustellen vermag.
    Ja, jetzt wusste ich es! Er hatte mir einfach ein deutlich stärkeres Rauschgift verabreicht, um die Wirkung des Haschisch zu überdecken. Das erklärte meine fast schon übernatürlichen Fähigkeiten – ich hatte unter der Einwirkung von etwas gehandelt, in dem sich alle Höllen vereinten. Etwas, das wie Heroin stimulierte, aber dessen Wirkung vom Opfer unbemerkt blieb. Ich hatte keine Ahnung, um was es sich handelte. Vermutlich wusste es nur jenes teuflische Wesen, das da vor mir stand und mich mit grimmiger Belustigung beobachtete. Aber das Gift hatte mein Gehirn stimuliert und meinen Kreislauf davon abhängig gemacht. Und jetzt zerriss die entsetzliche Gier danach meine Seele.
    Niemals, nicht einmal in den Augenblicken größter Angst auf dem Schlachtfeld oder Momenten, in denen mich das Verlangen nach Haschisch zerriss, habe ich je etwas Ähnliches erlebt. In mir brannten tausend Höllen, zugleich hatte ich das Gefühl, etwas, das hundertmal kälter war als Eis, würde von mir Besitz ergreifen.
    Es riss mich in die tiefsten Höhlen der Folter hinab und stieß mich im selben Moment auf die höchsten Gipfel der Qual – eine Million brüllender Teufel drangen auf mich ein, stachen auf mich ein, schrien und brüllten. Knochen für Knochen, Ader für Ader, Zelle für Zelle spürte ich, wie mein Körper sich auflöste und in blutigen Atomen quer durchs Universum geschleudert wurde. Und jede einzelne Zelle war ein ganzer Verbund aus zitternden, brüllenden Nerven. In den fernen Weiten des Alls sammelten sie sich wieder, um sich zu einer noch weitaus größeren Qual zu vereinen.
    Durch die feurig-blutigen Nebel hörte ich meine eigene Stimme schreien, ein monotones Wimmern. Dann sah ich mit vor Entsetzen geweiteten Augen den goldenen Kelch, wie er von einer klauenähnlichen Hand gehalten langsam in mein Blickfeld schwebte – einen Kelch, der mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit gefüllt war.
    Mit einem bestialischen Schrei ergriff ich ihn mit beiden Händen, nahm nur schemenhaft wahr, dass der Stiel aus Metall unter meinen Fingern nachgab. Ich spürte den Rand des Kelchs an meinen Lippen und trank in rasender Hast, ohne darauf zu achten, dass Teile der Flüssigkeit auf meine Brust hinabtropften.
    Kapitel 9: Kathulos von Ägypten
    Die Nacht thront dreifach über dir,
    der Himmel als eisernes Mark.
    G. K. Chesterton
    Er mit dem Schädelgesicht stand vor mir und musterte mich kritisch, als ich keuchend und völlig erschöpft auf einer Couch saß. Er hielt den Kelch in der Hand und betrachtete den goldenen Stiel, der so zerdrückt war, dass man keine Form mehr erkennen konnte. Das war ich in meiner Gier

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