Tote essen kein Fast Food
âDu hast doch selbst gesagt, dass da ein unterirdischer Gang abging. Richtung Wanderdüne.â
âMhmm.â
âAls ich da unten in dem Loch saÃ, hab ich Geräusche gehört.â
âWas für Geräusche?â
âWie eine Art Echo von etwas.â
âUnd von was genau?â
âIch weià es nicht. Ich bin wohl eingedöst und von den Geräuschen wieder aufgewacht. Aber ich war so neben mir, dass ich sie nicht richtig einordnen konnte. Es klang wie ein Schaben. Als würde was am Boden oder an der Wand längsrutschen. Und dann ...â
âUnd dann?â
â... war da was wie ein Schussâ, sagte ich leise.
âUnd du bist sicher, dass du das nicht geträumt hast?â, fragte Jan vorsichtig.
âDas hab ich mir gedachtâ, fauchte ich, griff mir die rechte Krücke und mühte mich aufzustehen. âDass du mir nicht glaubst.â
âIch glaub dir jaâ, sagte Jan und zog mich wieder runter. âAber du musst zugeben, dass du es genauso gut geträumt haben könntest. Du hast doch selbst gesagt, du warst eingeschlafen.â
âNur ein bisschen.â Ich schob mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah ihn an. âAber Jasper hat nicht geschlafen. Er hat geknurrt. Ganz leise, als sei ihm unheimlich zumute. Als sei da was Gefährliches, Fremdes, vor dem er sich nicht outen wollte. Deshalb weià ich hundertprozentig, dass ich nicht geträumt habe. Er hat es auch gehört. Und seine Haare haben sich dabei aufgestellt.â
âDa kann ich ja froh sein, dass du mir das erst jetzt erzählstâ, sagte Jan, âund nicht schon, als ich bei dir im Bunker war.â Um seine Mundwinkel zuckte es. âSonst hätte ich dich womöglich da unten deinem Schicksal überlassen müssen.â Ich starrte ihn an. Hatte ich das gerade richtig verstanden? âHey, Fanny, das warân Scherzâ, grinste er da. âAber jetzt im Ernst: Meine Taschenlampe hatte keine groÃe Reichweite, aber das Stück von dem Gang, das ich sehen konnte, war okay. Keine mordlüsternen Augen, die mich aus der Dunkelheit anglotzten oder so.â
Jetzt stellten sich mir die Nackenhaare auf, und die an den Unterarmen, obwohl ich mitten am Tag vor einem unverdächtigen Gebäude auf einem Zaun saÃ. âIch finde das nicht komischâ, sagte ich. âWer weiÃ, was da unten los ist.âJan blickte mich skeptisch an. âSobald ich diese Dinger los binâ, mit meiner rechten Krücke fuchtelte ich in der Luft herum, âgeh ich jedenfalls in den Lister Urwald. Dort gibt es einen alten Luftschutzraum, sagt mein Vater. Vielleicht ist das ja der Eingang zur Unterwelt.â
âWo ist das?â, fragte Jan.
âMuss ich auch noch rauskriegenâ, erwiderte ich. Dann nahm ich mitsamt den Krücken auf seinem Gepäckträger Platz und wir fuhren zum Hafen. Eis essen. Und reden. Das war viel besser, als über muffige Bunker zu recherchieren.
AnschlieÃend brachte er mich zur Bücherei zurück, wo Martin mich pünktlich wie vereinbart abholte. Die Ferien waren eigentlich doch gar nicht so schlecht ...
10
Zum Glück kam ich schneller wieder auf die Beine als gedacht. Am nächsten Morgen war die Schwellung deutlich zurückgegangen. Mein linker Fuà changierte ins Gelbgrüne und ich konnte ihn wieder vorsichtig aufsetzen und die ersten Schritte machen. Und ich konnte mein Handy schmerzfrei aus der Hosentasche ziehen, als es dieses âunappetitliche Pupsgeräuschâ machte, wie meine Mutter es nannte, wenn es auf lautlos geschaltet war.
âHallo, mein Schnuffel.â
âMama.â
âIch hab gerade deine mörderische Seesternkarte gekriegt. Ist heute immer noch alles ScheiÃe?â
âGeht so.â Offensichtlich hatte Britta ihre Hormonwolke Nr. 7 kurzfristig verlassen, um sich nach dem Grund für meine drastischen UrlaubsgrüÃe zu erkundigen.
âWas ist denn los bei euch? Kommst du vor lauter Renovieren nicht zum Ferien-Machen?â
âDoch ... schonâ, druckste ich herum.
âAber?â
âAch, ich bin in so ein ScheiÃloch gefallen und hab mir eine fette Bänderdehnung im Sprunggelenk geholt.â
âBeim Renovieren? So baufällig hatte ich Tante Hedis Bude gar nicht in Erinnerung.â
âNee, am Strand. In den Dünen, um genau zu sein.â
âOch, so ein Pech. Und Martin trägt dich
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