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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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Wenn dadrin tatsächlich jemand war, dann musste er jetzt ahnen, dass er Besuch bekam. Wollte ich da wirklich alleine rein? Ohne dass irgendjemand wusste, wo ich war? Warum bloß hatte ich nicht Martin mitgenommen? Der kannte sich wenigstens aus hier. Ich starrte den Spion an und überlegte. Vielleicht funktionierte er ja doch noch. Und drinnen stand jemand und nahm mich mit blutunterlaufenen Augen ins Visier. Ich machte vorsichtig einen Schritt zurück und erstarrte, als ich auf etwas Weiches trat, das deutlich hörbar die Luft einsog. Langsam drehte ich mich um. Hinter mir stand jemand. Ich hatte ihn nicht kommen gehört.
    â€žCapt’n Jack Sparrow, nehme ich an?“, grinste ein mir nicht unbekanntes Grübchen unter der Kapuze des Sweatshirts hervor, die sich der Jemand gegen den Nieselregen über den Kopf gezogen hatte. „Spielen wir heute Fluch der Karibik? – Oder doch eher Lara Croft?“
    â€žMann, du Idiot!“, schrie ich, als ich meine Sprache wiedergefunden hatte. „Du hast mich zu Tode erschreckt! Tu das nie wieder. Was willst du überhaupt hier?“ Vor mir oder vielmehr hinter mir stand Jan.
    â€žGucken, was du so treibst, wenn du nicht gerade damit beschäftigt bist, Strandkörbe zu dekorieren oder in Löcher zu fallen. Hast du jemanden gemeuchelt?“
    â€žWas?“ Er bückte sich und zog zu meinem Entsetzen eine steife Hand aus dem Müll zu unseren Füßen, die unterhalb des Handgelenks abgetrennt worden war.
    â€žSauberer Schnitt. Wusste gar nicht, dass ein Florett so scharfkantig ist.“ Ich atmete erleichtert aus. Zwischen zwei Fingern hielt Jan die grünspaksige Hand einer ehemaligen Schaufensterpuppe, die den Bunkereingang wie einen gruseligen Tatort erscheinen ließ.
    â€žDas reicht jetzt.“ Ich stakste aus dem Müllhaufen und schnurstracks in Richtung der grün lackierten Bank, die an der nächsten Wegbiegung stand. Ziemlich bedient ließ ich mich darauffallen und warf mein Florett in das grüne Dickicht gegenüber. Jan folgte mir und ließ sich neben mir nieder.
    â€žSorry“, sagte er. „Ich wusste nicht, dass du so dünnhäutigbist. Ich wollte dich nicht so erschrecken, dass du aus den Latschen kippst.“
    â€žDas ist leider danebengegangen. Außerdem bin ich nicht aus den Latschen gekippt.“
    â€žDarf ich dich zur Versöhnung zu einem Picknick einladen?“ Er hatte einen Rucksack dabei, der an einigen Stellen seltsam ausgebeult war.
    â€žWas? Hier?“
    â€žNee, dort.“ Er stand wieder auf, ging die paar Meter zu dem Erdhügel zurück und stieß mit einem Tritt die Tür zum Bunker auf. Diesmal quietschte sie nur boshaft in den Angeln, als wolle sie sich über mich lustig machen. „Da drin ist es trocken.“
    â€žDu warst schon mal hier?“ Ich funkelte ihn an.
    â€žErraten.“
    Ich klaubte mein Florett aus einer „Liane“, stapfte zum Bunker zurück und folgte ihm entschlossen durch die Metalltür ins Halbdunkel. Unter meinen Füßen knirschten Betonbrösel. Jan sah sich nach einer geeigneten Ecke um, wo er die beiden Gartenpolster deponieren konnte, die er mitgebracht hatte. „Und zwar virtuell und in echt.“
    â€žWie hast du das gefunden?“
    â€žGenauso wie du. Ich hab einfach ‚Lister Urwald‘ bei Google eingegeben. Und Google hat mir jede Menge Bildmaterial ausgespuckt. Inklusive Lagebeschreibung.“ Wie blöd von mir, wieso war ich darauf nicht selbst gekommen? Ich hatte es noch mal über die Seite versucht, die wegen des niedrigen Batteriestatus kollabiert war, die Bilder aber nicht wiedergefunden. Und Martin hatte natürlich sofort gewusst, worauf ich hinauswollte, als ich ihn notgedrungen nachdem Eingang zum Urwald fragen musste. Aber dann war er doch so gnädig gewesen, es mir zu verraten. „Alle Lister kennen den. Und bevor du lange herumfragen musst, kann ich es dir auch gleich sagen.“
    Ich ließ mich auf Jans kariertem Polster nieder und legte mein Florett neben mich auf den mit leeren Flaschen, Dosen und Scherben übersäten Boden. „Sieht aus, als wären wir nicht die Einzigen, die zu diesem lauschigen Plätzchen kommen.“ Ich blickte mich um. Sabrina + Robert, stand in gelb fluoreszierenden Buchstaben an einer der beschmierten fensterlosen Wände über dem umgestürzten alten Grill, der neben Resten von Holzkohle in einer Ecke

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