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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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eine Etage tiefer in meinem Sitz. Ich hatte nichtdie geringste Lust, mich von diesem keifenden Alten womöglich auch noch dumm anmachen zu lassen.
    â€žNee, keinen Bock jetzt. Da warte ich lieber, bis diese blöde Bibliothek wieder aufmacht.“
    â€žDas dauert noch fast ’ne Woche. Und du weißt nicht mal, ob sie dein Buch haben.“
    Auch wieder wahr. „Aber der da vorn ist mir gerade zu gallig drauf.“
    Jan räusperte sich, strich sein Hemd so glatt, wie es ging, stand auf und steuerte geradewegs auf Blaubär und seine Frau zu. „Entschuldigen Sie bitte, der Herr“, sagte er und ich musste kichern, „darf ich Sie etwas fragen?“
    â€žWas?“, schnauzte Blaubär misstrauisch, und das bezog sich nicht auf den Inhalt von Jans Frage, sondern darauf, dass überhaupt jemand das Wort an ihn gerichtet hatte. Schwerhörig war er also auch noch. Als er Jan das Gesicht zuwandte, konnte ich im Profil seine Hakennase erkennen und die lange Narbe auf seiner linken Wange, die von der Form her an Sylt erinnerte. Darüber stach ein Auge aus dem verwitterten Gesicht, so blitzeblau wie ein Aquamarin.
    â€žIch möchte Sie gern etwas fragen“, wiederholte Jan und ließ sich auf dem Sitz vor dem erstaunten Ehepaar nieder.
    â€žWas denn, mein Jung“, schaltete sich die Blaubärin ein, die ebenso rundlich war wie ihr Mann hager. Und ebenso freundlich wie er übellaunig. Zum Glück schienen ihre Ohren noch in Ordnung.
    â€žLeben Sie schon lange auf der Insel?“ Jan hatte ein paar Dezibel zugelegt, damit er nicht alles zweimal sagen musste.
    â€žNa, selbstvaständlich. Lebenslänglich, min Dschung. Emma und ich, wir sind hier geboan.“
    â€žIch in Westerland und mein Willem in Rantum.“
    â€žRantum, jawoll“, bestätigte Willem Blaubär, der plötzlich viel versöhnlicher wirkte. „1936 war das. Da war hier noch nix los auf der Insel. Noch nich mal der Krieg.“ Der Krieg. Bei ihm klang es wie „Kriech“.
    â€žKönnen Sie sich daran noch erinnern?“, fragte Jan, ganz der lässige TV-Kommissar.
    â€žNa, kloar kann ich das.“ Willem zog ein kariertes Stofftaschentuch aus der Jackentasche, schnäuzte lautstark seinen gewaltigen Zinken hinein und verstaute das verseuchte Stück Stoff umständlich wieder in der Jacke. „Ich war neun, als der Kriech aus war. Vor allem gegen Ende wimmelte es von Militär und Waffen auf der Insel. War’n mehr Soldaten als Schafe hier. Und als Einwohner. Wir hatten vier Seefliegerhorste auf Sylt, jede Menge Bunker in den Dünen, und der Strand war Sperrgebiet.“
    â€žDas war doch sicher spannend für einen kleinen Jungen.“
    â€žNä. Nich so spannend. Gefährlich war das vor allem und zu essen gab’s auch nich viel. Die ham Flachwasserminen am Strand verlegt. Und nachts schoss die Flak.“
    â€žFlak?“, fragte Jan.
    â€žTja, das wisst ihr heute zum Glück allens nich mehr. Flugabwehrkanonen war’n das. Mit denen ham se auf die Bomber vom Engländer geschossen, wenn der aufm Weg nach Berlin war. Oder nach Hamburg.“ Hamburg. Es wurde Zeit, mich einzuschalten. Ich stand auf und setzte mich neben Jan, der weiter ans Fenster rutschte.
    â€žMoin“, sagte ich.
    â€žMoin, min Deern“, sagte Emma. „Und wer bist du?“
    â€žFanny, aus Hamburg“, stellte ich mich vor. „Mein Vater hat mir erzählt, dass die meisten Bunker nach dem Krieg gesprengt wurden. Haben Sie als Kinder noch in den Trümmern gespielt?“ Willems Augen leuchteten auf, als seien sie von einem Sonnenstrahl getroffen worden.
    â€žHamwa“, sagte er, „war verboten, aber hamwa trotzdem. Am Standort Puan Klent, da, wo das Schullandheim ist, kannten wir jeden Stein. Und in den geräumten MG-Nestern an der Dünenkante hamwa mit angeschwemmten Stöckern und Brettern vom Strand Scharfschützen gespielt.“
    â€žWas ist ein MG-Nest?“, fragte ich und stellte mir eine Art Seeadlerhorst vor.
    â€žMaschinengewehr-Schießstand“, erklärte Willem. „Sieben Stück gab es an der Westküste. Die hatten alle Frauennamen. Mit Anna fing’s an, oben bei List. Dann kamen Berta, Cäcilie und Dora. Und vor Puan Klent lagen Frida, Hilda und Inge. Allens streng nach Alphabet.“ Er grinste. „Nur Emma ham se ausgelassen.“ Mit seiner knorrigen Hand tätschelte er die runden

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