Tote essen kein Fast Food
Für den Eigenbedarf sozusagen. Aber das sind wirklich Peanuts im Vergleich zu dem, was du so klaust. Bei mir läuftâs noch fast unter Mundraub, so wie man Ãpfel vom Obststand am Markt mopst. Altländer Rubens. Meine Lieblingssorte, weiÃt du noch?
âErziehung ist Liebe und Beispiel â, hab ich mal gelesen. Bist ein super Beispiel: Du lügst, du klaust, du betrügst. Leider hab ich das alles erst jetzt kapiert. Vielleicht sollten wir uns zusammentun. Von dir kann ich bestimmt jede Menge lernen in der Hinsicht. Und deine Liebe? Ach, ScheiÃe.
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âHallo, Mädels, bin wieder da.â Als die Tür aufging und Martin mit der obligatorischen Gosch -Tüte in der Hand von seiner Einkaufstour zurückkehrte, war die Wand über dem Sofa von Tante Hedis Wohnzimmer so gut wie vogelfrei. Meinem Vater entging das komplett. Weder registrierte er das gespannte Schweigen von Svea und Frida noch die vielen Leerstellen an den Wänden, die zusätzlich dadurch hervortraten, dass die mattgrüne Streifentapete an den ehemaligen Nistplätzen heller war als drum herum. Hätte ich mir ja denken können, dass er nichts mitkriegen würde. Veränderungen in seiner allernächsten Umgebung nahm er grundsätzlich erst dann wahr, wenn es bereits zu spät und nichts mehr daran zu ändern war. Das galt auch für zwischenmenschliche Beziehungen.
Dass etwas Ungewöhnliches im Gange war, dämmerte ihm erst, als Heinrich, ein blaugrünlich schillernder Erpel, im Sturzflug zu seinem letzten Landemanöver ansetzte und sich schwungvoll, mit dem Kopf zuerst, zwischen seine geflügelten Artgenossen in den Karton rammte. Ausgelöst hatte seinen unrühmlichen Abgang Frida, die ihm sozusagen vorausgeflogen war, nachdem ihre wackelige Bücher-Hocker-Konstruktion sich mit Getöse unter ihr zerlegt und sie selbst Richtung Pappkarton katapultiert hatte. Dabei war Heinrich ihr aus der Hand geglitten und hatte eine etwas steilere Flugbahn gewählt.
âHoppla.â Erschrocken blickte Martin von dem Einkaufszettel auf, den er erfolgreich abgearbeitet hatte. âWas machst du denn da unten, Frida? Hast du dir wehgetan?â
âMistviecher.â Frida rappelte sich hoch und rieb sich das rechte Knie. Erst da bemerkte Martin die leere Wand. Er zogdie Augenbrauen hoch und blickte Svea fragend über den Rand seiner Brille an. âWo ... wo sind denn ...?â
âDavongeflogenâ, sagte sie. âNach Süden ...â
âNach Süden?â
âRichtung Keitum. Heimatmuseum. Ich habe schon mit dem Direktor gesprochen. Die kostbare Sammlung deiner Tante Hedi wird dort eine neue Heimat finden und das Museum um wertvolle Exponate bereichern.â
âTante Hedis Goldammer auch?â
âDie Goldammer auch.â
âWusstest du, dass sie Charlotte heiÃt?â, fragte Frida.
âBisher nicht.â Martin half Frida auf und lieà sich aufs Sofa sinken, wo sich im Schwebeflug Staubfäden auf seiner Einsteinmähne niederlieÃen wie in einem frisch gemachten Nest. âTante Hedi wird sich im Grabe umdrehenâ, sagte er. âIhr Leben lang stand sie mit Direktor Carstensen auf KriegsfuÃ. Seit drei Jahrzehnten konkurrieren die beiden um die besten Tierpräparate Nordfrieslands. Nun hat er sozusagen posthum den Sieg davongetragen.â Er zupfte sich einen Staubfaden aus den Wimpern, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Zumindest hoffte ich, dass es an dem Staubfaden lag und nicht daran, dass er die Vögel an der Wand vermisste. âDas wird sie mir nie verzeihen.â
âSie weià es ja nichtâ, sagte Svea ungerührt und kletterte von der Leiter. âAuÃerdem haben wir noch die hölzernen Lockenten auf der Fensterbank. Die sind viel schöner. Und besser abstauben lassen sie sich auch.â Sie setzte sich neben Martin aufs Sofa und klaubte liebevoll ein Spinnweb aus seinen Haaren.
âEs gibt Dinge zwischen Himmel und Erde ...â, sagte Martin düster und lieà den Satz unvollendet in der Luft hängen. âWarum mussten sie davonfliegen?â, fragte er. âMir schien, bis jetzt haben sie sich hier ganz wohl gefühlt.â
âWeil sie mich nervös machenâ, sagte Svea.
âUnd weil Mama tote Sachen im Haus nicht magâ, fügte Frida hinzu.
âDas sagt ausgerechnet eine Mumienforscherinâ, seufzte Martin.
âDie ihrer Tochter gestattet,
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