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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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Für den Eigenbedarf sozusagen. Aber das sind wirklich Peanuts im Vergleich zu dem, was du so klaust. Bei mir läuft’s noch fast unter Mundraub, so wie man Äpfel vom Obststand am Markt mopst. Altländer Rubens. Meine Lieblingssorte, weißt du noch?
    â€žErziehung ist Liebe und Beispiel “, hab ich mal gelesen. Bist ein super Beispiel: Du lügst, du klaust, du betrügst. Leider hab ich das alles erst jetzt kapiert. Vielleicht sollten wir uns zusammentun. Von dir kann ich bestimmt jede Menge lernen in der Hinsicht. Und deine Liebe? Ach, Scheiße.
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    â€žHallo, Mädels, bin wieder da.“ Als die Tür aufging und Martin mit der obligatorischen Gosch -Tüte in der Hand von seiner Einkaufstour zurückkehrte, war die Wand über dem Sofa von Tante Hedis Wohnzimmer so gut wie vogelfrei. Meinem Vater entging das komplett. Weder registrierte er das gespannte Schweigen von Svea und Frida noch die vielen Leerstellen an den Wänden, die zusätzlich dadurch hervortraten, dass die mattgrüne Streifentapete an den ehemaligen Nistplätzen heller war als drum herum. Hätte ich mir ja denken können, dass er nichts mitkriegen würde. Veränderungen in seiner allernächsten Umgebung nahm er grundsätzlich erst dann wahr, wenn es bereits zu spät und nichts mehr daran zu ändern war. Das galt auch für zwischenmenschliche Beziehungen.
    Dass etwas Ungewöhnliches im Gange war, dämmerte ihm erst, als Heinrich, ein blaugrünlich schillernder Erpel, im Sturzflug zu seinem letzten Landemanöver ansetzte und sich schwungvoll, mit dem Kopf zuerst, zwischen seine geflügelten Artgenossen in den Karton rammte. Ausgelöst hatte seinen unrühmlichen Abgang Frida, die ihm sozusagen vorausgeflogen war, nachdem ihre wackelige Bücher-Hocker-Konstruktion sich mit Getöse unter ihr zerlegt und sie selbst Richtung Pappkarton katapultiert hatte. Dabei war Heinrich ihr aus der Hand geglitten und hatte eine etwas steilere Flugbahn gewählt.
    â€žHoppla.“ Erschrocken blickte Martin von dem Einkaufszettel auf, den er erfolgreich abgearbeitet hatte. „Was machst du denn da unten, Frida? Hast du dir wehgetan?“
    â€žMistviecher.“ Frida rappelte sich hoch und rieb sich das rechte Knie. Erst da bemerkte Martin die leere Wand. Er zogdie Augenbrauen hoch und blickte Svea fragend über den Rand seiner Brille an. „Wo ... wo sind denn ...?“
    â€žDavongeflogen“, sagte sie. „Nach Süden ...“
    â€žNach Süden?“
    â€žRichtung Keitum. Heimatmuseum. Ich habe schon mit dem Direktor gesprochen. Die kostbare Sammlung deiner Tante Hedi wird dort eine neue Heimat finden und das Museum um wertvolle Exponate bereichern.“
    â€žTante Hedis Goldammer auch?“
    â€žDie Goldammer auch.“
    â€žWusstest du, dass sie Charlotte heißt?“, fragte Frida.
    â€žBisher nicht.“ Martin half Frida auf und ließ sich aufs Sofa sinken, wo sich im Schwebeflug Staubfäden auf seiner Einsteinmähne niederließen wie in einem frisch gemachten Nest. „Tante Hedi wird sich im Grabe umdrehen“, sagte er. „Ihr Leben lang stand sie mit Direktor Carstensen auf Kriegsfuß. Seit drei Jahrzehnten konkurrieren die beiden um die besten Tierpräparate Nordfrieslands. Nun hat er sozusagen posthum den Sieg davongetragen.“ Er zupfte sich einen Staubfaden aus den Wimpern, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Zumindest hoffte ich, dass es an dem Staubfaden lag und nicht daran, dass er die Vögel an der Wand vermisste. „Das wird sie mir nie verzeihen.“
    â€žSie weiß es ja nicht“, sagte Svea ungerührt und kletterte von der Leiter. „Außerdem haben wir noch die hölzernen Lockenten auf der Fensterbank. Die sind viel schöner. Und besser abstauben lassen sie sich auch.“ Sie setzte sich neben Martin aufs Sofa und klaubte liebevoll ein Spinnweb aus seinen Haaren.
    â€žEs gibt Dinge zwischen Himmel und Erde ...“, sagte Martin düster und ließ den Satz unvollendet in der Luft hängen. „Warum mussten sie davonfliegen?“, fragte er. „Mir schien, bis jetzt haben sie sich hier ganz wohl gefühlt.“
    â€žWeil sie mich nervös machen“, sagte Svea.
    â€žUnd weil Mama tote Sachen im Haus nicht mag“, fügte Frida hinzu.
    â€žDas sagt ausgerechnet eine Mumienforscherin“, seufzte Martin.
    â€žDie ihrer Tochter gestattet,

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