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Tote essen kein Fast Food

Tote essen kein Fast Food

Titel: Tote essen kein Fast Food Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Baron
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zaghaft, doch der oder die Unbekannte machte drohend einen Schritt auf sie zu. Sand knirschte unter schweren Schuhen.
    â€žMach schon, ich hab nicht ewig Zeit.“
    Ich offenbar auch nicht. Fridas dünne Beine mit den pinken Chucks tauchten in dem Loch auf, das sie gerade erst verlassen hatte, und angelten nach dem Nylonseil. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich nach unten ablassen und in einer Nische hinter einem Mauervorsprung verbergen. Sekunden später landete Frida wieder auf der Armeedecke unten im Schacht. Die Taschenlampe zitterte in ihrer Hand. Wenigstens war sie nicht einfach in das Loch zurückgeschubst worden, sondern durfte Knoten für Knoten hinunterklettern.
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Frida mich an, als der zitternde Lichtkegel ihrer Lampe mich traf. Ich legte meinen Finger vor den Mund zum Zeichen, dass sie meinVersteck nicht preisgeben sollte. Ich durfte nicht auch noch geschnappt werden. Auf gar keinen Fall. Das war unsere einzige Chance, hier je wieder rauszukommen. Der Kerl da oben ahnte nicht, dass wir zu zweit waren.
    Einen Atemzug danach konnte ich nur noch zusehen, wie die schlanke dunkle Gestalt lässig auf den Boden sprang, Frida an der Schulter packte und sie vor sich her ins Innere des Bunkers schob. „Wir beide machen jetzt einen kleinen Spaziergang“, sagte sie. „Dann sehen wir weiter.“
    Frida fing an zu weinen.
    ----
    April, April. Geht gar nicht. Ich kann mich dir nicht als Mail schicken, sondern muss zu archaischen Kulturtechniken wie Schreiber und Papier greifen. Hab natürlich kein Internet hier unten. Und ins Internet-Café kann ich nicht so einfach. Keinen Bock darauf, dass mich jemand erkennt. Aber die Gedanken sind frei. Leider. Dabei würde ich die wirklich gern einsperren. Und anbinden, in der hintersten Ecke meiner Gehirnwindungen an die Abteilung für Gefühle und dann knebeln, bis es sie würgt. Sie sollen die Klappe halten und nicht pausenlos mit ihren Monstrositäten auf mich einstürmen. Wieso gibt es eigentlich keinen Aus-Knopf für dieses mörderische Karussell im Kopf? Irgendwann muss doch mal Ruhe sein.
    Kennst du das? Ich bin sicher, du kennst es.
----

17
    So wütend ich auch auf sie gewesen war, ich hatte Frida noch nie weinen sehen. Fast hätte ich selbst losgeheult, als ich ihre schmalen Schultern zucken sah, aber das hätte nun gar niemandem genützt. Während sie schon fünf Minuten vor ihrem Kidnapper herstolperte, wagte ich mich endlich aus meinem Versteck und kletterte mühsam an dem Knotenseil nach draußen. Noch nie war ich so froh gewesen, die salzige Seeluft zu atmen. Und jetzt? Ich stellte mir vor, wie Frida in diese feuchtkalte Katakombe zurückmusste und mit zusammengekniffenen Lippen trotzig gegen die Tränen kämpfte. Wie viel Angst sie haben musste. Wie sie an Svea denken würde. Und an Jasper, der sie gerade so schändlich im Stich gelassen hatte. Wieso war er einfach abgehauen? Und wo steckte er jetzt? War er überhaupt noch am Leben?
    Ich begann zu laufen.
    Auf dem Weg über den Strand zurück zur Strandhalle begegnete ich keiner Menschenseele. Verlassen lag der große Parkplatz vor mir. Bis auf einen riesigen Schaufelbagger, der im Lichtkegel der einzigen Straßenlaterne einen Schatten warf wie ein gefräßiges Urzeitmonster. Auch Martins Jeep stand nicht mehr da. Kein Wunder. Er und Svea mussten längst zu Hause sein. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich im Bunker gewesen war. Auf jeden Fall zu lange, schloss ich aus den vielen Sternen am Nachthimmel.
    Ich checkte mein Handy. Wie erwartet: Martin hatte schon zigfach versucht, mich anzurufen.
    Und gerade klingelte es wieder. „Fanny, wo steckst du, verdammt?“
    â€žHallo, Papa, endlich! Ihr müsst ganz schnell kommen ...“
    â€žFanny, zum Teufel, wir hatten dir ausdrücklich gesagt, du sollst zu Hause warten, und jetzt ... Ich hatte geglaubt, ich könnte mich auf dich verlassen. Und was soll diese absurde Geschichte auf meinem Handy: ‚Frida ist im Bunker‘?“
    â€žSie ist wirklich da, Papa. Kommt bitte ganz schnell her. Dann erklär ich euch alles.“
    Unter einem fahlen Sichelmond ging ich ihnen auf der Straße nach List entgegen. Untätig herumstehen hielt ich nicht aus.
    Weit kam ich nicht. Martin musste gefahren sein wie der Teufel, denn keine fünf Minuten später kam sein Jeep mit quietschenden Reifen vor mir zum Stehen. Und kaum

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