Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan
Comment ça va ?«
» Bien. Bien. Haben Sie die Handschuhe dabei?«
Ich zeigte ihm zwei Plastikbeutel.
»Dann lassen Sie uns gleich anfangen.«
Er führte mich in einen kleinen Raum, in dem ein Apparat von der Größe eines Photokopierers, zwei Monitore und ein Drucker standen. An der Wand darüber hing eine Tabelle des Periodensystems der chemischen Elemente.
Lacroix legte die Plastikbeutel auf einen Arbeitstisch, holte vorsichtig die Latexhandschuhe heraus und legte sie auf die Plastikbeutel. Die Handschuhe, die er selbst trug, sahen genauso aus.
»Erst einmal sehen wir uns die wichtigsten Merkmale wie Herstellungsart, Gewicht, Farbe und so weiter an. Wichtig ist zum Beispiel, wie die Ränder gestaltet sind.« Während er sprach, unterzog er die Handschuhe einer genauen Inspektion. »Die beiden sehen sich sehr ähnlich. Sie haben die gleichen Ränder.«
Ich sah auf die Handschuhe. Sie endeten beide in einem nach außen gerollten Rand.
»Sind denn nicht die Ränder aller dieser Handschuhe gleich?«
»Nein. Manche sind nach innen, andere nach außen gerollt. Die beiden hier sind Außenroller. Okay. Dann wollen wir mal ihr Innenleben betrachten.«
Er nahm den bei Gabby gefundenen Handschuh zu der Maschine, hob den Deckel und legte ihn auf ein Tablett im Inneren des Apparats.
»Bei sehr kleinen Proben verwende ich diese Halter hier«, sagte Lacroix und deutete auf ein Tablett mit kleinen Plastikröhrchen. »Ich spanne ein Stück klare Polypropylenfolie über den Halter und klebe das Muster darauf. Hier brauchen wir das nicht, weil wir den ganzen Handschuh hineinlegen können.«
Lacroix legte einen Schalter um, und die Maschine fing zu surren an. Ein kleiner Monitor zeigte in weißen Buchstaben vor rotem Grund das Wort »Röntgenstrahlen«. Auf einem Kontrollfeld leuchteten verschiedenfarbene Knöpfe auf. Lacroix erklärte mir, wofür die Farben standen: Rot für Röntgenstrahlen, Weiß für eingeschaltet, orange für Verschluß offen.
Ein paar Augenblicke lang las Lacroix die Werte ab und drehte verschiedene Knöpfe. Dann schloß er den Deckel und zog einen Stuhl vor die beiden großen Monitore.
» S’il vous plaît «, sagte er und deutete auf den anderen Stuhl.
Auf dem ersten Monitor erschien eine Art Wüstenlandschaft mit größeren Felsbrocken, Mulden und Senken. Davor sah ich zwei sich kreuzende Linien und eine Reihe von konzentrischen Kreisen, die wie eine Zielscheibe ausgesehen hätten, wenn nicht die beiden innersten Kreise leicht oval geformt gewesen wären.
Mit einer Art Joystick konnte Lacroix das Fadenkreuz und die Kreise so bewegen, daß sie über die Landschaft mit den Senken und Erhebungen glitten.
»Was wir sehen, ist der Handschuh in achtzigfacher Vergrößerung«, sagte Lacroix. »Darauf suche ich mir jetzt ein Zielgebiet aus. Bei jedem Testlauf können wir eine etwa dreihundert Micron große Stelle untersuchen, die in etwa der Größe der beiden inneren Kreise entspricht. Damit können wir unsere Röntgenstrahlen konzentriert auf besonders vielversprechende Stellen der Probe richten.«
Er bewegte die Zielscheibe noch ein wenig über den Handschuh und suchte sich schließlich eine relativ flache Stelle aus.
»Hier. Das müßte funktionieren.«
Er legte einen Schalter um, und die Maschine begann zu summen.
»Jetzt erzeugen wir ein Vakuum. Das wird ein paar Minuten dauern, aber dafür geht der Röntgenscan danach um so rascher.«
»Und der zeigt uns dann, aus was der Handschuh besteht.«
» Oui. Durch diese Röntgenmikrofluoreszenzanalyse können wir bestimmen, was für Elemente in der Probe vorhanden sind.«
Das Summen hörte auf, und auf dem rechten Monitor baute sich ein Muster auf. Sein unterer Teil sah aus wie eine Reihe von kleinen, roten Hügeln vor einem leuchtend blauen Hintergrund. In der Mitte eines jeden Hügels war ein dünner, gelber Strich zu sehen. In der rechten unteren Ecke des Monitors war das Bild einer Tastatur zu sehen, bei der auf jeder Taste die Abkürzung eines chemischen Elements stand.
Lacroix tippte ein paar Befehle ein, und eine Reihe von Buchstaben erschien auf dem Monitor. Manche der Hügel blieben klein, andere wuchsen zu hohen, spitzen Säulen, die mich an die Termitenbauten erinnerten, die ich einmal in Australien gesehen hatte.
»C’est ça.« Das ist es. Lacroix deutete auf eine Säule an der rechten Seite des Monitors, die so hoch war, daß ihre Spitze nicht mehr auf den Schirm paßte. Rechts davon war eine zweite Säule, die etwa ein
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