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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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tiefblauen Himmel und warfen kleine Schatteninseln auf die Stadt und ihre Bewohner. Es war schön, draußen an der frischen Luft zu sein.
    Zuerst Gemüse. Im La Pantation drückte ich Avocados, suchte mir nicht allzu grüne Bananen aus und wählte Broccoli und Kartoffeln mit einer Konzentration, die einem Neurochirurgen zur Ehre gereicht hätte. Danach kaufte ich mir in der Boulangerie ein Baguette und in der Patisserie daneben eine Mousse au chocolat, bevor ich in der Metzgerei Schweinekoteletts, Rinderhack und eine Fleischpastete besorgte.
    » C’est tout ?« fragte der Metzger.
    »Nein. Geben Sie mir noch ein T-Bone-Steak. So dick bitte.« Dabei hielt ich Daumen und Zeigefinger etwa drei Zentimeter auseinander.
    Als der Metzger zur Fleischsäge griff, regte sich in meinem Unterbewußtsein wieder die nebelhafte Erkenntnis, die ich bereits in der Wohnung von Tanguay gehabt hatte. Ich versuchte, sie in einen konkreten Gedanken zu verwandeln, aber ich schaffte es auch diesmal nicht. Was hatte sie ausgelöst? War es die Säge gewesen? Wohl kaum, das wäre zu offensichtlich. Jedermann konnte sich so eine Fleischsäge kaufen. Die SQ hatte jede Verkaufsstelle in der ganzen Provinz überprüft und war damit in eine Sackgasse gelaufen. Tausende dieser Sägen waren in den vergangenen Jahren über den Ladentisch gewandert.
    Was war es dann? Inzwischen hatte ich gelernt, daß eine Idee, die man unbedingt seinem Unterbewußtsein entreißen will, sich nur immer weiter dem Zugriff entzieht. Wenn man sie aber dort treiben ließ, kam sie vielleicht irgendwann doch einmal an die Oberfläche. Ich bezahlte mein Fleisch und ging mit einem kurzen Zwischenstop beim Burger King in der Rue Ste. Catherine nach Hause.
    Daheim begrüßte mich das, wovor ich mich gefürchtet hatte: Das blinkende, rote Licht an meinem Anrufbeantworter. Einige Minuten lang saß ich, noch immer mit meinen Einkaufstüten beladen, am Rand der Couch und starrte auf den Apparat. Ein Anruf. Kam er von Tanguay? Hatte er etwas draufgesprochen oder würde ich nur hören, wie er kurz schwieg und dann auflegte?
    Sei nicht hysterisch, Brennan. Vielleicht war es ja Ryan.
    Ich wischte meine feuchte Hand an der Hose ab und drückte den Abspielknopf. Es war nicht Tanguay, sondern etwas viel Schlimmeres.
    »Hey, Mom. Geht es dir gut? Hallo? Bist du da? Geh ran, ich muß dir was sagen.« Im Hintergrund konnte ich den Straßenverkehr hören. Offenbar hatte Katy aus einer Telefonzelle angerufen. »Anscheinend bist du doch nicht da. Aber ich kann sowieso nicht lange reden. Ich bin unterwegs. On the road again… « Katy sang ein paar Takte des Liedes von Willy Nelson. »Gut, nicht? Naja, ich wollte dir nur sagen, daß ich dich besuchen komme, Mom. Du hattest recht. Max ist ein Schwerenöter, und sowas brauche ich nicht.« Ich hörte eine Stimme im Hintergrund. »Okay«, sagte Katy zu der Stimme, »ich bin gleich fertig. Paß auf, Mom, ich hatte die Gelegenheit, umsonst nach New York zu fahren, in den Big Apple. Da bin ich jetzt, aber ich habe eine Freundin, die mich mit nach Montreal nimmt. Bis bald dann. Mach’s gut.«
    Klick.
    »Nein! Komm nicht her, Katy!« rief ich in die leere Wohnung hinein.
    Ich hörte das Band zurückspulen. Großer Gott, was für ein Alptraum! Gabby war tot, und der Psychopath, der sie umgebracht hatte, hatte ihr ein Bild von Katy und mir mit ins Grab gegeben. Mein Blut pochte in den Schläfen, und meine Gedanken rasten wie wild. Ich mußte Katy aufhalten. Aber wie? Ich wußte ja nicht einmal, wo sie war.
    Pete.
    Während sein Telefon klingelte, gingen mir auf einmal Bilder von Katy durch den Kopf, als sie drei Jahre alt war. Ich sprach im Park mit einer anderen Mutter und hatte dabei Katy im Auge, wie sie Sand in einen Plastikeimer schaufelte. Auf einmal ließ sie die Schaufel sinken und lief hinüber zur Schiffschaukel. Sie blieb einen Augenblick stehen und betrachtete die mit einem eisernen Pferdekopf verzierte Schaukel, dann lief sie mit einem Gesicht voller frühlingshafter Lebensfreude auf die bunte Mähne zu, die in einem weiten Bogen durch die Luft schwang. Ich wußte, daß die Schaukel sie am Kopf treffen würde, aber ich konnte sie nicht mehr aufhalten. Genauso war es jetzt auch.
    Bei Petes Durchwahl ging keiner ran, also probierte ich es über die Zentrale. Die Frau dort erklärte mir, daß er einen wichtigen Termin habe und deshalb nicht im Hause sei. Natürlich. Ich hinterließ ihm eine Nachricht.
    Ich blieb sitzen und starrte weiter den

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