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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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menschliches Blut.«
    Françoise nahm ein kleines Fläschchen aus dem Kühlschrank, entfernte das Siegel und steckte die hohle Spitze einer frischen Pipette hinein. Wie ein Moskito durch seinen Stachel sog die dünne Kanüle die Flüssigkeit aus dem Fläschchen an. Françoise verschloß das andere Ende der Pipette mit ihrem Daumen.
    Dann steckte sie die Spitze in die andere, durch das Feuer verschlossene Pipette und nahm ihren Daumen weg, woraufhin das Serum von der einen Pipette in die andere tropfte. Während sie das tat, sprach sie weiter.
    »Blut kennt seine eigenen Proteine oder Antigene, wohingegen es fremde Antigene mittels Antikörpern zu zerstören versucht. Manche Antikörper atomisieren fremde Antigene, andere wiederum ballen sie zusammen. Dieses Zusammenklumpen nennt man eine Agglutinationsreaktion.
    Das Antiserum wird im Körper eines Kaninchens oder eines Huhns hergestellt, dem man das Blut einer anderen Spezies injiziert hat. Das Blut des Tieres erkennt die Eindringlinge und produziert Antikörper dagegen. Wenn man einem solchen Tier menschliches Blut injiziert, bildet es ein bestimmtes Antiserum, bei Ziegenblut ein anderes. So kann man spezielle Antiseren für jedes Blut entwickeln.
    Wenn nun das Antiserum für menschliches Blut auf Spuren desselben trifft, findet eine Agglutinationsreaktion statt. Hier, sehen Sie. Ich gebe jetzt zu diesem Serum etwas von unserer Testlösung. Wenn menschliches Blut darin ist, muß sich ein sichtbarer Niederschlag bilden. Das kann man sehr leicht überprüfen, indem man die Flüssigkeit mit reiner Kochsalzlösung vergleicht.«
    Françoise warf die zweite Pipette in den Abfall und nahm das Reagenzglas zur Hand, in dem sie die Probe von Tanguays Handschuh gelöst hatte. Sie nahm mit einer weiteren Pipette etwas von der Lösung auf und gab sie in das Antiserum, das sich in der ersten Pipette befand. Diese stellte sie in einen Halter.
    »Wie lange dauert das denn?«
    »Hängt von der Stärke des Antiserums ab. Etwa zwischen drei und fünfzehn Minuten. Dieses Antiserum ist ziemlich gut, deshalb dürfte es nicht länger als fünf bis sechs Minuten dauern.«
    Nach fünf Minuten sahen wir nach. Françoise hielt die Pipetten mit der Kochsalzlösung und dem Testgemisch unter einer Laborlampe vor ein Stück schwarzen Karton. Nichts. Auch nach zehn und fünfzehn Minuten hatte sich noch kein weißer Niederschlag in der Testlösung gebildet. Sie war noch immer so klar wie die Vergleichslösung.
    »Okay. Es war also kein Menschenblut. Dann gehen wir mal die Tiere durch.«
    Françoise ging zum Kühlschrank und holte ein Tablett mit kleinen Fläschchen heraus.
    »Können Sie damit die genaue Spezies feststellen?« fragte ich.
    »Nein. Nur die Familie. Rind. Hund. Hirsch. Und so weiter.«
    Ich blickte auf das Tablett. Neben den Flaschen stand jeweils der Name einer Tiergattung. Ziege. Ratte. Pferd. Ich dachte an die Pfoten in Tanguays Küche.
    »Versuchen wir es mit Hunden.«
    Nichts.
    »Wie wäre es mit einem Eichhörnchen oder einem Maulwurf?«
    Françoise dachte einen Augenblick nach, dann griff sie nach einem Fläschchen. »Lassen Sie uns zuerst einmal das Rattenserum probieren.«
    In weniger als vier Minuten hatte sich in der Pipette eine Art winziger Pudding gebildet, der oben gelb, unten durchsichtig und in der Mitte milchig-weiß war.
    » Voilà «, sagte Françoise. »Es ist also Tierblut von einem kleinen Nagetier. Mehr läßt sich darüber leider nicht sagen. Ich weiß nicht, ob Ihnen das weiterhilft.«
    »Ja«, sagte ich. »Es hilft mir weiter. Dürfte ich mal Ihr Telefon benützen?«
    » Bien sûr .«
    Ich rief Lacroix an und erklärte ihm mein Anliegen.
    »Geht klar. Aber lassen Sie mir noch zwanzig Minuten Zeit, ich muß noch einen Test abschließen.«
    Ich bestätigte Françoise schriftlich den Erhalt der Handschuhe und nahm sie mit in mein Büro, wo ich die nächste halbe Stunde mit der Arbeit an einem Untersuchungsbericht zubrachte. Dann ging ich zurück ins biologische Labor und trat durch eine Tür mit der Aufschrift Incendie et Explosifs. Feuer und Explosivstoffe.
    Drinnen stand ein Mann im Laborkittel vor einem riesigen Röntgendiffraktometer. Der Mann sagte nichts, und ich schwieg ebenfalls, bis er der Maschine ein Glasplättchen mit weißer Schmiere entnommen und es auf ein Tablett gelegt hatte. Dann blickte er mich mit seinen großen Augen an, die mit ihren langen, dunklen Wimpern so sanft aussahen wie die von Walt Disneys Bambi.
    » Bonjour, Monsieur Lacroix.

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