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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Bißspuren genauer an und war sicher, daß sie von einem Oberkiefer stammen mußten. Ich sah zwei längliche Vertiefungen, die vermutlich von den vorderen Schneidezähnen stammten. Links und rechts daneben waren zwei ähnliche, aber kürzere Abdrücke, und am linken Rand des Bogens erkannte ich noch eine kleinere, fast runde Vertiefung, die möglicherweise von einem Eckzahn stammte.
    Ich wischte die verschwitzten Handflächen an meinem T-Shirt ab, streckte mich und atmete tief durch.
    Okay. Dann wollen wir die beiden Bilder einmal ausrichten.
    Ich wählte den Menüpunkt Bild drehen und rotierte die Aufnahme von Tanguays Zahnbild millimeterweise im Uhrzeigersinn, bis die Abdrücke seines Oberkiefers in etwa in demselben Winkel standen wie die auf dem Stück Käse. In meiner Aufregung mußte ich das Bild mehrmals vor- und zurückrotieren, aber nach einer halben Ewigkeit war ich schließlich mit der Lage der Bilder zufrieden.
    Nun importierte ich Dallairs Bild als neue Ebene in die Aufnahme aus der Rue Berger. Ich wies ihr eine Transparenz von fünfzig Prozent zu, so daß ich darunter das Bild des Käses noch sehen konnte. Das jetzt milchig durchscheinende Bild von Tanguays Bißspuren bewegte ich so lange, bis die Schneidezähne darauf genau über den Schneidezähnen der unteren Aufnahme lagen.
    Großer Gott. Schon auf den ersten Blick sah ich, daß die Zahnabdrücke nicht von ein und derselben Person stammen konnten. Ich konnte das obere Bild drehen und verschieben wie ich wollte, die Bißmarken darauf paßten einfach nicht zu denen auf dem Photo darunter. Tanguays Kiefer war viel schmaler als der, der von dem Käse abgebissen hatte.
    Außerdem war an dem Abdruck aus der Rue Berger eine Unregelmäßigkeit am rechten vorderen Schneidezahn zu sehen, so daß ich vermutete, daß vielleicht ein Stück davon abgebrochen war. Der Zahn gleich daneben hatte eine Schiefstellung von etwa dreißig Grad, die bei dem korrespondierenden Zahn auf Tanguays Abdruck völlig fehlte.
    Tanguay hatte garantiert nicht von dem Käse in der Rue Berger abgebissen.

40
    Wer auch immer in der Rue Berger seinen Unterschlupf hatte, mußte Gabbys Mörder sein. Das jedenfalls legten die beiden gleichen Latexhandschuhe nahe. Und dieser Mann war höchstwahrscheinlich nicht Tanguay. Seine Zähne hatten nicht von dem Käse abgebissen. Also konnte Tanguay nicht St. Jacques sein.
    »Wer, zum Teufel, bist du?« fragte ich mit heiserer Stimme in die Stille meiner Wohnung hinein. Meine Angst um Katy wurde immer stärker. Warum hatte sie nicht angerufen?
    Ich versuchte, Ryan zu Hause zu erreichen. Es ging niemand ran. Ich rief bei Bertrand an. Der war nicht mehr im Büro. Ich versuchte es im Raum der Sonderkommission. Auch hier war niemand mehr. Ich ging in den Garten und schaute durch den Zaun hinüber zur Pizzeria auf der anderen Straßenseite. Der Streifenwagen war verschwunden. Ich war auf mich allein gestellt.
    Ich ging die Möglichkeiten durch, die ich hatte. Was konnte ich tun? Nicht viel. Ich mußte hier sein, wenn Katy zurückkam. Falls sie überhaupt zurückkam.
    Ich sah auf die Uhr. Es war zehn nach sieben. Die Akten. Ich mußte die Akten noch einmal durchsehen. Was sonst konnte ich hier unternehmen? Meine Wohnung kam mir auf einmal wie ein Gefängnis vor.
    Ich zog mich um und ging in die Küche. Obwohl mein Kopfweh immer schlimmer wurde, nahm ich keine Tabletten. Ich war auch ohne Schmerzmittel schon benommen genug. Statt dessen beschloß ich, die Bazillen mit Vitamin C zu bekämpfen. Ich nahm eine Dose mit gefrorenem Orangensaftkonzentrat aus der Tiefkühltruhe und suchte den Öffner. Wo war das verdammte Ding bloß? Ich hatte jetzt nicht die Geduld, ihn zu suchen, nahm ein Steakmesser und säbelte damit den Pappdeckel an der Seite der Dose auf, bis ich den Metalldeckel abnehmen konnte. Ich warf das gefrorene Konzentrat in einen Krug, goß Wasser darauf und rührte um. Kurze Zeit später saß ich, in eine Decke gehüllt, auf der Couch, sah dem Orangensaft beim Auftauen zu und zupfte nervös an meinen Augenbrauen herum.
    Dann nahm ich mir die Damas-Akte vor. Ich ging alle Namen, Orte und Daten, die ich schon mehrmals gelesen hatte, noch einmal durch. Das Monastère St. Bernard. Nikos Damas. Pater Poirier.
    Bertrand hatte Erkundigungen über Poirier eingeholt, und obwohl es mir schwerfiel, mich zu konzentrieren, las ich seinen Bericht noch einmal durch. Der gute Pater war sauber. Ich las noch einmal seine ursprüngliche Aussage und suchte verzweifelt

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