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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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Wohnung. Also stellt sie den Rucksack ab und geht einen Kaffee trinken oder auf einen Schaufensterbummel. Vielleicht sucht sie auch ein Telefon und ruft jeden Augenblick hier an.
    Aber wenn Katy keinen Schlüssel hatte, wie war sie dann durch die Eingangstür in den Hausflur gekommen? Durch die Garage! Sie mußte die Fußgängertür genommen haben, die nicht richtig schloß.
    Das Telefon!
    Ich rannte ins Wohnzimmer. Keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Konnte Tanguay sie in seiner Gewalt haben?
    Das war unmöglich. Er saß doch im Gefängnis.
    Der Lehrer sitzt im Gefängnis. Aber vielleicht ist er gar nicht der Richtige. Oder ist er es doch? War er es, der die Wohnung in der Rue Berger angemietet hat? War er es, der den Handschuh und Katys Bild in Gabbys Grab gelegt hat?
    Die Angst schickte einen Schwall von Übelkeit meine Speiseröhre hinauf. Ich schluckte schwer, was meinem entzündeten Hals gar nicht gefiel.
    Du mußt das überprüfen, Brennan. Vielleicht hatte er ja Ferien, als die Morde geschahen.
    Ich fuhr meinen Computer hoch. Meine Hände zitterten so stark, daß die Finger kaum die richtigen Tasten fanden. Nachdem ich mit einiger Mühe meine Tabelle geladen hatte, starrte ich auf die Zahlen und Daten.
    Francine Morisette-Champoux wurde im Januar ermordet. Sie starb an einem Donnerstag um zehn Uhr vormittags.
    Isabelle Gagnon verschwand an einem Freitag im April, zwischen ein Uhr und vier Uhr nachmittags, und Chantale Trottier an einem Nachmittag im Oktober. Sie wurde zuletzt in ihrer Schule in der Innenstadt gesehen, Meilen entfernt von West Island, wo Tanguay unterrichtete.
    Sie alle waren an einem Wochentag verschwunden oder gestorben, und zwar während der regulären Schulstunden. Nur Trottier war möglicherweise nach der Schulzeit entführt worden.
    Ich griff zum Telefon. Ryan war nicht da. Mein Kopf fühlte sich an wie Blei, und meine Gedanken bewegten sich wie in Zeitlupe.
    Ich versuchte es bei einer anderen Nummer.
    »Claudel.«
    »Monsieur Claudel, hier spricht Dr. Brennan.«
    Er gab keine Antwort.
    »Wo ist die Schule St. Isidor?«
    Er zögerte so lange, daß ich schon glaubte, er würde überhaupt nicht mehr mit mir sprechen.
    »In Beaconsfield.«
    »Und wie lange braucht man von dort in die Innenstadt? Dreißig Minuten?«
    »Aber nur, wenn wenig Verkehr ist.«
    »Wissen Sie, wann dort der Unterricht stattfindet?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Würden Sie mir bitte freundlicherweise eine Antwort geben? Kennen Sie den Stundenplan?« Ich war kurz davor durchzudrehen. Offenbar hörte man das meiner Stimme auch an.
    »Ich kann mich ja mal erkundigen.«
    »Dann finden Sie bitte auch heraus, ob Tanguay an den Tagen, an denen Morisette-Champoux und Gagnon getötet wurden, gefehlt hat oder krankgeschrieben war. Die Schule hat doch bestimmt Unterlagen darüber, schließlich hätte man ja einen Ersatz für ihn organisieren müssen. Möglich wäre allerdings auch, daß die ganze Schule an den Tagen aus irgendeinem Grund geschlossen hatte.«
    »Ich fahre morgen sowieso wieder raus, da–«
    »Nein, jetzt! Ich brauche die Informationen sofort!« Ich war nur noch Millimeter von einem hysterischen Anfall entfernt. Beim kleinsten Anlaß würde ich explodieren.
    Ich konnte fast hören, wie Claudel die Zähne zusammenbiß. Nur zu, Claudel. Leg auf, und ich mache dich fertig.
    »Ich rufe Sie zurück.«
    Ich hockte am Bettrand und starrte stumpfsinnig auf die Staubkörnchen, die in einem Sonnenstrahl durch die Luft tanzten.
    Los, auf. Beweg dich.
    Ich ging ins Badezimmer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Dann holte ich eine quadratische Plastikhülle aus meiner Aktentasche und begab mich wieder an meinen Computer. Das Etikett wies die Photo-CD als »Rue Berger, 25.06.94« aus. Ich öffnete die Hülle, nahm die CD heraus und legte sie ins Laufwerk.
    Dann rief ich ein Bildbetrachtungsprogramm auf und klickte die Menüpunkte Album und Öffnen an. Nachdem ich die einzige auf der CD verfügbare Datei mit dem Namen Berger.abm mit einem Doppelklick angewählt hatte, sah ich in Dreierreihen untereinander kleine Bilder vor mir, die jedes eine Aufnahme aus St. Jacques’ Wohnung repräsentierten. Eine Zeile am unteren Rand des Bildschirms klärte mich auf, daß das Album insgesamt einhundertzwanzig Photos enthielt.
    Ich klickte auf das erste Bild und vergrößerte es. Es zeigte, ebenso wie das zweite und dritte Bild, die aus verschiedenen Blickwinkeln aufgenommene Rue Berger. Auf den nächsten Photos war

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